Baltasar Gracian

Handorakel und Kunst der Weltklugheit

Cover: Handorakel und Kunst der Weltklugheit
Reclam Verlag, Stuttgart 2020
ISBN 9783150109274
Gebunden, 302 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Hans Ulrich Gumbrecht. Baltasar Graciáns "Handorakel" entstand vor über 350 Jahren in Spaniens "Goldenem Zeitalter". Scharfsinnige wie pragmatische Ansichten bündelte der Autor in Maximen, die zum Selbstdenken und zur Selbstüberprüfung herausfordern und einen Leitfaden für ein besseres Leben bilden: Wie erlangt man breites Wissen, einen guten Geschmack? Wie geht man klug mit seinem Umfeld und seinen eigenen Leidenschaften um?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.12.2020

Rezensent Leander Scholz empfiehlt Hans Ulrich Gumbrechts Neubersetzung von Baltasar Gracians Ratgeber aller Ratgeber. Der Schopenhauerschen Fassung eilt Gumbrecht laut Scholz mit dem Wunsch davon beziehungsweise voraus, die ursprüngliche Sperrigkeit wiederherzustellen. Dergestalt bietet der Band Scholz nicht unbedingt eingängige Lektüre, jedoch eine, die den historischen Abstand bisweilen vergessen lässt. Was der Autor 1647 an Ratschlägen zur Lebensführung bei Hofe notiert, findet Scholz schließlich auch für die Gegenwart praktikabel. Dass wir es nicht mit einer höheren Ordnung zu tun haben, sondern nur mit Zufällen und Situationen, wie Gracian feststellt, wer würde das nicht mit Blick aufs Heute auch zugeben wollen, fragt Scholz.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.12.2020

Rezensent Peter Sloterdijk freut sich königlich über Hans Ulrich Gumbrechts Neuübersetzung von Baltasar Gracians "Brevier der Verhaltenskunst" am Hofe. Dass der Text über 350 Jahre nach seiner Entstehung und knapp hundert Jahre nach seiner Übertragung durch Arthur Schopenhauer noch kunstvoll und boshaft zu uns spricht, etwa, wenn Gracian über die Geltungskunst schreibt, die in der neuen Übersetzung für Sloterdijk so passend als Kunst des "Person-Seins" erscheint, findet der Rezensent faszinierend. Und er kann was lernen - über die Weltklugheit - mit jedem Satz, versichert Sloterdijk.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2020

Rezensent Niklas Bender empfand die 300 Aphorismen, mit denen Baltasar Gracián 1647 erklärte, wie man bei Hof Erfolg hat, als Prototyp der psychologischen Literatur: Scharfsinnig, pointiert und mit glänzender Stilistik beschreibt der Autor hier die Möglichkeiten, Schein und Sein zu trennen, um sich in der höfischen Welt Spaniens Macht zu sichern, so Bender. Der Rezensent warnt jedoch davor, die Entlarvung des Scheins einseitig als Kritik aufzufassen: Hier wird auch dessen Nutzen ausgestellt, betont er.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2020

Rezensentin Melanie Möller empfiehlt Hans Ulrich Gumbrechts Neuübertragung von Baltasar Gracians Aphorismen. Für sie kitzelt der Übersetzer die Kühle und gleichzeitige Spitzheit von Gracians stoischen Ratschlägen wunderbar heraus. Das ist für Möller fordernd, etwa betreffend die "drastische Körpermetaphorik", aber auch gewinnträchtig in Gracians alltagstauglicher "Schule individueller Aufmerksamkeit". Es geht um das Individuum und die Gesellschaft, um Vernunft als Kontrollinstanz und die Schlupflöcher der Leidenschaft, erläutert Möller. Dabei fallen zeitlos schöne Beobachtungen an, so die Rezensentin, sofern die Leserin nicht zu viel erwartet.