Aram Mattioli
Viva Mussolini
Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis

Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2010
ISBN 9783506769121
Broschiert, 201 Seiten, 19,90 EUR
ISBN 9783506769121
Broschiert, 201 Seiten, 19,90 EUR
Klappentext
Mit 14 farbigen Abbildungen. Berlusconis Aufstieg zum mächtigsten Mann Italiens wurde von einem tief gehenden Kulturwandel begleitet. Die Gesellschaft ist deutlich nach rechts gerückt. Wie konnte der "Faschismus" in Italien wieder gesellschaftsfähig werden? In die Analyse Aram Mattiolis werden nicht nur Politikerreden, Memoiren, Bestseller und Filme einbezogen, sondern auch Fernsehdiskussionen, Gedenkrituale und die Errichtung von lokalen Denkmälern. Der populistisch und zunehmend illiberal regierende "Cavaliere" hat das Land weit mehr verändert, als selbst ausländische Beobachter meinen. Zur Anomalie des heutigen Italiens gehört, dass der grassierende Revisionismus nur noch von einer Minderheit als Skandal empfunden wird.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.03.2010
Wie spricht das öffentliche Italien heute über seine faschistische Vergangenheit? Im Buch des Basler Historikers Aram Mattioli, das für Henning Klüver gerade zu richtigen Zeit erscheint, findet der Rezensent Antworten. Es steht nicht gut um Italiens Erinnerungskultur, das lernt Klüver hier schnell, die "revisionistische Normalität", so die These des Autors, hat sich durchgesetzt. Mattiolis Untersuchung möglicher Ursachen dafür vermag der Rezensent nur wenig entgegenzusetzen (die Rolle Gianfranco Finis etwa sieht er anders): Der Widerstand gegen den revisionistischen Erinnerungsdiskurs, muss er eingestehen, bleibt im derzeitigen kulturellen Klima Italiens tatsächlich "blass". Um so mehr gilt die Achtung des Rezensenten diesem "leidenschaftlich" geschriebenen Buch und einem Autor, der seine Meinung sagt.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.02.2010
Dass der Faschismus in Italien unter Silvio Berlusconi gezielt verharmlost wurde, so dass rechtsextreme Meinungen mittlerweile von der bürgerlichen Mitte vertreten werden, wie es zu dem neuen Führerkult um den italienischen Minsiterpräsidenten kam, und wie groß Mussolinis Ansehen im heutigen Italien noch ist, erfährt man laut Thomas Schmid aus dem Buch "Viva Mussolini!" von Aram Mattioli. Wie der Rezensent berichtet, geht der Schweizer Historiker dem italienischen Gründungsmythos nach, der die Verfassung von 1948 als Neubeginn nach einer nazifaschistischen Besetzung sieht, aus dem sich Italien aus eigener Kraft befreit habe, ohne den Bürgerkrieg und das 20 Jahre andauernde, auf einen Massenkonsens gestützte faschistische Regime Mussolinis zu thematisieren. Diese Denkstrukturen und ihre Folgen zeigt er auf und kommt zu dem Schluss, dass sich diese bis heute im politischen Machtgefüge Berlusconis gehalten haben und dazu beitragen, "einen neuen Mythos" zu schaffen, "der den Unterschied zwischen Faschisten und Antifaschisten einebnen soll", wie Schmid aus dem Buch schließt.
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