Anne Boyer

Die Unsterblichen

Krankheit, Körper, Kapitalismus
Cover: Die Unsterblichen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751803168
Gebunden, 280 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Daniela Seel. Eine Woche vor ihrem 41. Geburtstag wird der preisgekrönten Dichterin Anne Boyer ein hoch aggressiver Brustkrebs diagnostiziert. Für die alleinerziehende Mutter, die sich von Scheck zu Scheck hangelt, ist diese katastrophale Erkrankung ein Anstoß, Sterblichkeit und die Geschlechterpolitiken von Krankheit neu zu denken. Boyer beginnt, sich schreibend mit dem Krebs und dem gesellschaftlichen Umgang damit auseinanderzusetzen. "Die Unsterblichen" ist zugleich Bericht einer Überlebenden sowie eine groß angelegte Untersuchung von Krankheit im 21. Jahrhundert. Anne Boyer zieht antike Traumtagebücher zurate, analysiert die Kapitalisierung heutiger Gesundheitsversorgung, beschäftigt sich mit Verschwörungstheorien rund um Krebs, mit Schmerz und wie man über ihn sprechen kann, aber auch mit selbsternannten Doloristen, die den Schmerz befürworten, mit Krebsfetischisten und den Lügen großer Unternehmen; sie unterzieht John Donne einer erneuten Lektüre, erfährt, dass ihr Chemotherapie-Medikament vor über hundert Jahren als Senfgas in Produktion ging, und findet schließlich Antworten in der Literatur anderer Autorinnen, die über ihre Erkrankungen und den nahenden Tod geschrieben haben: Kathy Acker, Audre Lorde, Susan Sontag, Virginia Woolf. Alle Genregrenzen hinter sich lassend, hat Anne Boyer ein Buch über Krankheit im gegenwärtigen Kapitalismus geschrieben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.09.2021

Rezensentin Christina Lenz lernt mit Anne Boyers Aufzeichnungen über ihre Brustkrebserkrankung, unsere Sicht auf die Krankheit kritisch zu begreifen. Eben nicht als Mutmacher versteht die Autorin ihr Buch,erklärt Lenz, sondern als radikal ungeschönten Blick auf Schmerz, Angst und die Grausamkeiten des Kapitalismus und der modernen Medizin. Das wirkt, gibt Lenz zu. Schon weil die Autorin für ihre intensiven Erfahrungen eine ungewöhnliche Sprache mit kühnen Bildern findet, sprunghaft und nicht gefällig, wie die Rezensentin schreibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16.05.2021

Rezensent Harald Staun erklärt Anne Boyers Buch über die eigene Krebserkrankung für einen Solitär. Nicht nur, weil die Autorin keine "Trostliteratur" schreibt, sondern weil sie zeigen kann, dass der kranke Körper persönlich und politisch ist. Vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie erscheint Staun, was Boyers über die Medizin und das amerikanische Gesundheitssystem zu sagen hat, über ihren kranken Körper und sein Verhältnis zur Welt, nochmal so interessant. Eine "Geschichte der Krankheit von unten", vom Körper aus betrachtet, erklärt der Rezensent.