Anna Burns

Amelia

Roman
Cover: Amelia
Tropen Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783608500141
Gebunden, 384 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll. 1969 begannen in Irland die Troubles. Doch das kümmert Amelia Boyd Lovett erst einmal wenig. Noch klettert sie jede Nacht und jeden Tag in ihr Versteck, um sich ihre Schätze anzugucken: ein kleines Plastikschaf, ein Groschen mit einem eingeprägten Gebet, eine Tube Glitzer. Und siebenundreißig Gummigeschosse. Eins für jeden Tag, seitdem die britische Armee angefangen hat, damit zu schießen.Amelia ist ein Buch über Gefühle, Familie und Irland während der Troubles. Aber erzählen Sie das nicht der achtjährigen Amelia. Immerhin ist sie es, die in einer verrückten Familie, in einer verrückten Gesellschaft aufwachsen muss und vergessen will, was um sie herum passiert. Denn das ist so einiges: Schülerinnen, die bewaffnet herumspazieren; Babies, die Bomben sein könnten oder auch nicht; Achtjährige, die merkwürdige Dinge sammeln. Wenn Amelia überleben soll, muss sie ihren eigenen Weg finden. Aber kann sie das an einem Ort, an dem die Menschen weder auf sich selbst noch andere Acht geben?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.09.2022

Rezensentin Insa Wilke merkt dem Debütroman von Anna Burns aus dem Jahr 2001 den "Übungsmodus" an, aber auch ein hohes Niveau. Das Erleben eines Mädchens aus den katholischen Arbeitervierteln Nordirlands ab dem Jahr 1969 inmitten der Troubles und der IRA-Spaltung vermittelt die Autorin laut Wilke mit viel Gefühl für die kindliche Wahrnehmung. Dass es Burns gerade auf diese Weise gelingt, die Pathologien der nordirischen Gesellschaft auszuloten, findet Wilke bemerkenswert. Die sprachliche Lakonie und die Registerwechsel im Text lassen Wilke erkennen, wo die Linie zwischen Gut und Böse verläuft.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.06.2022

Rezensent Hans von Trotha ist von Anna Burns' im Original bereits  vor 20 Jahren erschienenen Debüt "Amelia" beeindruckt. Trotha ist sich sicher, dass er dem darin von der titelgebenden Protagonistin erlebten Irlandkonflikt und der damit verbundenen Gewalt selten so nah gekommen ist, wie in diesem "fulminanten" Buch. Er beobachtet Amelia dabei, wie sie zwischen alldem aufwächst, Magersucht, Alkoholismus und einen Zusammenbruch durchmacht und Überlebensstrategien entwickelt. Es ist ein Glücksfall, dass dieses starke, wenn nicht "krasse" literarische Debüt jetzt in deutscher Sprache zugänglich ist, resümiert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.06.2022

Rezensentin Bernadette Conrad findet Gefallen an diesem "grimmigen"  Debütrom  von Anna Burns. Die Man-Booker-Preisträgerin folge in dem 2001 im Original erschienenen Roman Gewalt und Mord auf den Straßen, in der Nacht und innerhalb der Familie der titelgebenden Protagonistin Amelia im irischen Ardoyne zwischen den Jahren 1969 und 1994, erklärt Conrad. Der Text besticht laut Rezensentin trotz aller Hoffnungslosigkeit durch zornigen Humor, zudem durch exzellente Exkursen und "surreale Grotesken". Und spannend ist der Roman auch noch, freut sich Conrad.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.05.2022

Anna Vollmer hält den Zeitpunkt für günstig, den über zwanzig Jahre alten Debütroman von Anna Burns in deutscher Übersetzung zu lesen. Schließlich flammen die alten Konflikte in Nordirland eben wieder auf. Burns' Frauengeschichte aus Belfast, die die konfliktreichen Ereignisse im Nordirland zwischen 1969 und 1994 umfasst, fordert die Leserin laut Vollmer zwar mit Zeitsprüngen, Perspektivwechseln und einem nicht sehr optimistischen Menschenbild heraus, unterhaltsam ist der Text für Vollmer aber dennoch, nicht zuletzt, da die Autorin zu groteskem Humor neigt. Im Vergleich zu Burns' neuem Roman "Milchmann" erscheint das Buch Vollmer wie eine verheißungsvolle Übung.