Andre Heller

Das Buch vom Süden

Roman
Cover: Das Buch vom Süden
Zsolnay Verlag, Wien 2016
ISBN 9783552057753
Gebunden, 336 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Ein 'fleißiger Taugenichts' ist der knapp nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien geborene Julian Passauer. Im Dachgeschoss von Schloss Schönbrunn wächst der Sohn des stellvertretenden Direktors des Naturhistorischen Museums auf, umgeben vom Teehändler und 'Hauswüstling' Hugo Cartor, dem philosophierenden 'Warzenkönig' Grabowiak oder dem ehemaligen Weltklasseschwimmer Graf Eltz, einem begnadeten Geschichtenerzähler. Vaters lebenslange Sehnsucht nach dem Süden setzt sich in Julian fort. Auf einer ausgedehnten Schiffsreise umrundet Julian Afrika, er beginnt ein Studium, bricht es ab und wird schließlich professioneller Pokerspieler. Erst in der Villa Piazzoli am Gardasee scheint er zur Ruhe zu kommen und begegnet den Frauen seines Lebens. Und doch zieht es ihn wieder weiter - nach Süden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.05.2016

Gerhard Melzer entgehen nicht der Zwang zum fiktionalen Konstrukt, die bemühte Stilisierung, die gravitätische Ergriffenheit in André Hellers Debütroman. Dass der Autor seine gekonnten Skizzen und Anekdoten nur mit Mühe über die Klammer des Reifeprozesses seines Helden zum Roman, zum Bildungsroman, zusammentackert, scheint dem Rezensenten eher lästig. Andererseits gefallen ihm Hellers rasch hingeworfenen Situationen, Stimmungen, seine bildintensive Sprache, die feinen Menschenbeobachtungen und Beschreibungen, das Irrlichternde seiner Geschichten, die laut Melzer durchaus für sich stehen können. Wenn nur der allzu deutliche Hinweis auf die Zeichenhaftigkeit alles Erzählten nicht wäre, stöhnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.05.2016

Fans des Wiener Schauspielers, Sängers, Moderators und Zirkusgründers Andre Heller werden seinen Debütroman sicher lieben, glaubt Rezensentin Cathrin Kahlweit. Denn die chronologisch erzählte Entwicklungsgeschichte um den verwöhnten, lebensuntüchtigen Julian, der in Schönbrunn aufwächst und, ausgestattet mit vielen Talenten, auf der Suche nach Ruhe, Bewegung, Glück und Liebe durch sein Leben schlendert bis er schließlich einen Palazzo am Gardasee erwirbt, ist pointenreich, witzig, spielerisch, wortgewaltig, klug und "verschwebt" geschrieben, urteilt die Kritikerin. Auch Hellers magischer Realismus und seine an Helmut Qualtinger oder H. C. Artmann erinnernde bissig-ironische, politische Kritik gegenüber Österreich haben Kahlweit gut gefallen. Und dennoch erscheint ihr das Buch wie eine "Nummernrevue": Trotz großer Erzählkraft und philosophischem Anspruch bleiben ihr die Figuren zu marionettenhaft und die Geschichte, so schön sie auch erzählt ist, verläuft leider ins Leere, moniert die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2016

Rezensentin Daniela Strigl möchte Andre Heller dann doch lieber als Entrepreneur in Erinnerung behalten, nicht als Romancier. Zu sehr spricht aus dem Erzähler dieses anekdotenreichen Episodenromans der Autor, meint sie. Zu wenig ist ihr das Buch Entwicklungsroman, da die Hauptfigur als Kind so altklug ist wie als Gereifter. Alles Privatmagische in dem Text kann Strigl nicht überzeugen. Und ein Dichter, der zu viele Worte macht (um Wien etwa) ist höchstens manieriert und schlimmstenfalls, auch das kommt leider vor im Buch, findet Strigl, unerträglich. Die wenigen schönen Szenen gehen darin unter, meint sie.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.04.2016

Rezensent Ulrich Weinzierl gesteht seine Befangenheit: er hatte schon das Manuskript dieses späten ersten Romans von André Heller für gut befunden und es selbst dem Zsolnay Verlag zwecks Veröffentlichung vorgeschlagen. Das Buch sei aber nun einmal auch großartig, so der Rezensent. "Das Buch vom Süden" erzählt die Geschichte eines Taugenichts, der, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, in Wien aufwächst und später an den Gardasee geht, um "ein gelungener Mensch" zu werden, fasst Weinzierl zusammen, ein klassischer Bildungsroman also, befindet er. In sprachlichen Details weiß Heller die vergangene Epoche aufleben zu lassen, des nach Norden geschrumpften Österreichs, das sich nach den verloren gegangenen Zypressen sehnt, beschreibt der Rezensent, der einen Roman brauchte, um endgültig davon überzeugt zu sein: Heller ist mit Haut und Haar Poet.