Agnès Catherine Poirier

An den Ufern der Seine

Die magischen Jahre von Paris 1940 - 1950
Cover: An den Ufern der Seine
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783608964011
Gebunden, 508 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Monika Köpfer. Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebt Paris in den Jahren 1940 bis 1950 seine Wiedergeburt:  Agnès Poirier lässt den Flair und das geistig-künstlerische Leben in einer der aufregendsten Metropolen der Welt lebendig werden. Das Porträt einer ganzen Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein und Lebensgefühl bis heute revolutionieren. Im besetzten und im befreiten Paris trafen sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg die kreativsten Köpfe, die originellsten Stimmen und die leidenschaftlichsten Selbstdarsteller ihrer Generation. Sie brachen mit dem kapitalistischen System und errichteten eine antibürgerliche Gegenwelt. Bei Absinth, Pastis und Ersatzkaffee mit Sacharin fragten sie sich im Café de Flore: Wer bin ich? Wie können wir überleben? Wie wollen wir leben? Jetzt, heute, morgen, überhaupt. Agnès Poirier erzählt von den menschlichen Dramen, die die Entstehung großer Werke der Kunst und Literatur begleiteten: In dem magischen Jahrzehnt zwischen 1940 und 1950 wagten es de Beauvoir, Sartre, Giacometti, Picasso, Beckett, Koestler u.v.a., radikal anders zu denken, zu handeln, zu leben. Was sie damals intellektuell und künstlerisch entfalteten, prägt noch heute unser Denken und unsere Lebensweise und beeinflusst uns bis in die Art, wie wir uns kleiden und uns geben. Agnès Poirier entführt uns mitten hinein in eine Stadt mit all ihren Leidenschaften, menschlichen Tragödien und künstlerischen Triumphen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.04.2019

Sehr angeregt streift Rezensent Eckart Goebel durch dieses Buch, das er mit einem gelungenen, bunten, manchmal vielleicht etwas oberflächlichen Arte-Feature vergleicht. Aber Energie hat die Autorin, ungeheuer viel gelesen hat sie, auch von kleineren Akteuren dieser ungeheuer geniereichen Zeit: von Beauvoir über Bellow bis Dior, Gréco und Picasso reiche das Spektrum des Buchs. Zuweilen grenze Poiriers Bilderbogen etwas an den Kitsch. Auch hätte man die Protagonisten in der deutschen Übersetzung nicht nach ihren Vornamen nennen sollen, kritisiert der Rezensent. Aber insgesamt gibt er eine deutliche Leseempfehlung. Und zweierlei bleibt für ihn vom Existenzialismus: Camus und Sartre seien Vordenker eines "Dritten Wegs" und geeinten Europa. Und vor allem habe der Existenzialismus eine neue Rolle der Frau skizziert. Darum ist das Buch für Goebel auch eher eine Hommage an Simone de Beauvoir als an Jean-Paul Sartre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2019

Helmut Mayer stellt fest, dass es Agnes Poirier in ihrem Buch vor allem um das Wer-mit-wem zu tun ist, weniger um eine Vertiefung in die Debatten und politischen Hintergründe der von ihr anvisierten Pariser Jahre 1940-50. Wer sich daran nicht stört, bekommt laut Rezensent bei Poirier einen netten Reigen intellektueller, künstlerischer und vor allem erotischer Szenen geboten, erstellt aus primären und sekundären Quellen, kurzweilig arrangiert, und nicht nur die üblichen Verdächtigen von Sartre/Beauvoir bis Picasso streifend, sondern auch weniger Bekannte wie Edith Thomas oder Janet Flanner.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.03.2019

Helmut Böttiger seufzt erschöpft angesichts all der Klischees, die Agnes Poirier in ihrem Buch über das Paris von 1940-50 aneinanderreiht. Von tiefschürfender Abhandlung zur Philosphie oder Politik jener Zeit bei ihr keine Spur, warnt der Rezensent. Die Autorin, erklärt er, langt höchstens lustvoll, jedoch auch sehr beliebig hinein in das Arsenal des Wissens über jene Zeit, um ihre meist amourös geprägten Episoden aus dem Cafe Flore mit Miles Davis, der Greco, mit Sartre und der Beauvoir, Miller und Cocteau pastös farbig auszuschmücken. Ein allein auf Wirkung hin konzipiertes Buch ohne Widersprüche, so Böttiger einigermaßen enttäuscht.