Magazinrundschau - Archiv

Nature

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 19.01.2021 - Nature

Wie entwickelt sich aus einer Zelle eine Körperform? Wie formt sich ein Herz in einem Embryo? Dieser Frage geht Amber Dance in diesem faszinierenden Artikel nach: "Die Gruppe von Timothy Saunders, Entwicklungsbiologe an der National University of Singapore, untersuchte zum Beispiel die Herzbildung in Embryonen der Fruchtfliege Drosophila. Es gibt ein entscheidendes Ereignis, wenn zwei Gewebestücke zusammenkommen, um eine Röhre zu bilden, aus der schließlich das Herz wird. Jedes Stück enthält zwei Arten von Herzmuskelzellen. Damit ein gesundes Herz entstehen kann, müssen sich die Teile richtig zusammenfügen, sich gleich zu gleich gesellt haben. 'Wir haben oft Fehlstellungen gesehen, die dann korrigiert wurden', sagt Saunders. 'Was hat die Korrektur verursacht?' Es stellte sich heraus, dass es eine Kraft im Inneren der Herzzellen selbst ist. Ein Protein namens Myosin II, ein naher Verwandter des Proteins, das Muskelzellen kontrahieren lässt, ist dafür bekannt, dass es während des Aufklappvorgangs von der Mitte jeder Zelle zu ihrem Rand hin und her fließt. Der Wissenschaftler Shaobo Zhang fragte sich, ob das Myosin eine Kraft erzeugen könnte, die an den gepaarten Zellen zerrt und so die Verbindung zwischen nicht zusammenpassenden Typen unterbricht. Um seine Theorie zu testen, schnitt Zhang die gepaarten Zellen mit einem Laser auseinander. Die Zellen zuckten voneinander weg, wie ein gespanntes Gummiband, das mit einer Schere zerschnitten wird. 'Wir konnten einen schönen Rückstoß sehen', sagt Saunders. Aber als das Team Zellen ohne Myosin II auseinander schnitt, 'ging es einfach, mmph, nichts passierte'. Wie Finger, die ein Gummiband auseinanderziehen, erzeugt das Myosin die Kraft, von innen an den Verbindungen zu zerren. Nicht zusammenpassende Zellen, deren Verbindung unterbrochen wird, haben dann eine neue Chance, die richtigen Partner zu finden." Myosin II ist die Thelma Ritter der Zellpaarung!

Magazinrundschau vom 29.09.2020 - Nature

In einem Beitrag des Magazins erkundet Maryn McKenna das Paradox, dass Pharmafirmen es sich kaum noch leisten können, Antibiotika und andere lebensrettende Medikamente zu entwickeln: "Antibiotika verhalfen den profitabelsten Pharmaunternehmen zu enormem Wachstum und gehören heute zu den am dringendsten benötigten Medikamenten. Der Markt für sie aber ist kaputt. Seit fast zwei Jahrzehnten meiden die großen Unternehmen das Geschäft mit ihnen, weil der Preis die Entwicklungskosten nicht aufwiegt. Es sind vor allem kleine Biotech-Firmen, die heute an Antibiotika forschen, viele von ihnen arbeiten auf Kredit, viele scheitern … Ein neues Antibiotikum auf den Markt zu bringen, ist eine Herkules-Aufgabe. Nur 14 Prozent aller Antiobiotika der Versuchsphase 1 erhalten eine Genehmigung. 2016 schätzten Ökonomen die Kosten von der ersten Entdeckung eines kurativen Moleküls bis zur Genehmigung durch die US-Behörden auf 1,4 Milliarden Dollar, weitere Millionen für Marketing und Beobachtungsstudien kommen hinzu. Als Unternehmen wie Eli Lilly oder Merck Mitte des 20. Jahrhunderts Antiobiotika herstellten, konnten sie die Kosten auf ihre vielen Unternehmensbereiche umlegen. Erwarben große Firmen kleinere, deren Medikamente vorklinisch vielversprechend waren, übernahmen die großen die Schulden der kleinen. Dieses Businessmodell gibt es nicht mehr … Darüber hinaus gibt es ethische Zwickmühlen: Weil jede Behandlung eines Bakteriums mit einem Antibiotikum das Risiko einer Resistenz erhöht, bedeutet, einen Patienten damit zu behandeln, das Risiko einzugehen, die Heilungskraft zu mindern. Daher gibt es die Forderung, Antibiotika möglichst langsam einzusetzen. Das macht sie auf lange Sicht nutzbar, ruiniert aber den Handel."