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Marie Claire

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 05.11.2019 - Marie Claire

Hymen, auch bekannt als Jungfrauenhäutchen, spielen in vielen Kulturen eine große Rolle. Angeblich sollen sie die "Unberührtheit", also sexuelle Unerfahrenheit einer Frau beweisen. Das ist medizinisch absoluter Unsinn, erklärt Sophia Jones in ihrer Reportage. Dennoch werden auch in den USA noch regelmäßig Tests vorgenommen, die die Jungfräulichkeit einer Frau beweisen soll. Standards gibt es dafür - wen wundert's - nicht. "In den Vereinigten Staaten hat die Jungfräulichkeit nach wie vor einen großen Einfluss auf die Bildung, gesellschaftliche Normen und sogar die Regierungspolitik: Im Jahr 2017 ging ein Drittel der Bundesmittel für die Teenager-Sexualaufklärung an abstinenzbasierte Programme, obwohl Studien zeigen, dass eine solche Aufklärung nicht unbedingt sexuelle Aktivitäten verhindert. Die Sprache über die Jungfräulichkeit verstärkt den Mythos, dass der Körper einer Frau etwas ist, das sie traditionell einem Mann geben sollte und dies eine einmalige Sache ist: Sie hat ihre Jungfräulichkeit verloren; sie hat sie ihm gegeben; er hat ihre Kirsche geöffnet; sie wurde entjungfert. Doch Jungfräulichkeit ist kein medizinischer Begriff - ihre Beschreibung findet man nicht in 'Grays Anatomie' - sie ist ein soziales Konstrukt, das je nach Gemeinschaft, Religion und Kultur sehr unterschiedlich in seiner Bedeutung ist. Jungfernhäutchen variieren, wie viele Körperteile, stark in Form und Größe. Die meisten befinden sich in der Nähe des Eingangs der Vagina und bilden eine Sichel- oder Donutform um die Öffnung. Einige Frauen haben ein geteiltes Jungfernhäutchen, in dem es ein zusätzliches Stück Membran gibt, das zwei Öffnungen schafft; andere haben ein mikroperforiertes Jungfernhäutchen oder eine Membran, die den Eingang zur Scheide fast vollständig bedeckt oder ein siebförmiges Jungfernhäutchen mit vielen kleinen Löchern. Sehr selten kann eine Frau ein Jungfernhäutchen haben, das den Eingang der Scheide vollständig bedeckt, das so genannte unperforierte Jungfernhäutchen. Diese Art von Jungfernhäutchen kann die Menstruation ebenso erschweren wie Sex und kann eine kleine Operation erfordern. Manchmal werden Mädchen ohne Jungfernhäutchen geboren, andere mit so dicken Jungfernhäutchen, dass sie auch nach dem Sex intakt bleiben. Trotz der Tatsache, dass die Wissenschaft etwas anderes sagt, besteht der Mythos fort, dass ein Jungfernhäutchen beim ersten Geschlechtsverkehr zerstört wird."