Zsuzsa Bank

Heißester Sommer

Erzählungen
Cover: Heißester Sommer
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783100052216
Gebunden, 152 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Etwas ist zu Ende: eine Frauenfreundschaft, eine alte Liebe, eine Kindheit in der Vorstadt, eine Reise ans Meer, ein ganzes Leben. Etwas hat sich verschoben, unmerklich, und alles geht weiter und nichts bleibt wie es war. Zsuzsa Bank erzählt von Menschen, die eines Tages einfach die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen. Von Larry, dem koksenden Dreizentnermann, der Gedichte schreibt. Von Lydia, die der Wind mitnimmt. Von Lisa, die für einen Nachmittag in das winzige italienische Bergdorf zurückkehrt, das ihre Mutter einst verließ, mitten im heißesten Sommer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2005

Zsuzsa Bank hat es sich für ihr zweites Buch nicht leicht gemacht, gesteht Christiane Zintzen, einen durchkomponierten Band von zwölf Erzählungen, die alle vom Abschied erzählen, vom Ende der Kindheit und der Melancholie des Erwachsenwerdens. "Reduzierte Lexik" und "verknappte Information", so Zintzen, erzeugen den Eindruck von "Kühle und stummem Schmerz". Zumindest in den ersten beiden Geschichten, denn bei der dritten und vierten Geschichte verliert dies seinen Reiz, meint die Rezensentin, die angesichts eines beständig "leiernden Zeitenwechsels" zwischen dem Damals und dem Jetzt bald Ermüdungserscheinungen zeigte. Auch manches Klischee - koksweiße Weihnacht bei der Boheme in der Großstadt, Autobahn-Tristesse in der Provinz störten Zintzens Lesegenuss, die nun auf Banks drittes Buch warten muss.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2005

Wolfgang Schneiders nach dem gefeierten Debüt "Schwimmer" naturgemäß hohe Erwartungen an Zsusza Bank erfüllen sich zu seinem Bedauern nicht. An die ersten beiden Geschichten des Erzählbandes kann er sich unmittelbar nach der Lektüre schon nicht mehr erinnern, was er der Konzentration auf Einzelheiten bei "allgemeiner Verschwommenheit" zuschreibt. Zsuzsa Bank versuche vergeblich, das Eigentliche zu erzählen, indem sie es nicht erwähnt. Dieser legitime "Kunstgriff" misslinge aber, und das Ganze werde schlicht "nichtssagend". Grundmotiv aller Erzählungen ist laut Rezensent das Wiedersehen von Bekannten, die feststellen, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Leider schaffe es Bank nicht, aus diesem Sujet die "schwebende Melancholie" zu entfalten, mit der sie bekannt wurde. Und so hofft Schneider schließlich darauf, dass das unbestritten "außerordentliche stilistische Vermögen" der Autorin demnächst auf fruchtbarerem Boden angewendet wird.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.10.2005

Die erste Erzählung um eine Frau, die der Tochter einer ehemaligen Freundin begegnet und sich mit ihr über Vergangenes austauscht, findet noch Gnade in den Augen der Rezensentin Marion Lühe. Doch die versöhnliche Stimmung währt nicht lange. Je mehr Erzählungen man lese, so Lühe, desto bekannter kommen einem sowohl die Charaktere als auch die Szenarien vor. Und schließlich sei alles ein einziger, in eingeübte Lakonie getränkter Brei. Besonders ärgerlich findet die Rezensentin dabei, dass Banks - anstatt auf das Eigentliche, Schmerzhafte einzugehen - es "zwischen den Zeilen" wegsperrt und sich darauf beschränkt, "eine gewisse Stimmung wohliger Traurigkeit heraufzubeschwören". So wie es eben gerade in der jungen deutschen Literatur in sei. Während die Melancholie in Banks erstem Roman "Der Schwimmer" noch glaubwürdig erscheine, wirke sie hier nur noch wie eine "Masche", so das entnervte Fazit der Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2005

Zuerst einmal das Positive: Andreas Isenschmid lobt Zsuzsa Banks Fähigkeit, mit dosiert eingesetzten Ungenauigkeiten ihrem empfindlichen Sujet der "Verluste und Verfehlungen" gerecht zu werden. Werde man hier zu konkret, doziert der Rezensent, dann könne das Ganze schnell "läppisch" wirken, bleibe man allerdings zu sehr im Ungefähren, wirke es schnell "verblasen". Nein, Zuzsa Bank treffe den richtigen Ton, wenn sie von Entfremdung und Ungewissheit erzählt, finde dafür "sprechende Augenblicke", wie das mit einem Friedhof verglichene winterliche Empire State Building. Und auch die "lyrische, weiche Syntax" mit langen Sätzen, die sich dem Erzählten "anzuschmiegen" scheinen, lassen Isenschmid frohlocken. Dass er mit "Heißester Sommer" trotzdem nicht so zufrieden ist wie mit Banks Debütroman "Der Schwimmer" liegt an einigen missglückten Stücken und dem Befund, dass er sich viele der Geschichten nicht hat merken können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.09.2005

"Nichts weiter als das x-mal schon Gehörte" liest Helmut Böttiger gelangweilt in Zsuzsa Banks Erzählungen, die sich seiner Meinung nach, wären sie ein paar Jahre früher erschienen, in einen "Judith Hermann-Sog" von Geschichten eingereiht hätten, der ihm offensichtlich überhaupt nicht gefällt. Er ist verwirrt von zu vielen Vornamen zu vieler Mädchen, von Banalitäten und Konstruktion. Und vermisst dabei das Wesentliche, das, vermutet er, durch sein Fehlen umso stärker in den Mittelpunkt rücken soll, etwa, wenn in einer Geschichte die Magersucht stets nur angedeutet wird, aber nie direkt ausgesprochen. Trugschluss, feixt Böttiger, weil das "angedeutete Geheimnis sich doch niemals als so groß erweist, wie es zunächst scheint". Enttäuscht resümiert der Rezensent schließlich, dass dieser Erzählband nicht an den Erfolg von "Der Schwimmer"anknüpfen kann und stattdessen im "generationsspezifischen Verlorenheitston" liegen bleibt.
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