Yael Inokai

Ein simpler Eingriff

Roman
Cover: Ein simpler Eingriff
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446272316
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Meret ist Krankenschwester. Die Klinik ist ihr Zuhause, ihre Uniform trägt sie mit Stolz, schließlich kennt die Menschen in ihrem Leiden niemand so gut wie sie. Bis eines Tages ein neuartiger Eingriff entwickelt wird, der vor allem Frauen von psychischen Leiden befreien soll. Die Nachwirkungen des Eingriffs können schmerzhaft sein, aber danach fängt die Heilung an. Daran hält Meret fest, auch wenn ihr langsam erste Zweifel kommen."Ein simpler Eingriff" ist nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die in einer Welt starrer Hierarchien und entmenschlichter Patientinnen ihren Glauben an die Macht der Medizin verliert. Es ist auch die intensive Heraufbeschwörung einer Liebe mit ganz eigenen Gesetzen. Denn Meret verliebt sich in eine andere Krankenschwester. Und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.09.2022

Rezensentin Judith von Sternburg staunt über die Direktheit und die Konzentration der Handlung in Yael Inokais drittem Roman. Es geht um einen nicht näher bestimmten, aber bedeutenden medizinischen Eingriff, eine Gehirn-OP, die die Protagonistin über sich ergehen lässt oder ergehen lassen muss, um wieder ein "normales" Leben führen zu können. Das bei der Definition dessen, was ein normales Leben ist, und auch sonst bei den Vorgängen im Text "etwas nicht stimmt", entgeht Sternburg nicht. Ebenso der Umstand, dass die Autorin hier, "anregend erzählt", das Thema Freiheit gegen Funktionstüchtigkeit in Stellung bringt. Spannend! findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.04.2022

Rezensent Paul Jandl ist voll des Lobes für Yael Inokais Roman über einige Patienten und das medizinische Personal in einer psychiatrischen Klinik. Das Buch erscheint ihm wie ein Rorschachtest, bei dem der Leser stets mehr zu erkennen meint, als er versteht. Wie Inokai voller Andeutungen, in dichten Bildern, lakonischer Sprache und mit gezielter Unschärfe über die Psychiatrie schreibt, über Empathie und Liebe und alles zu einem Happy End führt, hält Jandl für stark.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2022

Rezensentin Marie Schmidt stellt drei Romane vor, die sich mit der Klinik als "Ort literarischer Freiheit" beschäftigen. Einer davon ist Yael Inokais dritter Roman: Eine Frau zieht in ein Schwesternwohnheim, um als Krankenpflegerin bei Eingriffen zu helfen, die psychische Störungen operativ entfernen sollen, resümiert Schmidt. Unsicher darüber, ob hier eine Vergangenheit oder eine dystopische Zukunft kreiert wird, entsteht für die Rezensentin der Eindruck einer "futuristischen Vergangenheit", wie sie sie von Romanen wie "Handmaid's Tale" kennt. Mit "feiner, naiver Sensibilität" erzähle Inokai diese Geschichte einer Pflegerin, die sich im Mitgefühl für ihre Patienten beinahe selbst verliert, bis sie sich in der Liebe zu einer Kollegin wiederfindet, bemerkt Schmidt enthusiastisch. So sei der Roman ein "besonders kostbares Beispiel" für Bücher über lesbische Frauen und ordnet sich zugleich in den losen Kanon der "Psychiatrieromane" ein, meint die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.02.2022

Rezensentin Lara Sielmann gefällt Yael Inokais "kammerspielartige" Geschichte um den Alltag einer Krankenschwester in einer Kopfklinik, ihre Partnerin und eine Patientin gut. Dass sich die Autorin ganz auf die drei Hauptfiguren konzentriert und Ort, Zeit und Umstände weitgehend unbestimmt lässt, passt laut Sielmann in gewisser Weise zu der pointierten Sprache. Eine fein verdichtete Story um Machtstrukturen und Emanzipation, findet die Rezensentin.