Cornelia Schleime, Martin Walser

Das Traumbuch

Postkarten aus dem Schlaf
Cover: Das Traumbuch
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498003197
Gebunden, 144 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Mit 36 Abbildungen. Dieses Buch hält Träume aus fünfundzwanzig Jahren fest, geträumt und aufgeschrieben von Martin Walser, zu Bildern gemacht, auf Bildern inszeniert von Cornelia Schleime. Und es ist wie so oft: Der Träumer kann fliegen, im Handumdrehn kommt er von einem Ort zum nächsten, er macht sich lächerlich und muss erkennen, dass er, während er sich lächerlich macht, gerade auf einer Bühne steht, vor Zuschauern ... Und so berichtet der Schriftsteller von Witz und Schrecken, Peinlichkeit und Rettung in seinen Träumen, und die Malerin folgt ihm kongenial. Natürlich taucht Unbekanntes auf, der Selbstkostenpreis Gottes zum Beispiel. Oder gefiederte Hunde. Oder Wörter wie branghementique, die es nicht gibt, oder Kinder, die mit Krawatten auf die Welt kommen. Aber auch Bekanntes und Bekannte haben ihren Auftritt, die Stadt Wasserburg vor allem, dann auch Thomas Mann und Rudolf Augstein und Pete Sampras. Oder Maria Stuart, Edgar Selge und Jürgen Habermas. Und die bekannte unbekannte Schönheit, naheliegenderweise. Immer wieder. 

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.03.2022

Rezensent Christoph Schröder scheint gerührt angesichts von Martin Walsers Träumen, die er als "Brückenschlag" zwischen Bewusstseins- und Zeitebenen deutet. Einerseits erscheinen ihm Walsers Traum-Miniaturen über das Alter, die eigene Karriere, den Bodensee für den Leser vorausssetzungslos zu sein, andererseits ahnt Schröder, dass es die Lektüre erleichtert, ist man mit Walsers Interventionen, Weggefährten und Feinden vertraut, etwa wenn MRR in einem Traum seinen Auftritt hat und mit dem Autor eine Fechterei (mit Holzstöcken) austrägt. So ausgerüstet erwartet den Leser eine altersmilde, humorvolle, durchaus originelle Lektüre, die durch Cornelia Schleimes Postkartenverfremdungen noch gewinnt, wie der Rezensent versichert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.03.2022

Rezensentin Marie Schmidt schämt sich nicht, in Martin Walsers von Cornelia Schleime illustrierten Traumprotokollen zu lesen. Was ein Großschriftsteller träumt, ist schließlich für die Öffentlichkeit von Bedeutung, meint sie. Auch wenn Walser über sein reduziertes Geschlecht schreibt? Immerhin trifft der Autor im Traum auf MRR, mit dem er stöckchenfechtet, auf Thomas Mann, Hitler und Habermas und Augstein auf dem Motorrad. Lustig, findet Schmidt, und auch aufschlussreich, erinnern die Protokolle doch an manche öffentliche Debatte und die alte BRD.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.03.2022

Rezensent Peter Kümmel kämpft sich mit dem alten Walser, der sich hier als "junger Schläfer" entpuppt, durch die Nacht. Wie gern der Kritiker das tut, erfahren wir nicht, dafür lesen wir von allerhand Begegnungen. Reich-Ranicki taucht natürlich auf, Rudolf Augstein cruist auf dem Motorrad durch Walsers Träume - und der Kritiker Joachim Kaiser packt ihn am Penis. In anderen Träumen wächst ein Penis nach, "Einnässträume" sind dabei, es geht um soziales Versagen, vielleicht um den Tod, glaubt Kümmel. Mehr über Walser und dessen Werk erfährt er hier allemal - und die Illustrationen von Cornelia Schleime sorgen für die lüstern-unheimliche Erweiterung der "staubtrockenen" Texte, schließt der Kritiker.