Willi Jasper

Lessing

Aufklärer und Judenfreund. Biografie
Cover: Lessing
Propyläen Verlag, München 2001
ISBN 9783549071465
Gebunden, 471 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) - Kritiker, Dichter, Philosoph, Wegbereiter der Aufklärung, Begründer einer deutschen Nationalliteratur, der mit seinem Drama "Nathan der Weise" dem Geist der Humanität und Toleranz ein Denkmal gesetzt hat. So steht es in den Schulbüchern. Aber wer war dieser Mann, der schon mit seinen frühen Stücken Publikum und Kritiker provozierte, der ein rastloses Leben führte und der Spielerleidenschaft frönte, dessen geistige Unabhängigkeit und demonstrative Freundschaft mit Moses Mendelssohn bevorzugtes Objekt der antiintellektuellen und antisemitischen Affekte seiner Zeitgenossen waren? Willi Jasper zeichnet ein neues, modernes Lebensbild dieses rebellischen Intellektuellen und zugleich ein Porträt der geistigen Situation des deutschen Bürgertums in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.01.2002

Lothar Müller widmet sich dem Abschlussband der Werkausgabe Lessings und einer neuen Lessing-Biographie.
1. Werke 1778-1781
Voller Begeisterung scheint der Rezensent diesen Lessing-Band gelesen zu haben. Dankenswerterweise widme sich dieser Band nicht nur dem Dramatiker Lessing, sondern auch dem Lessing, der sich mit Leidenschaft um das Nebensächliche bemüht, wobei sein Genie überaus deutlich sichtbar werde. Es seien die verschiedensten, teils auch unvollständigen Texte und Fragmente aus Lessings Werk zusammengetragen worden, wobei die "zersplitterte Gelehrsamkeit" Lessings in seinen unterschiedlichen Ausprägungen deutlich sichtbar werde, was zur Vollständigkeit des Lessing-Bildes der Leserschaft einen kostbaren Beitrag leiste. Zudem lobt Lothar Müller die Tatsache, dass die Schriften ausführlich kommentiert wurden, was erheblich zum Verständnis beitrage.
2. Lessing. Aufklärer und Judenfreund.
Von Jaspers Lessing-Biographie zeigt sich Lothar Müller dagegen alles andere als begeistert. Der einzige Vorzug dieses Buches sei darin zu sehen, dass es Lessing eventuell weitere Leser zu vermitteln vermag. Ansonsten allerdings hat er einiges zu bemängeln. Statt eines vielschichtigen und toleranten Denkers und Schriftstellers werde hier ein Lessing gezeigt, der durch Liebschaften, Betrügereien und Geldgier charakterisiert werde. Zudem reihe Jasper die Werke "wie Perlen auf die Lebensschnur", ohne in ihr Inneres zu dringen oder der Verbindung zwischen Text und Lebenswirklichkeit des Autors ein auch nur halbwegs angemessenes Interesse entgegen zu bringen. Daher das vernichtende Fazit des Rezensenten: "Eine intellektuelle Biografie des Rätsels Lessing ist dies nicht."
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2001

Rolf-Bernhard Essig bespricht in einer Doppelrezension zwei Biografien deutscher Dramatiker, wobei ihm nur eine wirklich gefallen hat.
1. Willi Jasper: "Lessing. Aufklärer und Judenfreund"
Diese Biografie Lessings kann der Rezensent gar nicht genug loben, zumal zu seiner Überraschung die von ihm als Gegensatzpaar begriffene Frische und philologische Korrektheit sich in der Darstellung durchaus die Hand reichen. Er preist den "gewinnenden Stil" des Autors, der "eigene Forschungsergebnisse" aufzuweisen habe und bescheinigt dieser Lebensbeschreibung, sowohl auf der "Höhe der Zeit" zu sein, als auch ihrem Gegenstand völlig gerecht zu werden. Lediglich "Kleinigkeiten" wie den Titel und kleinere "Fehlurteile" kritisiert er, doch die können seiner Begeisterung keinen Abbruch tun.
2. Jörg Aufenanger: "Das Lachen der Verzweiflung. Grabbe. Ein Leben"
Weniger glücklich ist der Rezensent mit der Biografie Grabbes. Zwar äußert er Verständnis für die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens, denn gesicherte Fakten zu Grabbes Leben sind rar. Er kann also nachvollziehen, dass Aufenanger auf "Spekulationen" angewiesen war, doch stört es ihn, dass der Autor sich allzu sehr von seinem Forschungsobjekt "einnehmen" lässt, was bis in die Sprache Aufenangers wirke. Ein bisschen weniger "Empathie" hätten dem Buch gut getan, meint der Rezensent, der insgesamt die "Einseitigkeit" und Parteilichkeit des Biografen beklagt.