Werner Krauss

Werner Krauss: Briefe 1922 bis 1976

Cover: Werner Krauss: Briefe 1922 bis 1976
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783465031826
Broschiert, 1054 Seiten, 74,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter Jehle u.a. Für diese Briefausgabe wurden aus einem umfangreichen Nachlass 600 Schriftstücke von und an Werner Krauss (19-1976) ausgewählt. Sie zeigen den Romanisten im Gespräch mit bekannten Wissenschaftlern, Emigranten wie solchen, die zwischen 1933 und 1945 im Land blieben oder erst in der Nachkriegszeit hervortraten - Erich Auerbach, Ernst Bloch, Herbert Dieckmann, Ernst Engelberg, Hans Robert Jauß, Erich Köhler, Herbert Marcuse, Claudio Sanchez-Albornoz, Albert Soboul, Leo Spitzer, Franco Venturi - aber auch mit Familienangehörigen, Freunden und Weggefährten aus Deutschland, Frankreich und Spanien. Im Briefwechsel mit der Mutter gewinnt eine mit dem Todesurteil gegen Krauss verbundene, zweieinhalb Jahre dauernde Odyssee durch verschiedene Haftanstalten des Naziregimes Konturen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2002

Außerhalb seines Fachs, der Romanistik, dürfte, wie der Rezensent (Kürzel upj.) meint, Werner Krauss mehr oder weniger vergessen sein. Die Briefe verweisen jedoch auf ein hoch interessantes Leben. In der Nazizeit brachte ihn der Kontakt zum Widerstand ins Gefängnis, das anfängliche Todesurteil wurde revidiert. Mit Hans Mayer und Ernst Bloch hatte er nach dem Krieg den Ruf der Universität Leipzig neu begründet - als die beiden die DDR verließen, blieb er jedoch, die "Konditionen" dieser Entscheidung lassen sich, so upj., "zwischen den Zeilen" der Briefe nachlesen. Diese "monumentale" Ausgabe ist, versichert der Rezensent, für weitere Kreise als die nur an der Nachkriegsromanistik Interessierten, lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.08.2002

Äußerst aufschlussreich findet Gert Lange den Band mit Briefen des 1900 geborenen und 1976 verstorbenen Romanisten Werner Krauss. Sehr ausführlich geht der Rezensent in seiner langen Besprechung auf die einzelnen Lebensstationen des Wissenschaftlers ein. Krauss hatte ohne Zweifel, meint der Rezensent, ein ausgesprochen bewegtes Leben. Während des Nationalsozialismus wurde er wegen seiner Kontakte zur "Roten Kapelle" zum Tode verurteilt, saß nach Umwandlung der Strafe in Zuchthaushaft im Gefängnis, konnte der KZ-Haft entfliehen, lehrte nach dem Krieg kurze Zeit in Marburg, dann in Leipzg und am Ende in Berlin. Der "gewichtige" Briefband gibt über die "dramatischen Schicksalsläufe" dieses Romanisten Auskunft, abgesehen davon, dass Krauss mit vielen Größen der Literatur und Kunst intensiven Austausch pflegte, informiert Lange. Und eines mache dieser Band in jedem Fall deutlich: Krauss war, so der Rezensent", "bis ans Lebensende" ein "zerrissener Mensch", der zwischen "Disziplin und Drogensucht", "literarischen" und "wissenschaftlichen Ambitionen" und "existenzieller Taktik und Standhaftigkeit" hin und herpendelte.