Werner Herzog

Jeder für sich und Gott gegen alle

Erinnerungen
Cover: Jeder für sich und Gott gegen alle
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446273993
Gebunden, 352 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Werner Herzogs lang erwartete Erinnerungen erzählen ein Jahrhundertleben, wie es nicht einmal in einen seiner eigenen berühmten Filme passen würde. Ein immerzu hungriger Junge, mit der Mutter aus dem bombardierten München in ein bitterarmes Nest in den Alpen geflohen. Ein Jugendlicher, der ganz allein lostrampt und bald darauf im hintersten Ägypten im Fieberwahn auf den Tod wartet. Ein Liebender, ein Enthusiast, ein Getriebener: Ein Mann, der mitten im Dschungel leise auf den tobenden Klaus Kinski einredet, ein Mann, der weinend um seinen Freund Bruce Chatwin an dessen Sterbebett sitzt. Wüst und sanft, voller Lebensgier und Staunen über unsere Welt ist dieses Buch ein literarisches Ereignis.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.09.2022

Rezensent Alexander Cammann versteht das Pathos in Werner Herzogs Filmen nach der Lektüre dieser Memoiren besser. Was Herzog über seine katholische, wenngleich rohe Jugend, über religiöse Inbrunst im Leben und bei der Arbeit berichtet, vermittelt Cammann den Ernst hinter dem Werk. Das Buch aber bietet laut Cammann keine Werkexegese, sondern in 36 kurzen Abschnitten Szenen und Bilder aus einem vollkommen erstaunlichen Leben, versehen mit knappen Reflexionen des Autors. Ob Herzog von lebensbedrohlichen Situationen beim Dreh oder von seinem Verhältnis zu Kinski erzählt, immer geht es hochriskant und -emotional zu, stellt Cammann fest. Auch als Lektüre fesselt dieses Leben im Extrem, findet er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.08.2022

Rezensent Andreas Scheiner neidet Werner Herzog ein wenig dessen Fähigkeit zu staunen. Nur wer so staunen kann, kann auch ein solches Buch schreiben, ahnt Scheiner. Das Buch ist Abenteuerbuch, Lebens- und Schaffensgeschichte in einem und lässt sich laut Scheiner an beliebiger Stelle aufschlagen, es zieht einen sofort rein. Ob Herzog von Kinskis Gebrüll im Urwald berichtet, von blutigen Dreharbeiten,  von Unfällen mit Schauspielern und Erweckungserlebnissen unter den Sternen - das Drama und das Unglaubliche sind hier dramaturgisch so raffiniert gefasst, dass es unbedingt einnehmend ist, versichert Scheiner.