Vladimir Nabokov

Vladimir Nabokov: Gesammelte Werke

Band XVII: Vorlesungen über russische Literatur
Cover: Vladimir Nabokov: Gesammelte Werke
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498046552
Gebunden, 747 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Dieser Band enthält Nabokovs Vorlesungen und Vorträge zur russischen Literatur. Er führt, in Nabokovs eigenen Worten, "durch das Wunderland eines ganzen Jahrhunderts", und versammelt, ergänzt aus dem Nachlass, Texte über Gogol, Lermontow, Turgenjew, Dostojewskij, Tolstoi, Tschechow und Gorkij. immer wieder geht es Nabokov darin um das sprechende Detail, um die erhellenden Kleinigkeiten, um Bildlichkeit, Aufbau, Charakterzeichnung. Nabokovs Sache ist der Blick aufs Kleine, Feine: Ein literarisches Meisterwerk, davon war er überzeugt, wird nicht aus Ideen gemacht, sondern aus inspirierten Einzelheiten. Sämtliche Texte in diesem Band wurden von Dieter E. Zimmer neu aus dem Englischen übersetzt; sechs von ihnen werden hier erstmals veröff entlicht. Ergänzt wird das Werk um Faksimiles handschriftlich annotierter Originaltyposkripte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.05.2014

Man sollte von Vladimir Nabokovs "Vorlesungen über die russische Literatur" keine tiefsinnigen, literaturwissenschaftlichen Überlegungen eines literarischen Genies erwarten, warnt Dirk Pilz. Offensichtlich nahm Nabokov seine Vorträge, die er hauptsächlich aus Geldnot anbot, nicht sonderlich ernst, meint der Rezensent, es bleibt bei relativ oberflächlichen Analysen, ein paar biografischen Eckdaten und vor allem: rauen Verrissen. Denn Nabokov lässt kaum ein gutes Haar an den russischen Literaten, so Pilz. Gogols Realismus erscheint ihm naiv, Dostojewski unterstellt er "melodramatische Sentimentalität" und, natürlich ebenfalls naiven, Idealismus, erklärt der Rezensent. Einzig den Stil lobt Nabokov hier und da, das ist das höchste der Gefühle - in erster Linie lässt sich aus diesen Vorlesungen etwas über Nabokov selbst lernen und über die "Wettkämpf in der Literaturarena", meint Pilz.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2014

Zwingend notwendig scheint Felix Philipp Ingold die Lektüre von Nabokovs Vorlesungen in der erweiterten Neuausgabe nicht. Dafür haut ihm der große Romancier etwas zu unernst, dann wieder allzu schulmeisterlich auf Klassiker, wie Gogol, Lermontow oder Dostojewski drauf. Für Ingold ist das weder originell noch auch nur richtig. Der Rezensent stößt auf Fehlurteile und Irrtümer, auf Zynismen und apodiktische Urteile, die den Fakten oder auch genauen Argumenten nicht standhalten, wie er betont.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.04.2014

Wie weit trägt Nabokovs Primat der Bilder, sein Kult der Details? Lothar Müller erfährt das beim Lesen der von Dieter E. Zimmer neu übersetzten und herausgegebenen Vorlesungen über russische Literatur, die Nabokov 1952 an der Cornell University hielt. Das von Zimmer laut Müller zum Guten revidierte Original bietet dem Rezensenten neben der Überlieferungsgeschichte der Vorlesungsskripte ein reichhaltigeres Ganzes. So lernt Müller Nabokov als Exilant kennen, der die russische Prosa von Lermontow oder Gogol als verlorenes "Großreich" vorstellt, dem Leser luzide Hinweise auf Details und Zeitstruktur in "Anna Karenina" oder "Eugen Onegin" präsentiert, aber auch an seine Grenzen gerät, wenn er Dostojewski polemisch als Meister der Allgemeinheiten abkanzelt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2013

Unfassbar, wie genau Vladimir Nabokov seine russischen Autoren kannte, staunt Rezensent Michael Maar. In seinen "Vorlesungen über russische Literatur", die ihm über zwanzig unbekümmerte Jahre in der amerikanischen Universitätslandschaft sicherten, hat Nabokov nach Herzenslust zusammenfassen, interpretieren, einordnen und vergleichen können, und Maar kann sich gut den Haufen weitestgehend unbelesener Zwanzigjähriger ausmalen, die staunend an seinen Lippen hingen. Manche Aussagen mögen kontrovers sein, vermutet Maar, etwa Nabokovs vernichtendes Urteil über Dostojewski, den er als "neuen Pickel auf der Nase der russischen Literatur" bezeichnete, oder auch die beinahe religiöse Verehrung für Puschkin, die ihn gar zu gnädig mit dessen Schwächen umgehen ließ. Aber es finden sich auch echte Schätze, wie etwa eine Anekdote über eine Notiz Maxim Gorkis, in der dieser einen Selbstmord, den er nie beging, Heinrich Heine anlastete, weil der das "Zahnweh im Herzen" erfunden habe, berichtet der Rezensent. Dieter E. Zimmer hat die Ausgabe außerdem so hervorragend ediert, dass hier wohl "weltweit die beste" Edition von Nabokov-Schriften vorliegt, lobt Maar.