Verena Roßbacher

Schwätzen und Schlachten

Roman
Cover: Schwätzen und Schlachten
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2014
ISBN 9783462046151
Gebunden, 640 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Drei junge Helden, ein Mordfall und ein Versagen auf ganzer Linie. Dazu eine Erzählerin, die Teil des Geschehens ist und sich nach Kräften bemüht, den Überblick zu behalten, ein Kaffeehaus im Prenzlauer Berg, in dem in einem fort geredet wird, während Mehlspeisen verzehrt werden, ein Hausmusiktrio, jede Menge Ungereimtheiten und ein Muster aus Raute, Fliege, Sechseck, Fünfeck, Zehneck, das den Schlüssel zu allem bilden könnte, wenn… Ja, wenn Stanjic, der Österreichflüchtling, Glaser, der Mann aus den neuen Medien, und von Sydow, der sich nach den Frauen verzehrt, ohne je eine zu bekommen, sich nur ein bisschen besser als Detektive eigneten - und eins und eins zusammengezählt hätten. Verena Roßbacher erschafft einen ganz eigenen Kosmos, in dem ihre monomanischen Figuren darum ringen, ihre Sicht der Dinge mit der allgemeinen Verfasstheit der Welt zusammenzubringen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.07.2014

Verena Roßbacher erhebt in ihrem neuen, zweiten Roman "Schwätzen und Schlachten" die Abschweifung zur Kunstform, berichtet Tim Caspar Boehme. Ganz am Anfang steht ein Mord, bis die Geschichte aber dann wieder bei ihm angekommen ist, braucht es eine Weile, verrät der Rezensent. Auch die langen Dialogen zwischen David Stanjic und Frederik von Sydow, die sich Sorgen um ihren Freund Simon Glaser machen, in dessen Wohnung sie ein Manuskript voller Gewaltfantasien entdeckt haben, sind unterbrochen von langen Einschüben, "absichtlichem Den-Faden-Verlieren", nur um ihn dann abrupt wieder aufzunehmen, erklärt Boehme. Zwischendurch streut die Erzählerin noch "dezente Kritik am Literaturbetrieb", wenn sie sich mit ihrem Lektor trifft und ihr Buch gegen Kürzungen verteidigt, "kurz und knackig" solle die Geschichte gar nicht sein, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2014

So richtig scheint Hans-Peter Kunsich die österreichische Autorin noch nicht in Berlin angekommen zu sein. Allzu viel fällt ihr nämlich nicht ein zu Berlin. Und dass eine Szenebar im Prenzlberg der Nabel der Welt sein soll, nimmt Kunisch Verena Roßbacher nicht ab, die mit ihrer Milieuwahl laut Rezensent haarscharf am Mainstream surft. Davon abgesehen aber unterhält sich Kunisch recht gut mit dem Roman. Vor allem, weil Roßbacher so schön um den heißen Brei reden kann. Einen zielgerichteten Plot sucht der Leser nämlich vergebens. Zwar entdeckt Kunisch jede Menge "Erzählstränglein", die um eine Taugenichtsgemeinschaft und einen Mann "aus den Neuen Medien" angeordnet sind, zur ganz großen Story langt das laut Kunisch aber nicht. Auch wenn die Autorin einen Mord bemüht. So eine leere Mitte, findet der Rezensent, hat was für sich, wenn man den Text nicht von vorn bis hinten durchliest, sondern auch mal Pause macht und an anderer Stelle weiterschmökert. Dann, meint er, entfaltet Roßbachers elegant-intelligentes Palaver seine Wirkung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2014

Ob der Roman eine nennenswerte Handlung hat, bleibt nach Rezensentin Nicole Hennebergs höchst amüsierter Kritik eigentlich offen. Wichtig ist es ihr offenbar nicht, sie freut sich über Versatzstücke aus Schelmenromane, Anklänge an Bohumil Hrabal, und ein nach Berlin transferiertes Wien, das einen gewaltigen "Sog aus böser Larmoyanz" erzeugt. Berlin Mitte ist Ort der Handlung, die Autorin zeichne ein Bild einer "ratlosen Generation", die keine Ideen mehr erzeugt, die nicht schon recycelt erscheinen, die neuen Medien sind auch kein Ausweg. Das alles ist offenbar leicht selbstbezüglich, denn der Roman handelt von einer Autorin, die einen Roman schreibt und sich wie eine "moderne Scheherezade" gegen die Zumutungen ihres Lektors verwahrt, der von ihr knackige Sexszenen erwartet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014

Hingerissen hat sich Florian Kessler in Verena Roßbachers zweitem Roman einem über 640 Seiten dauernden Gespräch dreier Männer in Berlin hingegeben. Dieses mäandert derart unvorhersehbar und unverbissen durch seine Themen, dass sich der Inhalt des Buches nicht wirklich wiedergeben lässt, erklärt der Rezensent. Aber was an dem Gespräch so derart "beglückend" und umwerfend komisch ist, kann man eben auch nicht mit einem aus dem großen Ganzen herausgepflückten Textbeispiel untermauern, entschuldigt sich Kessler. Er verrät noch soviel, dass ein Lektor und eine Schriftstellerin auftauchen, die im richtigen Leben als Verena Roßbacher und ihr Lektor Olaf Petersenn bekannt sind, und sich hier der eine redlich und vergeblich darum bemüht, das Romanwerk "konsumierbar" zu machen.