Enno Stahl

Sanierungsgebiete

Roman
Cover: Sanierungsgebiete
Verbrecher Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783957324054
Gebunden, 600 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Vor zehn Jahren: drei Menschen am Wasserturmplatz. Lynn ist Praktikantin in einem Architekturbüro und lernt das, was sie in ihrer Studie zu Sanierungsgebieten in Berlin erarbeitet hat, am eigenen Leibe kennen. Donata hingegen ist alleinerziehende Mutter und Redakteurin einer Gewerkschaftszeitung, sie muss sich durchbeißen - und aufsteigen. Ihr Ex-Freund, der Schriftsteller Otti, will dagegen an die Traditionen der Poeten des Prenzlauer Bergs anknüpfen und arbeitet an widerständigen Zeitschriftenprojekten. Stone wiederum hat sich von allen abgewandt, er will den Niedergang seines Kiezes nicht miterleben und zieht nach Neukölln - doch auch da holt ihn die Umwälzung der Stadtlandschaft ein. Enno Stahl zeigt in seinem Roman "Sanierungsgebiete", wie die Gentrifizierung den Menschen zunehmend die Partizipation am urbanen Leben versagt. Und wie sie die Kieze selbst verändert, wenn nicht verödet. Dies tut er als Erzähler, doch in die Geschichten seiner Figuren bettet er immer wieder historische Exkurse, Statistiken und Interviews mit realen Menschen ein, die die Umwandlung ihrer Straßen erleben mussten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.12.2019

Dieser Roman handelt von der Sicht einiger Bewohner der Rykestraße auf die Sanierung des Prenzlauer Bergs im Jahr 2009, erklärt Rezensent Uwe Rada. Der Kritiker hat das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen: Einerseits lobt er den Autor dafür, den "Umschlagspunkt von Aufwertung zu Verdrängung" hervorragend herausgearbeitet zu haben, andererseits hätte er es vorgezogen, wenn der Autor weniger deutlich Partei für eine seiner Figuren ergriffen hätte. Weil die Ansichten des arbeitslosen literarischen Rebellen Otti seiner Meinung nach zu viel Raum einnehmen und die Figur zu deutlich mit den Anhängern des Schriftstellers und Ökonom Franz Jung parallelisiert wird, büßt der Roman vieles von seiner Überzeugungskraft ein, bedauert Rada: Die vielschichtigen Gedanken des gesamten Figurenensembles hätten auf ihn ohne einen solchen Wink mit dem Zaunpfahl überzeugender gewirkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2019

Es gibt hier einen ersten und einen zweiten Teil des Romans, stellt Rezensent Cornelius Wüllenkemper fest. Der erste Teil scheint ihm im Sinne des "sozial-realistischen" Romankonzepts des streitbaren Autors ganz stimmig angelegt, auch durchaus gelungen in den miteinander verwobenen Leben der Hauptfiguren. Im zweiten Teil aber herrscht Langatmigkeit und es fehlt dem Kritiker die Fantasie für glaubwürdige und interessante Lösungen. So wird das Sozialdrama der Gentrifizierung im Osten der Hauptstadt am Ende zu einer platten Erzählung der Kapitalismuskritik und ihre Protagonisten werden zu Untoten vom Prenzlauer Berg. Das hat dem Rezensenten ziemlich missfallen.
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