Tor Ulven

Dunkelheit am Ende des Tunnels

Geschichten
Cover: Dunkelheit am Ende des Tunnels
Droschl Verlag, Graz 2012
ISBN 9783854207931
Gebunden, 133 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Nachts, eine alte Frau schaut schlaflos aus dem Fenster in ein Café gegenüber, in dem sich neben dem Kellner noch drei späte Gäste befinden, ein Pärchen und ein dicker alter Mann. Niemand spricht, Zigaretten werden angezündet, die Gedanken der fünf Personen mäandern sich einsam auf einen Punkt zu, "an dem wir glauben, es nicht mehr auszuhalten, keine Woche, keinen Tag, keine Stunde, keine Minute, keine Sekunde länger, aber wir sagen uns, Nur noch eine Sekunde, eine Minute, eine Stunde, einen Tag, eine Woche, dann ist Schluss." In Ulvens letztem zu Lebzeiten veröffentlichten Prosaband "Dunkelheit am Ende des Tunnels" ist das erzählende Ich schon so getrennt von der Welt, dass es den Anschluss an das Leben der anderen draußen nur mehr über komisch-verzweifelte Gedankenanstrengungen zu erreichen versucht. Es sind Endspiele, und in der Tat tritt die Welt von Samuel Beckett, seine Lakonie, sein Witz, seine zunehmende Reduktion, auch in Tor Ulvens Werken zutage.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.10.2012

Samuel Moser begrüßt Bernhard Strobels Übersetzung dieses Bands mit Geschichten von Tor Ulven, der 1995 Suizid beging und zu den wichtigsten Schriftstellern Norwegens zählt. Die jetzt auf deutsch vorliegenden Texte des Autors handeln für ihn von der "Dunkelheit am Ende des Tunnels": von einer alles auslöschenden Dunkelheit. In immer neuen Formulierungen versucht Moser das Finstere, Dunkle, Ausweglose, Niederdrückende, Klaustrophobische der Texte einzufangen. Er hebt hervor, dass es in den Texten weder biografische noch analytische Ansätze gibt und dass keine der Figuren Herkunft und Zukunft haben. Dass das Werk zum "Kultbuch" für Suizidgefährdete werden könnte, befürchtet der Rezensent gleichwohl nicht, gibt es darin doch auch keine Bilder eines unerreichbaren Glücks oder eine "stimmige Verzweiflungstat".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2012

Glücklich sieht anders aus. Bei Tor Ulven, der sich 1995 das Leben genommen hat, herrscht nach Ansicht von Peter Urban-Halle Depression. In den Geschichten des Bands "Dunkelheit am Ende des Tunnels" scheint ihm das Alptraumhafte, das Niederschlagende, die Vergänglichkeit, der Tod allgegenwärtig. Das Porträt des Autors auf dem Buch erinnert ihn ein wenig an Houellebecq. Allerdings fügt Urban-Halle hinzu, dass Ulven nicht so berühmt wurde und dass er auch keine Abrechnungen mit dem modernen Leben schrieb, weil ihn soziale Phänomene nicht interessierten. Er hebt hervor, dass Ulven wegen seiner Radikalität heute bei vielen norwegischen Schriftstellern sehr beliebt ist. Und tatsächlich scheint auch der Rezensent, obwohl er sich nicht wirklich für Ulven begeistern kann, von dem Negativen und Depressiven des Autors und seiner Geschichten gebannt. "Das ist", schreibt er, "wohl die Anziehungskraft des Abgrunds."
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