Toni Morrison

Heimkehr

Roman
Cover: Heimkehr
Rowohlt Verlag, Reinbek 2014
ISBN 9783498045258
Gebunden, 160 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Piltz. Drei Jungs aus dem rassistischen Höllenloch Lotus, Georgia, haben sich freiwillig nach Korea gemeldet. Zwei kehren nicht zurück, der dritte, Frank "Smart" Money, führt nach dem Krieg zunächst ein haltloses Vagabundendasein und erlebt dabei den ungebrochen fortgesetzten Rassismus des weißen Amerika der fünfziger Jahre, aber auch die Selbsthilfeorganisationen der Schwarzen und deren Solidarität. Kaum hat sich Frank unter prekären wirtschaftlichen und psychischen Umständen zu einem neuen Leben niedergelassen, da erreicht ihn die Nachricht, dass seine jüngere Schwester in Gefahr sei. Die Sorge um sie führt ihn zurück nach Lotus, zum Elternhaus und zu einem Geheimnis aus ihrer Kindheit, dem er bis zu seiner bitteren Enthüllung nachgeht. "Heimkehr" setzt den mit "Jazz" begonnenen Zyklus fort, in dem Morrison die Situation der Schwarzen in einem jeweils anderen Jahrzehnt beleuchtet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.04.2014

Angela Schader verehrt Toni Morrison sehr, und auch mit diesem Roman fügt die Nobelpreisträgerin ein neues Segment in ihre "bildstarke Gesamtschau" der afroamerikanischer Geschichte. "Heimkehr" erzählt von zwei Geschwistern am Vorabend der Bürgerrechtsbewegung, berichtet die Rezensentin: Frank Money kehrt aus dem Koreakrieg zurück, wo er "als Soldat unter Soldaten" gedient hat, mit einem traumatischen Sehfehler zurück: er sieht keine Farben mehr, sondern nur noch schwarzweiß. Seine Schwester Cee ist nach einer überstürzten Ehe in die Fänge eines obskuren Heilers geraten, der sie für üble Experimente benutzt. Ikonenhafte Momente und wuchtige Tableaus hat Schader in dem Roman gefunden, wie sie es von Morrison kennt, doch das überraschende, "naiv-nostalgisch anmutende "Ende hat die Rezensentin geradezu verstört. Solch erschreckend patente Bodenständigkeit hat Schader bei Morrison noch nie erlebt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2014

Toni Morrison ist zugänglicher geworden, bemerkt Rezensentin Katrin Bettina Müller. Noch immer geht es der Autorin darum, ihre Geschichte ganz gezielt aus afroamerikanischer Sicht zu schreiben, der Rassismus der Weißen schwelt auch in diesem Buch, aber die Sprache ist leichter geworden, findet die Rezensentin. In ihrem neuen Roman "Heimkehr" geht es um Frank, der aus dem unfreundlichen Georgia in den Koreakrieg geflohen war, und um Cee, seine kleine Schwester, zu der er nach dem Krieg zurückgekehrt ist und die sich ihren alten, fröhlicheren Bruder zurückwünscht. Was Müller ein wenig überrascht: Morrison erlaubt ihren Figuren so etwas wie ein Happy End. Frank und Cee gelingt die Flucht aus ihrem verhassten Dorf und vor der lieblosen Familie, verrät die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2014

Dieser Roman lässt sich nicht zügeln, jubelt Rezensent Ulrich Baron nach der Lektüre von Toni Morrisons neuem Buch "Heimkehr". Er folgt hier dem schwarzen Geschwisterpaar Frank und Cee, die in einem kleinen Dorf in Georgia als Flüchtlinge bei ihrer bitterbösen Stiefgroßmutter aufwachsen und ihr Leben lang nicht nur unter ihrer Kindheit und der Rassentrennung leiden, sondern auch immer miteinander verbunden bleiben. Der Kritiker lässt sich in den Sog von Morrisons poetischen Bildern ziehen, die zwischen Realismus, Wahn und Märchen oszillieren und so die Geschichte des schwarzen Amerika auf herausragende Weise einfangen. Ein "virtuoser" Roman, dessen wunderbares Ende dem Rezensenten wie aus einer anderen Welt erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2014

Dem Buch geht zum Schluss die Puste aus, erklärt Rezensent Hubert Spiegel. Warum, versteht er nicht ganz, denn die Geschichte, die Toni Morrison hier erzählt und die für den Rezensenten nur vordergründig eine Kriegsheimkehrerstory ist, hat es in sich und hätte laut Spiegel etwas anderes verdient als eine so rasche Abhandlung und Aufklärung. Für Spiegel liegt in der Verzahnung der Rückblenden der Hauptfigur auf eine kaputte Kindheit und Jugend im rassistischen, gewalttätigen Amerika der 50er und den Vietnamerlebnissen des Versehrten Potenzial, das die Autorin nicht ausreizt. Auch die im Buch anklingende Form der oral history scheint Spiegel geeignet, mehr zu transportieren.
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