Tomas Venclova

Variation über das Thema Erwachen

Gedichte Edition Lyrik Kabinett
Cover: Variation über das Thema Erwachen
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446272989
Gebunden, 112 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Litauischen von Michael Krüger. Lyrik aus Litauen - Tomas Venclova ist einer der großen Dichter unserer Zeit. In seiner Heimat Litauen erlebte er den langen Winter des Totalitarismus, wegen seiner kritischen Haltung kam er in Bedrängnis. Es folgten Exil, Reisen und Heimkehr - die Lebensthemen seiner Lyrik -, doch als dieser unfreiwillige Weltbürger schließlich zurückkehrte, war das Land ein anderes. Was unverändert blieb, ist die rettende Kraft der Sprache. Stets beruft sich Venclova auf die Tradition der europäischen Literatur - von der griechischen Klassik bis zur Moderne. Lakonie, kristallklare Eleganz und feiner spöttischer Witz zeichnen seine Poesie aus, jene "unwirkliche Wirklichkeit", die sich unauflöslich mit der Erfahrung der Welt verwebt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.08.2022

Rezensentin Ilma Rakusa entdeckt einmal mehr große Poesie in den Texten des Grandseigneurs der litauischen Dichtung, Tomas Venclova. Die von Cornelius Hell besorgte Auswahl mit Gedichten aus den Jahren 2003 bis 2021 lässt Rakusa Orte und Zeiten durchmessen, auf Motive der Antike und der Bibel stoßen und darüber staunen, wie einfallsreich, elegisch und vor allem gebildet der Autor sein Thema der Vergänglichkeit entfaltet. Das Gespräch mit berühmten Kollegen von Horaz bis Mandelstam suchend, Landschaften durchstreifend, eröffnet der Autor laut Rakusa "Echoräume". Wie sich dabei Anschaulichkeit und Reflexion die Waage halten, vor allem in den Langgedichten, findet die Rezensentin überzeugend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.2022

Rezensentin Marica Bodrozic empfiehlt wärmstens diese von Cornelius Hell "mit unbestechlicher Feinheit" übersetzte Auswahl mit Gedichten des Litauers Tomas Venclova. Wie der Autor sowohl einen "konkreten politischen Raum" ausmisst als auch synästhetisch innere und äußere Welten verbindet und so die Vielfalt des Welt-Erlebens und -Erfahrens in exakte Wahrnehmung destilliert, findet die Rezensentin lesenswert. Ins Schwingen geraten die Texte für Bodrozic nicht zuletzt durch Erfahrungen des Autors mit dem Druck geheimdienstlicher Überwachung und die Möglichkeit des reifen Dichters, diese mit mythologischen Momenten zu verschmelzen. Michael Krügers Nachwort sollte der Leser nicht überlesen, rät die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2022

Der hier rezensierende Dichter Nico Bleutge stößt auf Sentenzenhaftes und Pathos in dieser Auswahl mit Gedichten aus zwanzig Jahren von Tomas Venclova. Dass ihm die Gedichte dennoch Freude bereiten, liegt an Venclovas rhythmischem Gespür, seiner Sprache - das einzige, was "der Zeit, dem 'gefinkelten Zensor', etwas entgegensetzen" kann - und seinem Blick fürs Partikulare in Landschaften und in der Geschichte. Was diese "Splitter" aus Litauen vor dem 2. Weltkrieg oder Berlin zur Zeit des Mauerfalls zusammenhält, ist laut Bleutge Venclovas Reflexionsvermögen, das es darauf anlegt, Essenzen zu destillieren. Das geht laut Bleutge mal flapsig, pathetisch, mal subtil vor sich. Letzteres vor allem dann, wenn der Autor Bezug nimmt auf Gedichtformen und Dichter wie Mandelstam oder Auden, erklärt der Rezensent.
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