Ales Steger

Neverend

Roman
Cover: Neverend
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835350069
Gebunden, 462 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Matthias Göritz und Alexandra Zaleznik. Es herrschen angespannte Zeiten: Die EU befindet sich mit dem Rest der Welt in Handelskriegen, in den Regalen der Supermärkte gibt es keine Bananen mehr. In Slowenien stehen Wahlen vor der Tür, und in Ljubljana treffen Proteste auf Gegenproteste, extremistische Parteien befinden sich im Aufwind.Inmitten dieses Chaos durchlebt eine junge Schriftstellerin ihre ganz eigene Krise, Liebe und Finanzen liegen im Argen. Um Letzterem Abhilfe zu schaffen, nimmt sie einen Honorarauftrag an, Creative Writing Workshops in einem Gefängnis durchzuführen. Während drei Gefangene ihr immer wieder neue Erzählungen liefern, die alle vom Krieg handeln, beginnt sie, einen historischen Roman zu schreiben, der von der Freundschaft zwischen Antonio Scopoli und Carl von Linné erzählt, von Scopolis Reise durch das kriegsverwüstete Europa des 18. Jahrhunderts und von dem Ort, an dem die erste Banane auf europäischem Boden gezüchtet wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.10.2022

Rezensent Wolfgang Schneider empfiehlt diesen im Original bereits vor fünf Jahren erschienenen Roman mit leichten Einschränkungen. Wenn der slowenische Autor Ales Steger in einem Mix aus "Groteske" und "Satire" von einer Schriftstellerin mit Schreibkrise und Alpträumen erzählt, die im Gefängnis Schreibkurse für Häftlinge, darunter ein Kriegsverbrecher, gibt, erkennt der Kritiker schnell die ungebrochene Aktualität des Romans: Von den Häftlingen erhält sie Kurzgeschichten, die vom Krieg berichten, sie selbst arbeitet an einem Roman, der vom Siebenjährigen Krieg erzählt. Darüber hinaus geht es in Stegers Roman um ein sich in Müll und Favelas auflösendes Slowenien und einen populistischen Präsidenten, der seinem Volk das Blaue vom Himmel verspricht, resümiert Schneider. Ganz glücklich wird der Kritiker allerdings nicht, wenn Steger die politischen und ökonomischen Ereignisse mehr "behauptet" als erläutert. Und die pauschale Verurteilung von Politik und Medien riecht ein wenig nach "literarischem Populismus", meint Schneider. Immerhin: Die Wirklichkeit kommt dem Roman inzwischen recht nahe, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2022

"Kafka bringt Bananen mit" - so lautet der erste Satz von Ales Stegers Roman  - und Rezensentin Sophie Wennerscheid ist sofort dabei. Wenn der slowenische Autor die Lebens- und Schreibkrise einer Autorin mit den zerfallenden Demokratien in Europa, Kriegsangst, Gefängnisalltag und immer wieder mitunter an Perversion grenzenden Szenen über Esskultur verquickt, staunt die Kritikerin, wie gekonnt Steger die verschiedenen Erzählebenen miteinander verknüpft. Vom Fäulnisprozess von Bananen und "lebendig gehäuteten Igeln in Kurkumasoße" erzähle der Autor ebenso anschaulich und spannungsreich, wie er von den Traumprotokollen der durch die Szenen treibenden Heldin und den Erlebnissen von Gefängnisinsassen berichte, lobt Wennerscheid. Ein grandioser Roman, der von Matthias Göritz und Alexandra Natalie Zaleznik souverän ins Deutsche übersetzt wurde, schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.06.2022

Rezensentin Cornelia Geißler findet, dass dieser Roman von Ales Steger aus dem Jahr 2017 wie eine Matrjoschka funktioniert. Eine potenziell endlose Reihe von Texten und Textelementen, die der Autor ineinanderfügt, finstere Texte von Häftlingen aus dem Jugoslawien-Krieg, einen gerade entstehenden Roman und Tagebucheinträge der die Häftlinge in einem Workshop betreuenden erzählenden Schriftstellerin, die einen Geliebten namens Kafka hat. Für Geißler eine verstörende, beklemmende Lektüre nicht nur wegen des aktuellen Bezugs zum neuen Krieg in Europa, aber auch eine raffinierte Komposition unterschiedlicher Reflexionsebenen.