Tom Wolfe

Back to Blood

Roman
Cover: Back to Blood
Karl Blessing Verlag, München 2012
ISBN 9783896674890
Gebunden, 768 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Müller. Die Freiheit ist nur 20 Meter entfernt für den kubanischen Flüchtling, der sich auf den Mast einer Luxusjacht vor Miami geflüchtet hat. Aber dann wird er vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern in einer spektakulären Aktion live verhaftet. Und das ausgerechnet vom netten Nestor, einem Polizisten mit kubanischen Wurzeln, der unter den chauvinistischen Sprüchen seiner weißen Vorgesetzten leidet. Die ganze Stadt ist in zwei Lager gespalten: Für seine Familie und Landsleute ist Nestor ein Verräter, für die Weißen ein Held und Musteramerikaner. Soll der kubanische Bürgermeister ihn suspendieren oder mit Orden schmücken? Versaut ihm dieser Idiot die Wiederwahl? Tom Wolfe taucht ein in die verrückteste Stadt Amerikas: Miami, wo die Spanisch sprechenden Kubaner inzwischen die Mehrheit, aber die Weißen immer noch das Geld haben. Wo die Jugend am Strand den ewigen Spaß und die Rentner beim Schönheitschirurgen das ewige Leben suchen. Wo die Blutlinien mitten durch den amerikanischen Traum verlaufen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.03.2013

Zwiespältig nimmt Rezensent Harald Jähner diesen Roman des 82jährigen Tom Wolfe auf. Erzählt wird die Geschichte eines kubanischen Polizisten, der erst einen kubanischen Flüchtling verhaftet und dann einen schwarzen Crack-Dealer, den er als "Dschungelabkömmling" beschimpft. Dieser Vorgang wird über ein Handyvideo verbreitet und artet in einem Medienskandal um rassistische Polizeibeamte aus, erzählt Jähner. Scharf nimmt Wolfe die ethnischen Blöcke Amerikas aufs Korn, wo sich selbst Italiener und Iren offenbar immer noch so wenig grün sind, wie in der ersten Einwanderungsgeneration. Doch wie er das erzählt, das überzeugt Jähner nicht so ganz. Stellenweise sind die Sätze so adrenalingesättigt wie die beschriebenen Vorgänge, aber meist übertreibt Wolfe, findet der Rezensent, und dann wird er kindisch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.02.2013

Dass der Autor auch mit seinen achtzig Jahren noch so dermaßen gerne drauflosprügelt, sprachlich und stilistisch versteht sich, wie Angela Schader anhand des neuen Miami-Romans von Tom Wolfe eher betreten feststellt, ist das eine. So ist sie es fast schon ein bisschen gewohnt und hat es auch nicht anders erwartet in diesem Gesellschaftspanorama, das vor erotisch aufgeladenem Personal und allerhand vorbeirauschenden Schauplätzen (Kunstmesse, Penthouses, Crack-Höhlen) nur so strotzt. Dass Wolfe der strapazierten Rezensentin aber nicht nur den Schlachtenlärm eines kubanisch-afroamerikanischen Hexenkessels beschert, sondern plötzlich und unerwartet Momente reiner Poesie, "zauberische Glasharmonika-Klänge" gar, das findet Schader dann geradezu lümmelfrech.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.02.2013

Im besten Sinne außergewöhnlich nennt Klaus Bittermann diesen Autor. In seinem neuen Roman kann ihn Tom Wolfe allerdings nicht auf ganzer Linie überzeugen. Bittermann hat den Eindruck, als traute Wolfe seinen eigenen Fähigkeiten nicht mehr und müsste das eher konventionelle Erzählen nun gegen eine etwas hysterische Variante eintauschen, überflüssige Kapitel über Ostküstenregatten, "Interpunktionsterror", Repetition und dergleichen Stiltricks mehr, die Bittermann die Lektüre zwar nicht gänzlich vermiesen, aber doch erschweren und hinter denen er den alten Wolfe, den, der mit seinen sozialen Themen elegant und gekonnt an Balzac anknüpft, nur noch nebelhaft erkennen kann. Welche Größe Wolfe für Rezensenten darstellt, erkennt man daran, dass er den Rezensenten trotz allem wiederum in seinen Bann schlägt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2013

Nicht alle Romane Tom Wolfes lösen die in seinem Manifest aus dem November 1989 formulierte Forderung nach einer realistischen Literatur ein, die die "urbane Wirklichkeit der Gegenwart" abbilden muss, meint Rezensent Nils Minkmar, der das Buch dennoch mit viel Zuneigung bespricht. Und so lobt er Wolfes neuen Roman "Back to Good" zwar nicht als große "Herausforderung", in jedem Fall aber als unterhaltsames und zwangloses Lesevergnügen. Insbesondere gefällt dem Kritiker der boshafte Humor des Autors, der hier so erbarmungslos von einem auf Pornosucht spezialisierten Psychiater erzählt, dass Minkmar gar nicht mehr aufhören kann zu lachen. Auch die Schilderungen des restlichen "grotesken" Ensembles, das in Miami sein Unwesen treibt - etwa ein naiv pubertierender Junge oder ein scheinbar einem Buch Pierre Bourdieus entflohener Professor - haben den Rezensenten bestens unterhalten. Nicht unbedingt im Erkenntnisgewinn, sondern in der perfekt inszenierten Unterhaltung liegt der Mehrwert dieses zauberhaften Buches, urteilt der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.01.2013

Dass Tom Wolfes neuer Roman "Back to Blood" keine Übung in Subtilität werden würde, darüber macht sich Ijoma Mangold keine falschen Hoffnungen. Dass die Geschichte um kubanische Cops, russische Oligarchen und Porno-Therapeuten in Miami jedoch so überspitzt und zusammengeschustert daherkommt, scheint den Rezensenten dann aber doch ein wenig zu überraschen. Er nennt Wolfe einen "Bourdieu für Schwerhörige", der dem Leser die feinen Unterschiede ins Ohr brüllt. Gut unterhalten fühlt sich Mangold von "Back to Blood" dennoch, findet zwischen all dem Kolportagehaften einige "satirische Bravourstücke" und lobt die schichtspezifische Sprache der Figuren. Und auch dass Wolfe das Leben in Miami konsequent auf die Faktoren Geld, Rasse und Sex eindampft, gefällt ihm: "Dieser Reduktionismus hat seine eigene Süffigkeit."
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