Thomas Urban

Der Verlust

Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert
Cover: Der Verlust
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783406521720
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die Vertreibung der Deutschen und Polen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte jahrzehntelang für Spannungen zwischen Deutschen und Polen, die längst noch nicht überwunden sind. Weniger bekannt ist die Vorgeschichte der beiderseitigen Vertreibungen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Thomas Urban stellt die Ausweisung von Polen aus Preußen unter Bismarck ebenso dar wie die Enteignung und erzwungene Emigration Zehntausender von Deutschen nach der Neugründung des polnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg. Er analysiert die deutsche Besatzungspolitik in Polen, die Vertreibungen ebenso wie Massenverhaftungen und -exekutionen als Instrumente im Kampf gegen die polnische Intelligenz umfasste.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.08.2005

Eine "gut lesbare" Übersicht zum bevölkerungspolitischen Teil der deutsch-polnischen Beziehungen von Bismarck bis in die Gegenwart habe Thomas Urban da verfasst, lobt Paul Stauffer. Besonders die Neutralität und "Ausgewogenheit" Urbans fällt positiv auf. Die Untaten beider Seiten werden genannt, ohne dabei jedoch eine Aufrechnung der "Schuldkonten" von Polen und Deutschen vorzunehmen. Gerade bei diesem immer noch emotional und rege diskutierten Thema scheint dem Rezensenten die "Unverkrampftheit" Urbans gerade das richtige Mittel, um vielleicht eine Auflockerung der jüngst wieder verhärteten Fronten in der Debatte um gegenseitige Vertreibungen zu erreichen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2004

Thomas Urbans "bündige" und "geradlinige" Studie über die deutsch-polnische Geschichte der vergangenen 150 Jahre ist ein ungemein wichtiges Buch, findet Peter Carstens. Denn es zeigt, als wie zerbrechlich und schützenswert die Aussöhnung der Deutschen mit ihren polnischen Nachbarn angesichts der Verachtung und Unterdrückung, mit denen sich beide Völker seit dem 19. Jahrhundert gegenseitig bedachten, immer noch gelten muss. Auf die deutschen Aggressionen im ersten und zweiten Weltkrieg, in denen Polen einmal im Zuge der "Germanisierungswelle" im Kaiserreich, und dann als Entvölkerungsstrategie im Nazireich gedemütigt und vertrieben wurden, folgten jeweils polnische Vergeltungsmaßnahmen gegen Deutsche, die bis auf den systematischen Völkermord ebenfalls mit der ganzen "Bandbreite menschlicher Grausamkeiten" durchgeführt wurden. Carstens rechnet es dem Autor hoch an, dass er es geschafft hat, "schnörkellos" und in einem "diplomatischen-nüchternen" Ton vom "Hin und Her von Vertreibung und Wiedervertreibung, von mörderischer Ideologie und heimschmerzender Erinnerung", zu berichten, ohne dabei die eine oder andere Seite zu betonen. Angesichts dieser Leistung findet er kleinere Schwächen verzeihlich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.11.2004

Für Klaus Bednarz kommt Thomas Urbans Buch über die Vertreibungen der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert "zur rechten Zeit". Es rufe den Debattierenden und Interessierten wieder einmal in Erinnerung, vor welchem komplexen Hintergrund dieses Thema gesehen werden muss. Urban behandle die gegenseitigen deutschen wie polnischen Vertreibungen ebenso "kenntnis- und faktenreich" wie "politisch sensibel". Lobend erwähnt Bednarz, dass Urban dabei immer um ein "Höchstmaß an Objektivität" bemüht sei und sowohl Polen als auch Deutsche nicht vor missliebigen historischen Fakten verschont. Einiges aber vermisst Bednarz: Ihm missfällt etwa, wie zurückhaltend die seiner Meinung nach notorische Rolle des Bundes der Vertriebenen geschildert wird, der "immer wieder Sand in das Getriebe der deutsch-polnischen Verständigung" gestreut habe.