Theophile Gautier

Mademoiselle de Maupin

Ein Roman in Versen
Cover: Mademoiselle de Maupin
Manesse Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783717522645
Gebunden, 624 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Caroline Vollmann. Mit einem Nachwort von Dolf Oehler. Der junge Edelmann D'Albert schwankt zwischen sinnlosem Aktionismus und dekadenter Lethargie. Sein sehnlichster Wunsch: eine Geliebte. Doch kaum eine Frau könnte seinen verstiegenen Vorstellungen entsprechen. Als er in einem Salon die kecke Rosette kennenlernt, hat er zwar eine Gefährtin für seine sinnlichen Eskapaden. Aber trotz vereinzelter Glücksmomente wird er ihrer schnell überdrüssig. Da tritt der grazile Theodore de Serannes auf den Plan. Rosette ist ihm sogleich erlegen, und auch D'Albert fühlt sich wie magisch zu ihm hingezogen. Sollte ein Mann seinen Traum von Vollkommenheit erfüllen? Oder verbirgt sich hinter dem androgynen Kavalier eine Mademoiselle? In der aufwühlenden Situation weiß D'Albert nur das Eine: Dieses Geschöpf muss er lieben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.09.2011

Thomas Laux freut sich, dass anlässlich des 200. Geburtstages Theophile Gautiers einiges aus dessen Werk neu, beziehungsweise zum ersten Mal übersetzt wurde. Bereits im Vorwort von Gautiers Romanerstling "Mademoiselle de Maupin" erscheint dem Rezensenten der Autor als echter Libertin, der radikal und mit "rhetorischer Fulminanz" mit dem Zeitgeist der Julirevolution von 1830 abrechnet und den Hedonismus zum Maß aller Dinge erhebt: man solle rauchen, trinken und sich der Lust hingeben, berichtet Laux. Dementsprechend tabulos geht es dann auch in dem ganz dem Prinzip des l'art pour l'art verpflichteten Roman zu: Der snobistische Dandy Chevalier d'Albert, dem die meisten Frauen schlichtweg zu hässlich sind, beginnt jenseits seiner Beziehung zu Rosette, die ihm als "munterer Kamerad, mit dem man schläft" erscheint, eine Liaison mit Madeleine de Maupin. Jene hadert mit ihrer geschlechtlichen Identität und nimmt ihrerseits als Theodore de Serannes ein Verhältnis mit Rosette auf. Der Kritiker hat in diesem Roman nicht nur ein Plädoyer für ein Recht auf die freie Wahl des Geschlechts gelesen, sondern sich über Gautiers ironische Darstellung auch bestens amüsiert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.08.2011

Gar nicht recht fassen kann Rezensent Thomas Laux, wie modern ihm der französische Schriftsteller Theophile Gautier in gleich mehreren neu übersetzten Werken vorkommt. Das hat nicht nur mit den sehr freigeistigen Ansichten, sondern schon ganz grundsätzlich mit seiner Erzählhaltung zu tun, damit vor allem, dass dem Erzähler ein weiterer Kommentator des Erzählens mit einiger Herablassung gerne ins Wort fällt. Aber auch mit den Inhalten selbst. Im Romanerstling "Mademoiselle de Maupin", dessen Neuübersetzung als "ansprechend" gelobt wird, etwa geht es sehr wohl um die titelgebende Mademoiselle, die sich freilich als geschlechterwechselnde Person herausstellt und auch als Theodore de Serannes auftritt. Und als solche und solcher Männer wie Frauen verführt, wiewohl es dann aus gutem Grund in der männlichen (Nicht)Inkarnation nie zum äußersten kommt. So stellt sich, resümiert der Rezensent, schon in diesem ersten Roman die Frage nach Geschlechtsidentität als die "Frage nach der Identität schlechthin".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.07.2011

Thomas Laux legt uns Theophile Gautiers Romandebüt von 1835 wärmstens ans Herz und preist es als kostbare "Entdeckung". Schon in der Einleitung, eine "wunderbar zu lesende Suada" gegen Scheinheiligkeit und ein Plädoyer für künstlerische und sexuelle Freiheit klingen die Themen des Romans an, erklärt der Rezensent. Es geht um changierende geschlechtliche Identität, um Spielarten der Liebe, in deren Zentrum die mal als Mann mal als Frau auftretende Madeleine de Maupin steht, erfahren wir. Für Laux ein durch und durch moderner Roman, der seiner Form nach geradezu "postmoderne" Elemente aufweist. Denn immer wieder schaltet sich ein Erzähler ein, der kommentiert, ironisiert oder auch schon mal zum Überblättern vermeintlich langweiliger Seiten rät, so der Rezensent amüsiert. Begeistert ist der Rezensent auch von der Neuübersetzung durch Caroline Vollmann und so ist seine Freude an diesem Roman durch nichts getrübt.
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