Swetlana Alexijewitsch

Secondhand-Zeit

Leben auf den Trümmern des Sozialismus
Cover: Secondhand-Zeit
Hanser Berlin, Berlin 2013
ISBN 9783446241503
Gebunden, 576 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Der Kalte Krieg ist seit über zwanzig Jahren vorbei, doch das postsowjetische Russland sucht noch immer nach einer neuen Identität. Während man im Westen nach wie vor von der Gorbatschow-Zeit schwärmt, will man sie in Russland am liebsten vergessen. Inzwischen gilt Stalin dort vielen, auch unter den Jüngeren, wieder als großer Staatsmann, wie überhaupt die sozialistische Vergangenheit immer öfter nostalgisch verklärt wird. Für Swetlana Alexijewitsch leben die Russen gleichsam in einer Zeit des "secondhand", der gebrauchten Ideen und Worte. Wie ein vielstimmiger Chor erzählen die Menschen in ihrem neuen Buch von der radikalen gesellschaftlichen Umwälzung in den zurückliegenden Jahren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.09.2013

Einem verwundeten Volk ist Cornelia Geißler hier begegnet, einer Gesellschaft mit Verletzungen und Narben. Swetlana Alexijewitsch hat Stimmen gesammelt, die vom Leben in der sowjetischen Trümmerlandschaft berichten, es sind Unglückliche, Verfolgte, Verarmte, aber auch Aufsteiger und Glücksritter. Viele Schilderungen haben die Rezensentin einfach erschüttert, auch wenn sie sich nicht immer einen Reim auf diese Menschen machen kann, die so viel Unglück durchgestanden haben, einem aber nicht immer näher kommen: Wie etwa der Mann, der 1937 verhaftet und gefoltert wurde und überglücklich war, als er sein Parteibuch zurückbekam. Oder die Frau, die ihr heutiges Leben mit dem in der Sowjetunion vergleicht: "Damals war unser Leben schlecht ... aber jetzt ist es voller Angst."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2013

Mit angehaltenem Atem hat Regina Mönch dieses Buch der Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch gelesen, das die Rezensentin einen dokumentarischen Roman nennt, ohne näher auf seine Form einzugehen. Dafür bringt sie umso deutlicher zum Ausdruck, was für ein Bild Alexijewitsch vom Leben in den Trümmern der Sowjetunion zeichnet. Es ist ein Leben im Verhängnis: Der Terror durchzieht die Geschichte des Landes auch nach dem Zusammenbruch des Reiches, in Form eines "brutalen Bürgerkrieges", wie die Rezensentin schockiert bemerkt, der vom Rest der Welt kaum zur Kenntnis genommen wurde. Besonders beeindruckt hat Mönch, wie Alexijewitsch die Menschen aufscheinen lässt, die sich in einer Welt behaupten müssen, die keine Rechtsnormen kannte und kennt, keinen sicheren Alltag und keinen noch so bescheidenen Wohlstand: Kaum erträglich fand Mönch dieses "Menschenpanorama" aus dem Sowjetreich, das in diesem Buch einer einzigen "gewalttätigen Irrenanstalt" gleicht.
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