Stanley Cavell

Cities of Words

Ein Register des moralischen Lebens in Philosophie
Cover: Cities of Words
Chronos Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783034010009
Gebunden, 480 Seiten, 50,00 EUR

Klappentext

Es zeigt sich, dass die filmischen Mittel, mit denen die Filmkomödien und Melodramen der dreissiger und vierziger Jahre Schwierigkeiten und Illusionen ehelicher Gemeinschaft darstellen, Erstaunliches zu den Gesichtspunkten beitragen können, unter denen Platon und Locke die Bedingungen und Bedrohungen der politischen Gemeinschaft untersuchen, aber auch zu Nietzsches und Emersons Diagnosen des Konformismus in der Kultur. Mitbestimmung in der politischen Gemeinschaft verlangt ebenso wie in Freundschaft und Ehe danach, eine eigene Stimme zu entwickeln; eine Problematik, die, wie Cavell zeigt, als Dauerthema die vermeintlich oberflächlichen Screwball-Comedies durchzieht. Der Band bietet neben Werkinterpretationen von Freud, Shakespeare, Ibsen, Shaw und Henry James nicht nur eine Einführung zu Klassikern der Philosophie von Platon über Aristoteles, Locke, Kant, Emerson, Nietzsche zu Mill und Rawls, sondern auch einen neuen, höchst vergnüglichen Zugang zu Klassikern der Filmgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.08.2011

Gewöhnungsbedürftig, um das mindeste zu sagen, sei der "Stil" des Philosophen Stanley Cavell. Das hält der Rezensent Andreas Cremonini als erstes fest, mit - wie man bald begreift - gutem Grund. In gewisser Weise ist die Philosophie hier nämlich der Stil. Das Suchende, Abschweifende, Wiederholende, Seminarhafte, das so also eher umwegig Voranschreitende hat Methode. Inhaltlich gehe es um das Nebeneinanderstellen von Hollywood-Screwball-Komödien (die Cavell "Komödien der Wiederverheiratung" nennt) und klassischen Autoren der Philosophie von Locke bis Hegel und Kant. Darin, dass im Hollywoodfilm auf "exemplarische Weise" die großen philosophischen Themen verhandelt werden, liegt, so Cremonini, die eigentliche Pointe. Nicht in logisch fortschreitender Argumentation, sondern im Einkreisen der Problem am Ort, an dem sie gerade nicht abstrakt auftreten, sieht Cavell in der Nachfolge von Emerson und Thoreau die Aufgabe des Philosophen. Und der Rezensent will und kann ihm dabei durchaus folgen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.07.2011

Oliver Müller nähert sich dem bereits betagten, doch noch immer spannenden Denker Stanley Cavell über dieses 2004 im amerikanischen Original erschienene, jetzt, wie er findet, schön übersetzte und beeindruckende Buch "Cities of Words". Des Autors Steckenpferd, die moralische Selbstbildung, findet Müller hier von Seiten der sprachlichen Annäherung, der Kommunikation zweier Individuen, angegangen, genauer: über eine Reihe von Hollywood-Komödien und die darin verhandelten Liebesverwicklungen. Dass der Autor darüber hinaus Thoreau und Emerson ins Spiel bringt, nebst Kant, Nietzsche und anderen, verwundert Müller nicht, der Cavells feinsinniges, humanes Denken schätzt. Dass Müller dem Autor auf dessen Gedankenwegen recht leicht folgen kann, ist ein für ihn ein weiteres Plus dieses noch zu entdeckenden Philosophen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.09.2010

Stanley Cavell hat seine obsessive Leidenschaft für Hollywood-Scheidungskomödien in ein moralphilosophisches "Alterswerk" fließen lassen, das David Gern für die ihm abverlangten Lektüremühen reich belohne. Und weil dieses Buch für Cavells Verhältnisse ungewöhnlich verständlich sei, eigne es sich laut Rezensent besonders gut als Einstiegslektüre in die Gedankenwelt des 1926 geborenen Harvard-Philosophieprofessors. Man muss sich allerdings auf lange Schachtelsätze und ein weit verzweigtes Gedanken- und Assoziationsnetz einlassen, das von den streitenden und schließlich wieder zusammenfindenden Filmpaaren zum "moralischen Perfektionismus" führt, warnt Gern. Cavell stützt sich hier auf Nietzsche, der als "extremster Vertreter" dieser Position gelte. Allerdings wandelt er dessen Vorstellungen dahingehend ab, dass er im moralischen Perfektionismus eine "Geisteshaltung" beschreibt, bei der er "dem zu sich selbst strebenden" Ich das Bedürfnis nach einer Gemeinschaft dazugesellt, was sich dann in Streit und Versöhnung in den Filmkomödien der 30er Jahre ausdrückt, erklärt der Rezensent gefesselt.
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