Sonia Mikich

Enteignet

Warum uns der Medizinbetrieb krank macht
Cover: Enteignet
C. Bertelsmann Verlag, München 2013
ISBN 9783570101599
Gebunden, 352 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Im deutschen Gesundheitssystem kann man nur mit Glück gesund werden. Dieses Fazit steht am Ende eines mehrmonatigen Leidenswegs, der die renommierte Journalistin Sonia Mikich in lebensgefährliche Situationen bringt. Auf der Basis dieser Erfahrung unterzieht sie die Prozesse im Krankenhaus, die Kommunikationsstrukturen, die Arbeitsverhältnisse und das Selbstverständnis des medizinischen Personals einer vorbehaltlosen Analyse. Warum werden Patienten auch heute noch entmündigt, warum hören Ärzte so wenig zu, warum weiß der eine nicht, was der andere tut, warum werden Patienten mit gedankenlos hingeworfenen Szenarien geängstigt? Warum hat sich nach jahrelangen Debatten über den Medizinbetrieb, der Milliarden Euro verschlingt, so erschreckend wenig verändert? Antworten sucht sie in Gesprächen mit Insidern, die nicht mehr schweigen wollen und die Ursachen der Misere klar benennen. Ein ernüchternder Report aus dem Innern eines kranken Systems, in dem der Notrufknopf längst überall rot leuchtet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.04.2013

Wer es nicht am eigenen Leib erlitten hat, kann sich kaum vorstellen, welch menschenverachtende Auswüchse und gravierende Fehler das deutsche Gesundheitssystem aufweist, stellt Christiane Grefe angesichts von Sonia Mikichs Buch "Enteignet" erschüttert fest. Am liebsten würde die Rezensentin einfach nicht glauben, was sie da liest, doch sie weiß, dass der Name der Autorin, ihres Zeichens Inlandschefin des WDR, "für gründliche Recherche" steht. Mikich, deren Auseinandersetzung mit diesem Thema auf eigene leidvolle Erfahrungen zurückgeht, legt ein engagiertes "Kampagnenbuch" vor, mit dem sie das inhumane System zu reformieren hofft, berichtet Grefe und nimmt sogleich die Kritik vorweg, die diese agitatorische Art des Schreiben provoziert, etwa den Vorwurf der Einseitigkeit. In der Tat hätte die Rezensentin gerne auch die Argumente der Gegenseite, etwa die eines Krankenhausmanagers, gehört. Den Vorwurf, dass Mikich Panik schüre und das Vertrauen der Bürger in ein leidlich funktionales System erschüttere, lässt Grefe jedoch nicht gelten: eine breite gesellschaftliche Debatte, gerne auch im Wahlkampf, ist dringend erforderlich, findet sie.