Sjon

Schattenfuchs

Roman
Cover: Schattenfuchs
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100751201
Gebunden, 126 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Isländischen von Betty Wahl. Island im Winter 1883. Abba wird zu Grabe getragen, aber nicht sie, sondern Steine liegen im Sarg. Fridrik beerdigt die Leiche lieber im eigenen Garten, als sie Pastor Baldur zu überlassen. Denn der hütet ein dunkles Geheimnis. In einer poetisch klaren Sprache ertastet Sjon den schmalen Grat von Mensch und Natur und entführt uns in eine mythische Zwischenwelt am Rande des Polarkreises, wo er an den existentiellen Abgründen der Menschen zeigt, wer er wirklich ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.11.2007

Für Klaus Ungerer sind die Vorschusslorbeeren, die Autor und Buch bekränzen, nichts als "Geflunker". Ungerer nämlich hat das "dünne Brevier", das sich für ihn zu Unrecht Roman nennt, gelesen. Und hat dabei mächtig gelitten. Gerade mal 20 Seiten, aus denen dem Rezensenten so etwas wie Leserglück erwächst, können den für Ungerer höchst fragwürdigen Rest nicht aufwiegen: Den nach Moderne haschenden "unchronologischen Hüpfschritt", den mythologisierenden Griff in die "Mottenkiste des isländischen Erbes", das "traurige Grau" der Sprache. Nicht mal als ein Rätsel erscheint das Buch dem Rezensenten, eher schon als eine einzige ärgerliche Unklarheit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.09.2007

Der Isländer Sjon ist ein Multitalent, hervorgetreten nicht nur als Romanautor, sondern auch als Texter zu Songs von Björk, unter anderem in Lars von Triers Film "Dancer in the Dark". Und auch Sjons Prosa ist, stellt die Rezensentin Marion Löhndorf fest, die Nähe zum Lyrischen stets anzumerken. Manchmal besteht so eine Seite im Roman "Schattenfuchs" nur aus einem Satz, der auf diese Weise Gewicht und Bedeutung gewinnt. Aber auch als Erzählung hat das Werk Löhndorf offensichtlich fasziniert, und zwar indem es große Präzision im Detail mit Offenheit im Großen zu verbinden versteht. Es geht um einen Jäger, der sich in die von ihm gejagte Füchsin zu verwandeln glaubt, um ein Mädchen mit Down-Syndrom, das missbraucht wird. "Virtuos" findet Löhndorf, wie Sjon der Leserin und dem Leser zwar "Freiraum für die eigene Phantasie" lässt - ohne aber das Geschehen unnötig zu verrätseln.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.06.2007

Der Isländer Sigurjon B. Sigurdsson, oder kurz: Sjon, ist ein wahrer literarischer Tausendsassa. Er hat Texte für Björk geschrieben, war am Drehbuch zu Lars von Triers "Dancer in the Dark" beteiligt und legt nun ein Buch vor, das sich allen einfachen Kategorisierungsversuchen, wie ein enthusiasmierter Rezensent Christoph Bartmann versichert, entzieht. Zwischen Erzählung und Naturgedicht ist es angesiedelt und von Schnee und Finsternis durchwirkt. Es geht um einen füchsejagenden Pastor namens Baldur, unter anderem jedenfalls, und es spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wie die Dinge narrativ zusammenhängen - oder ob sie es tun -, das verrät die Rezension eher in Umrissen. Daran, dass Christoph Bartmann dieses Buch sehr gemocht hat, lässt er aber keinen Zweifel, denn er preist es als "wuchtiges, unwiderstehliches Melodram".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2007

Rezensentin Sandra Hoffmann ist von der Größe dieses schmalen Romans tief beeindruckt und zieht, metaphorisch gesprochen, ihren Hut vor dem isländischen Autor Sjon, der sich bereits als Lyriker, Texter für Björk, Romancier und Drehbuchschreiber einen Namen gemacht hat. Es ist eine geradezu mythisch anmutende Geschichte um einen Jäger, eine Füchsin, einen mit Tieren sprechenden Pfarrer und eine behinderte junge Frau und spielt im Jahr 1883, erklärt die Rezensentin. Aufgeklärtes Denken trifft auf eine archaische Lebenswelt und wird mit der Gewalt der Natur konfrontiert, so Hoffmann weiter, die von der Kraft der Figurenzeichnung und der Ökonomie der Sprache hingerissen ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.04.2007

Fasziniert beschreibt Rezensent Tobias Schwartz seine Begegnung mit diesem düsteren Roman des isländischen Schriftstellers, der Schwartz zufolge auch Liedtexte für Björk geschrieben hat. Die Kraft dieses "rätselhaften, kurzen und überaus fesselnden Textes" besteht für den Rezensenten in der ebenso raffinierten wie suggestiven Verwebung fantastischer und realistischer Elemente; so sieht er schonungslose Details neben wahnhaften Selbstgesprächen und Dialogen mit einer wieder auferstandenen Füchsin stehen. Erzählt werde die Geschichte eines missbrauchten und ermordeten Mädchens, das am Down-Syndrom litt. Parallel dazu gehe es aber auch um das Jagen seltener Füchse, das von einem Pfarrer mit besonderem Fanatismus betrieben werde. Insgesamt ist für den Rezensenten eine finstere Saga entstanden, schauriges Panorama vom Leben und Sterben in Island, dass er allen Lesern als höchst intensive Lektüre dringend empfiehlt.