Simon Strauß

Römische Tage

Cover: Römische Tage
Tropen Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783608504361
Gebunden, 142 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Ein junger Mann kommt in die ewige Stadt, um die Gegenwart abzuschütteln. Er sucht einen eigenen Weg, fühlt fremde Zeiten in sich leben. In Rom erinnert er sich. In Rom verliebt er sich. In Rom trauert er. Er trifft auf außergewöhnliche Menschen und findet seine Aufgabe: Alles wahrnehmen, nichts auslassen. Römische Tage führt zu den vielen Anfängen und Enden unserer Welt und fragt, was wir morgen daraus machen. Der Erzähler zieht in eine Wohnung schräg gegenüber der Casa di Goethe und die Stadt wird ihm zur Geliebten. Ihre Geschichten spielen vor seinem Auge: Der Mord an Caesar am Largo Argentina ist ihm genauso lebendig wie das Gerangel der Sonnenbrillenverkäufer auf dem Corso. Er taucht ein in eine Welt voller Gegensätze: die Verlorenheit der jungen Italienerinnen und die schwindende Bedeutung der alten Intellektuellen. Antike und moderne Ideale, leuchtende Paläste, ausgelassene Partys und vergehende Kunst. Einheimische, Migranten, Gläubige, Touristen, Bettler. Zwischendrin Müll, viel Müll. Und immer wieder das Stechen in seiner Brust, das die Ärzte nicht ernst nehmen wollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2019

Paul Jandl ist nicht sicher, ob Simon Strauss sich mit den großen Worten, die er für seinen neuen Roman benutzt hat, einen Gefallen getan hat. Die autobiografisch inspirierte Erzählung über einen Aufenthalt in Rom knüpfe nicht nur ganz offensichtlich an die Rom-Erinnerungen berühmter SchriftstellerInnen wie Goethe und Ingeborg Bachmann an, Rom bekomme bei ihm auch wieder den Status eines romantischen Sehnsuchtsortes, wofür der Autor das desolate Stadtbild und die nicht weniger traurige politische Lage ausblende, so Jandl. Der Kritiker fragt sich angesichts der Aphorismen, mit denen der durch die Kunst inspirierte Strauß aufwartet, ob die Berauschung an der altehrwürdigen Stadt hier statt zu Klarheit nicht vielleicht zu Selbstverklärung führt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.07.2019

Bettina Baltschev möchte nicht Schlechtes sagen über Simon Strauß' grüblerische Aufzeichnungen aus Rom. Dass der Autor mit Goethe und Bachmann in römischer Melancholie schwelgt und über die Endlichkeit nachsinnt, während er über die Plätze und Straße der Stadt flaniert und dem Treiben der Römer zusieht, findet sie mutig. Ebenso den pathetischen Ton der Texte. Am stärksten scheint ihr der Autor allerdings, wenn er ein Flüchtlingslager besucht und beschreibt. Pamphletische oder auch allzu inbrünstige Passagen sieht sie Strauß großzügig nach.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.06.2019

Nichts "Neorechtes" entdeckt Rezensent Marko Martin im neuen Buch von Simon Strauß, das der Kritiker als "Porträt des jungen Künstlers als ausgewogener junger Mann" liest. Statt mit Bildungsgeprotze punktet Strauß bei Martin mit gefühlvollen Beschreibungen, feinen Beobachtungen und "unaufgeregter Transparenz" - dabei dem Kritiker keineswegs nur "freundliche Harmlosigkeiten" liefernd. Eine Prise Schwung hätten Autor und Buch allerdings nicht geschadet, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.06.2019

Rezensent Christoph Bartmann folgt FAZ-Redakteur Simon Strauss durchaus gern auf dessen "bildungsbürgerlichem" Trip durch Rom. Gegen eine Prise "Begeisterungs-Doping" in der ewigen Stadt hat nämlich auch der Kritiker gar nicht viel einzuwenden und so folgt er Strauss zu Kardinälen und Generälen, trifft den Direktor der "Bibliotheca Hertziana", erkennt in den Alltagsnotizen gelegentlich die "hintergründige Leichtigkeit" des Vaters Bodo Strauss und bemerkt durchaus, dass der junge Autor im Kampf gegen das konservative Image auch ein römisches Flüchtlingslager besucht. Mehr noch interessiert den Rezensenten allerdings Strauss' "inneres Ringen um Bedeutung" - hier will wohl jemand der nächste Friedrich Schlegel werden, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.06.2019

Rezensent Boris Pofalla liest das neue Buch von Simon Strauss als Flucht nach vorn. Die Geschichte um einen jungen Mann auf Grand Tour in Rom ist für ihn eher ein sanftes Plätschern von Begegnungen und römischer Geschichte, ein echtes Flanierbuch mit gehörigem Bildungsballast. Dass der Autor verdichten kann, merkt Pofalla schnell, weniger gut gefällt es ihm, wenn der Autor römischen Passanten Gedanken in den Kopf legt, da wird es dünn, findet Pofalla. Und etwas dünn scheint ihm das ganze Buch geraten: Ein bisschen gute alte Rom-Begeisterung, ein bisschen illiberal angehauchte Modernekritik, das ist dem Rezensenten letztlich zu wenig.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.06.2019

Das erste Buch des FAZ-Redakteurs Simon Strauß, "Sieben Nächte", ließ sich Rezensentin Iris Radisch noch als kulturkritisches, aber nicht grundsätzlich unsympathisches Plädoyer für mehr Leidenschaft gefallen. Aber was Strauß in seinen "Römischen Tagen" anstellt, kann sie nicht mehr ernst nehmen. Wie der Autor "leidensstolz und kulturfromm" durch die ewige Stadt pilgert, den "Ennui der akademischen Oberschicht" vor sich herträgt, dabei nach Seelenreinigung und Wiederverzauberung sucht und  Militärs und Kurienkardinälen huldigt, um sein "angegriffenes Hasenherz zu erquicken", erscheint ihr zu antiquiert, als dass sie daraus brauchbare Gedanken für die gegenwärtige Welt ziehen könnte.  Immerhin: Die von Strauß reaktivierte Festtagsrhetorik vergangener Tage imponiert ihr.