Samira Bellil

Durch die Hölle der Gewalt

Cover: Durch die Hölle der Gewalt
Pendo Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783858425607
Gebunden, 281 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Samira Bellil wächst auf in der gewaltbeherrschten Atmosphäre der Vorstädte von Paris, in denen Vergewaltigung fast zum Alltag gehört. In ihrem muslimischen Elternhaus findet sie weder Trost noch Hilfe, der Vater hat für seine Tochter nur Schreie, Schläge und schließlich den Rauswurf übrig. Die Gewalt, die sie erfährt, gibt sie weiter und sie richtet siegegen sich selbst. Erst durch das Schreiben gelingt es ihr, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Bellils distanzierte Schreibweise lässt die tiefe Demütigung umso deutlicher werden. Gleichzeitig aber ist ihr Buch auch eine Anklage an die Täter und an die Gesellschaft, die die Täter deckt und die Opfer nicht ernst nimmt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.11.2003

Frank Keil hat die Lektüre der Lebensgeschichte von Samira Bellil, die Mitglied einer französisch-algerischen Gang in einem Pariser Vorort war und als 13-Jährige einer Gruppenvergewaltigung zum Opfer fiel, ziemlich mitgenommen. Er zeigt sich sehr erschüttert von der beispiellosen Gewalt, die das Mädchen erlebt hat, aber auch von der Reaktion von Familie und Umgebung, die Samira Bellil in dieser Situation vollkommen allein gelassen haben. Der Rezensent ist deshalb auch recht erleichtert, dass am Ende der schrecklichen Jugend eine erfolgreiche "Kombination aus Psychotherapie und einem Schadensersatzprozess" stand, die der Autorin das Studium zur Sozialpädagogin ermöglichte und sie zur prominenten Unterstützung des Netzwerks "Weder Hure noch Unterdrückte" werden ließ. Trotzdem zeigt sich der Rezensent "tief beunruhigt", nicht nur von der im Buch geschilderten Gewalt, sondern auch von dem "schmalen Grad" zwischen "Scheitern" und "Gelingen" einer derartigen Biografie. Die Schilderungen der Lebensgeschichte gibt auch Einblick in den "rechtsfreien Raum " der Jugendclique, in der die "Segnungen der Zivilisationsgesellschaft" keinen Einzug gehalten haben, so Keil beeindruckt, der das Buch als "Dokument" einer sehr schwierigen "Heilung" würdigt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Gar nicht freundlich geht Franziska Speer mit diesem Buch um. Zu oft drifte der Text in "pubertären Bravo-Kitsch" und "Brutalo-Bauerntheater" ab, "gefühlsduselig, grobschlächtig, spekulativ" sei das alles. Vor allem aber findet sie, dass das Buch "nicht hält, was es verspricht". Die Rezensentin hätte tatsächlich "gern Genaueres" erfahren über "Langeweile und Trostlosigkeit" in den französischen Vorstädten, aus denen die dort lebenden ausländischen Jugendlichen dann in "Gewalt und Aggression" flüchten sowie vor allem über die Lage der "Frauen in der Banlieue" - über die Zustände also, die hier eigentlich angeklagt werden sollten. Doch während man das Buch in Frankreich offenbar auch so verstanden habe, wie es angekündigt wurde, es also, wie Speer schreibt, "die Gemüter erhitzt" sowie "hohe Verkaufszahlen" erreicht habe und "die gut aussehende Autorin" außerdem "als Star durch die Talkshows gereicht" worden sei, findet Speer, dass es in diesem Buch "einzig und allein um Samira Bellil" gehe. Und auch ihre Ankündigung: "Ich will kein Mitleid erregen - ich will Bewusstsein schaffen!" löse die Autorin - die, wie man erfährt, selbst in der Pariser Banlieue aufgewachsen ist und dort mit vierzehn zum ersten Mal von einer Gruppe junger Männer vergewaltigt wurde -- "auf keiner einzigen Seite ein". Dafür mangele es dem Buch zu sehr an "Distanz zum Milieu". Erklärt wird hier gar nichts, schimpft Speer, "allenfalls unser Voyeurismus" bedient.
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