Cloé Mehdi

Nichts ist verloren

Roman
Cover: Nichts ist verloren
Polar Verlag, Hamburg 2018
ISBN 9783945133538
Gebunden, 330 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Cornelia Wend. Les Verrières. In der Vorstadt tauchen plötzlich Parolen an den Wänden auf, auf denen Gerechtigkeit für Said gefordert wird. Er ist als Fünfzehnjähriger ums Leben gekommen. Der elfjährige Mattia Lorozzi versucht dahinterzukommen, was geschehen ist und trifft auf eine Welt voller Hass, Trauer und Lügen. Er hat keinen Vater mehr und lebt mit seinem Vormund Zephyr Palaisot, einem vierundzwanzigjährigen Nachtwächter, und dessen selbstmordgefährdeter Freundin Gabrielle in einer Wohnung. Seine Mutter hat sich seit Wochen nicht mehr gemeldet, die Schwester ist auf Reisen und taucht erst zu Weihnachten wieder auf. Eine Psychiaterin betreut Mattia, um zu verhindern, dass er in ein Heim gesteckt wird. Zwei Männer lauern ihm und seinem Vormund auf. An die Polizei kann er sich nicht wenden. Sie wird nicht sehr geschätzt in Les Verrières, da sie vor fünfzehn Jahren den jungen Said Zahiti erschossen hat und vor Gericht straffrei ausging. Damals kam es zu Unruhen im Viertel.

Im Perlentaucher: Dass der Ärger einen immer findet...

Mehdi ist gerade mal 26 Jahre alt, und was einen bei ihrem Roman umhaut, sind tatsächlich die Jugendlichkeit, das Unbedingte und die erzählerische Power. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.03.2019

Rezensentin Kirsten Reimers ist beeindruckt von diesem Roman, so beeindruckt, dass sie sich in Nacherzählung zu verhaspeln droht. Es ist ein düsteres Universurm, in dem die Protagonisten leben. Und dieses Universum scheint das heutige, nicht so glamouröse Frankreich der Vorstädte zu sein. Praktisch alle sind von Selbstmord bedroht und werden in den Augen eines Elfjährigen gespiegelt, des Romanerzählers, erfahren wir. Wo die Sympathien der Autorin liegen, sei ja klar, so Reimers, jedenfalls nicht bei der repressiven Polizei, die die Werte der Republik verrät. Ein Roman über Chancenlosigkeit und Vorverurteilung, so Reimers, aber auch einer der Hoffnung gibt. Reimers kann ihn nur empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.12.2018

Rezensentin Sylvia Staude zeigt sich beeindruckt von Autorin Cloe Mehdi. Mit gerade 24 Jahren erhielt die französische Schriftstellerin sieben wohlverdiente Auszeichnungen für ihren bereits zweiten Roman, indem sie es auf unbeschreibliche Weise schafft, eine tragische Handlung in tragischem Setting so zu erzählen, dass bei aller Trauer und Desillusion immer ein Rest Leichtigkeit und Licht bleibt. In seiner deutschen Übersetzung ist der Roman als Krimi ausgewiesen, was Staude nicht ganz treffend findet, da die Kriminalhandlung erst spät im Roman angestoßen wird und sich auch von da an nie effekthascherisch in den Vordergrund drängt. "Überlebensroman" wäre laut Staude passender als Genre-Etikett für diese Geschichte, denn genau darum geht es. Mattia wohnt in der französischen Banlieue. Er hat viel verloren in seinem kurzen Leben, aber doch nicht alles. Da ist etwa noch sein Vormund Zé, dessen Liebe zu Gabrielle so innig wie vergeblich ist. Sie alle sind geübt darin, auf dem schmalen Grat zu balancieren, am "Rand", wie es Zé nennt, zwischen Kriminalität und Tod, so die berührte Rezensentin.