Rolf Bossert

Ich steh auf den Treppen des Winds

Gesammelte Gedichte 1972-1985
Cover: Ich steh auf den Treppen des Winds
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783895612992
Gebunden, 347 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Gerhardt Csejka. Es sind dramatische Umstände, unter denen der Lyriker Rolf Bossert im Dezember 1985 die bundesdeutsche Literaturbühne betreten und nur kurz darauf wieder verlassen hat: Zum Kreis der rumäniendeutschen Schriftsteller um Herta Müller, Franz Hodjak und Richard Wagner zählend, geriet er Anfang der achtziger Jahre in immer heftigere Konflikte mit dem rumänischen Regime. 1984 stellte er einen Ausreiseantrag, der nach der politischen Zensur das Publikationsverbot zur Folge hatte. Im Dezember 1985 schließlich konnte er nach Frankfurt am Main ausreisen, wo er sich nur zwei Monate später das Leben nahm.
Die Gedichte Rolf Bosserts spiegeln die schwierigen Umstände seiner Biografie wider: Sie sind radikal, ironisch wie selbstironisch, sarkastisch, streng, von erbarmungsloser Schönheit. Aber immer scharf beobachtet. "Ich steh auf den Treppen des Winds" zeigt erstmals in großer Vollständigkeit das lyrische Werk Rolf Bosserts, das in seiner Unbändigkeit noch zu entdecken ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2006

Im unvollendeten Werk des rumäniendeutschen Lyrikers, der sich 1986 das Leben nahm, spürt Rezensentin Meike Fessmann "das Bewegungsgesetz eines Lebenswerks" und fragt sich, wie Rolf Bossert wohl heute geschrieben hätte. Hinter der rebellischen Machopose mancher Gedichte hört sie außerdem einen Sehnsuchtsakkord, nimmt hinter den "raumgreifenden Gesten" von Bosserts Gedichten immer wieder große Empfindsamkeit wahr. Die Rezensentin bescheinigt diesem Lyriker außerdem eine "über die eigenen Mittel souverän verfügende" Sprache. Insgesamt nimmt sie die Mischung aus Empfindlichkeit, raubeinigem Trommeln, Verarbeitung privater Erlebnisse und der politischen Entwicklung von Ceaucescus Rumänien sehr für dieses lyrische Werk ein, aus dem sie in ihrer Kritik ausgiebig zitiert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.08.2006

Rolf Bossert sei im Gegensatz zu vielen seiner rumäniendeutschen Schriftstellerkollegen heute ein unbekannter Dichter, erinnert Rezensent Jan Wagner, da seine beiden Gedichtbände noch in Rumänien erschienen waren und er 1986 in der Bundesrepublik mit dreiunddreißig Jahren gestorben sei. Angeblich ein Selbstmord. Der chronologisch konzipierte Auswahlband seiner Gedichte zeige nun einen stilistisch ungeheuer vielfältigen Autor, dessen Vorbilder so extreme Gegensätze wie Berthold Brecht und Paul Celan umfassten. Mal mit Redewendungen spielend, mal liedhaft gereimt, und dann wieder streng wie bei einem Haiku kämen Rolf Bosserts Gedichte daher. Und stets rühre der Schreibanlass aus dem Alltagsleben, auch noch dort, wo Bossert ziemlich "hermetisch" werde. In den Gedichten der frühen achtziger Jahre, verweist der Rezensent auf einige seiner offensichtlichen Lieblingsstellen, tauchten immer wieder "herrlich" trotzige oder auch humorvoll verzweifelte Zeilen auf.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2006

Rolf Bossert, 1952 geboren, lebte in Rumänien als deutsch schreibender Autor. 1985 erhielt er die Erlaubnis zur Ausreise und starb - wohl durch eigene Hand -, kaum war er in Deutschland. Der Rezensent Richard Wagner preist den so jung Verstorbenen als Meister der Vermischung von hohem und heiterem Ton. Er verweist auf Heine wie Celan, auf Morgenstern wie Tucholsky. Die Stilmixtur, die Bossert und Freunde aus demselben literarhistorischen Kontext auszeichnete, hatte Methode. Wagner lobt und zitiert. Am Ende weist er noch hin auf einen Essay von Bossert selbst, sowie einen Lebenslauf, ein Nachwort und eine editorische Notiz, die die aus dem Nachlass versammelten Gedichte begleiten.
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