Robert Gerwarth

Der Bismarck-Mythos

Die Deutschen und der Eiserne Kanzler. Diss.
Cover: Der Bismarck-Mythos
Siedler Verlag, München 2007
ISBN 9783886808717
Gebunden, 285 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Wie kein zweiter deutscher Staatsmann hat Otto von Bismarck Generationen von Deutschen fasziniert und ihre politischen Vorstellungen beeinflusst. Robert Gerwarth zeichnet Entstehung und Entwicklung des Bismarck-Mythos nach, der die politische Kultur Deutschlands seit dem Kaiserreich wesentlich prägte und mit dem wachsenden Wunsch nach einem neuen "charismatischen Führer" Hitler den Weg zur Macht erleichterte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.05.2008

Lobend äußert sich Dieter Langewiesche über Robert Gerwarths Analyse des Bismarck-Mythos während der Weimarer Republik. Deutlich wird für ihn, dass dieser von verschiedenen Seiten instrumentalisierte Mythos als starker Gegner der parlamentarischen Republik fungierte. Er bescheinigt dem Autor ein intensives Quellenstudium, vor allem von Zeitungen und Zeitschriften. Zwar relativiert er den vermittelten Eindruck von der Allgegenwärtigkeit dieses Mythos in der Weimarer Republik. Aber das schmälert für ihn nicht Gerwarths Verdienst, überzeugend zu zeigen, "wie das Kaiserreich... in der Gestalt Bismarcks als Mythos aufersteht und als Geschichtswaffe gegen die Gegenwart eingesetzt wird".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.07.2007

Als wichtigen Beitrag zur politischen Kultur Deutschlands zwischen 1918 und 1933 lobt Rezensent Volker Ullrich dieses "flüssig geschriebene" Bismarck-Buch des in England lebenden jungen deutschen Historikers. Zwar verspreche der deutsche Titel mehr, als das Buch halte, denn sein Schwerpunkt liege nur auf der Weimarer Republik und ihrer schleichenden Zerstörung, bei welcher der Mythos Bismarck auch eine Rolle gespielt habe. Schlüssig weise Robert Gerwarth den fundamentalen Funktionswandel dieses Mythos vom Stabilitätsfaktor des Kaiserreichs zur Waffe im Kampf gegen die junge Demokratie nach, weshalb er als Erwecker autoritärer Sehnsüchte nach dem starken Mann 1933 seinen "größten und schauerlichsten" Triumph gefeiert hätte. Gern hätte der Rezensent noch mehr über die Revision des Bismarckbildes nach 1945 gelesen, die nur noch "sehr kursorisch" gestreift werde. Insgesamt tut das seinem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch, an dem auch die gute Übersetzung ihren Anteil hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2007

Rezensent Ulrich Teusch lobt diese Studie, in der der Historiker Robert Gerwarth die Herausbildung eines "Bismarck-Mythos" und dessen Nachwirkungen analysiert, als erhellend und klug, auch wenn sie, wie er findet, mitunter zur Redundanz neigt. Der Autor untersucht darin das sich nach Bismarcks Amtszeit herausbildende Bild einer überragender Führungspersönlichkeit, das in der Folgezeit politischen Zwecken offenbar recht dienlich war. Wenn der Rezensent auch glaubt, dass der Autor den Einfluss Bismarcks auf das "Selbstverständnis" Hitlers zu hoch einschätzt, ist er gleichzeitig mit Gerwarth davon überzeugt, dass das idealisierte Bismarck-Bild entscheidend an der Untermauerung der totalitären Herrschaft der Nationalsozialisten mitgeholfen hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2007

"Lobenswert knapp und anschaulich", so beurteilt Cord Aschenbrenner die Dissertation des Historikers Robert Gerwarth über den Bismarck-Mythos. Mit dem Buch liegt erstmals seit 1945 eine Untersuchung vor, die sich ausführlich mit der Stilisierung und Instrumentalisierung Bismarcks auseinandersetzt, freut sich der Rezensent. Er referiert zusammenfassend, wie der "Mythos Bismarck", der heute weitgehend vergessen sei, die Politik zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte. Bismarck wurde besonders nach dem ersten Weltkrieg zu einer "politischen Chiffre" die wach halten sollte, dass es allein die Kraft eines großen Führers war und nicht der Parlamentarismus, dem Deutschland die verlorene Größe verdankte, wie der Rezensent berichtet. Besonders diesen Aspekt des machtvollen Mythos, dem die republikanischen Parteien nicht viel entgegenzusetzen hatten und der schließlich den Weg für den Aufstieg Adolf Hitlers bereitete, findet der Rezensent hochinteressant.