Wolfram Pyta

Hindenburg

Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler
Cover: Hindenburg
Siedler Verlag, München 2007
ISBN 9783886808656
Gebunden, 1117 Seiten, 49,95 EUR

Klappentext

Paul von Hindenburg ist eine der zentralen Figuren in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der als Held verehrte "Sieger von Tannenberg" war maßgeblich an entscheidenden historischen Wendepunkten beteiligt. Mit Wolfram Pytas Buch liegt nun endlich die erste umfassende Biographie Hindenburgs vor.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.01.2008

Nicht sehr zufrieden ist Rezensent Jürgen Busche mit diesem Zwischenkriegs-Porträt Paul von Hindenburgs. Zwar liegt es aus seiner Sicht "im Mainstream gegenwärtiger deutscher Militärgeschichtsschreibung". Doch gerade das macht für Busche das Manko dieser Studie aus, die für ihn an einer mangelnden Analyse kriegerischer Vorgänge krankt. Zu wenig befasst sich Wolfram Pyta demnach darin dann auch mit den militärischen Aspekten der Karriere dieses Generalfeldmarschalls aus dem Ersten Weltkrieg, der 1925 Reichspräsident geworden war. Besonders die Tatsache, dass Pyta in seinem Buch Hindenburg die damals identitätsstiftende Bedeutung als "Held von Tannenberg" streitig macht, und der berühmten Schlacht selbst dann nur wenige, und aus Sicht des Rezensenten auch nicht sonderlich kenntnisreiche Seiten widmet, erregt Anstoß. Auch im Literaturverzeichnis vermisst Busche wichtige Bücher zum Thema. Verdienstvoll findet der Rezensent immerhin, wie Pyta aufzeige, dass Hindenburg im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und seinen Programm folgend Hitler als Reichskanzler installiert habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.01.2008

Rudolf Walther ist so überzeugt von dieser in seinen Augen ersten Gesamtdarstellung Hindenburgs, dass er dazu nicht viele Worte macht. Stattdessen zeichnet er für uns Hindenburgs Aufstieg zum Reichspräsidenten nach und nennt Wolfram Pytas Buch schlicht und ergreifend einen "großen Wurf". Walther überzeugt der Umstand, dass der Autor nicht im Material aus "100 Nachlässen und Archiven" ertrunken ist, sondern es "präzise" fragend und methodisch politik- und kulturgeschichtlich vorgehend analysiert hat. Hier fehlende Einzelheiten über den Niedergang der Weimarer Republik und den Aufstieg des Nationaklsozialismus erfährt Walther ohne Not aus der einschlägigen "Spezialliteratur".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.12.2007

Wenn Paul von Hindenburg in der allgemeinen Wahrnehmung aus dem milden Licht des  Kriegsherrn und Politikers wider Willen heraustreten wird, dann wird das nicht zuletzt auch das Verdienst von Wolfram Pytas Hindenburg-Biografie sein, preist Cord Aschenbrenner. Denn noch immer würde man Hindenburg nicht als den kühl kalkulierenden und seine Selbstmythisierung zum strahlenden Kriegsheld und Garant nationaler Einheit vorantreibenden Strategen erkennen, als den diese glänzende Lebensbeschreibung ihn ausweise, erklärt der Rezensent. Mit umfangreicher Quellenarbeit und in scharfsinnigen Analysen räumt Pyta mit so mancher Legende auf und zeigt sehr überzeugend, wie groß der Anteil Hindenburgs beim Aufstieg Hitlers wirklich war, lobt der Rezensent anerkennend. Nichts weniger als ein "großer Wurf" ist diese Biografie, jubelt Aschbrenner, und sein begeistertes Urteil hält stand, obwohl er darin auch Redundanzen und terminologische Ungereimtheiten gefunden hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2007

Weder Verdammung noch Heldenverehrung betreibe Wolfram Pyta in seiner Hindenburg-Biografie, stellt der rezensierende Historiker Hans-Ulrich Wehler angenehm berührt fest. Vielmehr suche der Autor die spezifische "Herrschaftsfunktion", die mit Hindenburg Gestalt gewann, zu analysieren und die Frage zu klären, wie eine eher mittelmäßige Persönlichkeit ohne Ausstrahlung eine so zentrale Stellung einnehmen konnte. Zunächst hebt der begeisterte Rezensent das gründliche Quellenstudium Pytas hervor, das nicht nur Neues zutage fördert, sondern vom Autor auch ausgesprochen scharfsinnig ausgewertet wird. Indem er nicht die Biografie Hindenburgs in den Mittelpunkt seiner Darstellung stellt, sondern sich auf die politische Kultur und auf die Ausnahmestellung des Militärs konzentriert, gelingt ihm die überzeugende Herausarbeitung Hindenburgs als charismatischen Herrscher, wie ihn Max Weber definiert hat, erklärt Wehler. Dabei könne er auch zeigen, dass die Wirkung Hindenburgs ein Fall von "zugeschriebenem Charisma" war, so Wehler zustimmend. Entgegen der bisherigen Interpretationen erklärt Pyta außerdem Hindenburgs Unterstützung von Hitler nicht als Reaktion auf den politischen Druck, sondern als Ausdruck des Glaubens, Hitler würde sein eigenes Streben nach nationaler Einheit umsetzen können, lässt der Rezensent wissen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Johannes Willms begrüßt Wolfram Pytas Biografie Hindenburgs. Überfällig erschien ihm dieses Werk. Umso mehr zeigt er sich erfreut darüber, dass es rundum gelungen ist. Ausführlich schildert er die Karriere des Generalfeldmarschalls und Politikers, der zweiter Reichspräsident der Weimarer Republik war und 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Pytas Darstellung von Hindenburgs Leben würdigt er als überaus präzise, gut dokumentiert, anschaulich und detailreich. Sein großes Verdienst sieht Willms darin, Hindenburgs fatale politische Rolle und seine persönliche Verantwortung für die Katastrophe Deutschlands sichtbar zu machen. Zudem bescheinigt er dem Autor, die zahlreichen Legenden, die diese Figur lange umrankten, gründlich zu zerstören. Deutlich wird für ihn unter anderen, wie es Hindenburg gelang den Tannenberg-Mythos für seine Zwecke zu instrumentalisieren und so den Untergang des Kaiserreichs zu überleben.
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