Richard Yates

Easter Parade

Roman
Cover: Easter Parade
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2007
ISBN 9783421042613
Gebunden, 297 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anette Grube. Die Schwestern Sarah und Emily Grimes wachsen als Kinder geschiedener Eltern in den USA der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Sie haben unter den Launen ihrer rastlosen Mutter zu leiden, die nach jeder beruflichen oder privaten Enttäuschung mit den Mädchen in eine andere Stadt zieht. Als Erwachsene wollen die Schwestern, jede auf ihre Weise, ihr Leben ganz anders gestalten. Sarah heiratet früh, bekommt drei Söhne und lebt auf Long Island. Emily macht Karriere in New York und stürzt sich von einer Affäre in die nächste. Beide scheinen das Leben zu führen, das sie sich immer gewünscht haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2007

Gustav Seibt kann den Ekel mit Händen greifen bei der Lektüre von Richard Yates' vor 30 Jahren erstmals erschienenem Roman um zwei düstere Frauenbiografien. Dahinter steckt eine Kunst, die den Autor für Seibt zu einem Klassiker macht. "Profund troslos" und "magnetisch" zugleich erscheint ihm, was er, bei aller Aktualität des Textes, allerdings nur zum Teil als realistischen Sozialroman durchgehen lassen will. Etwas höchst Kunstvolles in diesem Buch steigert den Horror angesichts von Armut und Enttäuschung ins Unerträgliche: Dass Yates zu vermitteln vermag, unglückliche Menschen seien "nicht liebenswürdig", wie Seibt vermutet, die "Empathie für weibliche Lebensläufe", die er dem Autor attestiert, oder doch das wiederkehrende, "fast giftige Motiv" menschlicher Exkremente?
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.05.2007

Über ganze vier Jahrzehnte erzähle Richard Yates das Leben zweier ungleicher Schwestern, berichtet Rezensent Michael Schmitt. Dabei gehe er mit seinem bekannt "kalten Blick" zu Werke, der beispielsweise in der wiederkehrenden lapidaren Redewendung "Ich verstehe" den Gefrierpunkt aller Sehnsüchte einfange. Darin seien sich die beiden Schwestern nämlich ähnlich, skizziert der Rezensent den Plot, beide trügen das Kreuz ihrer Mutter weiter, die wenigstens für die heitere Sarah und die kluge Emily eine bessere Zukunft geplant hatte, mit erfolgreichen Ehemännern versteht sich. Zwar seien Sarah und Emily keine modernen Frauen, so der Rezensent, gleichwohl stünden ihre Probleme und Fallstricke auch für uns heutige Leser bereit. Diese Aktualität sei ein Kennzeichen aller Figuren bei Richard Yates. Die Gefühlslage der beiden Schwestern beschreibt der Rezensent als konstantes "Unbehagen", die eine lebe auf Long Island im Zeichen eines höhnisch lächelnden Hochzeitsfotos, die andere werfe sich als unglückliche Karrierefrau den Verlierern dieser Welt an den Hals.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.04.2007

Ursula März stellt den jetzt auf Deutsch erschienenen zweiten Roman des bereits verstorbenen amerikanischen Autors Richard Yates vor und lässt wissen, dass der amerikanische Autor erst vor wenigen Jahren wieder als "Klassiker" entdeckt wurde. Im autobiografisch gefärbten Roman um die zwei Schwestern Emily und Sarah, deren Versuche, sich von der alkoholkranken Mutter abzusetzen, beide auf ihre Art scheitern, wird exzessiv getrunken, was Emily einen frühen Tod mit 47 beschert, teilt die Rezensentin mit. Hoffnungslosigkeit und Resignation durchziehe als charakteristisches Merkmal das Buch, das von fortwährendem "Selbstbetrug" und Selbstzerstörung mittels Alkohol erzähle. Wenn der Roman nach März auch nicht an "Zeiten des Aufruhrs" heranreicht, den erste Roman Yates, der Furore machte, so scheint die Rezensentin dennoch von dem Buch recht beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.03.2007

Rezensentin Ines Kappert ist dem amerikanischen Schriftsteller Richard Ford ausgesprochen dankbar, dass er den 1926 geborenen Kollegen Richard Yates dem Vergessen entrissen hat, der in den 60er und 70er Jahren ihren Informationen zufolge einmal Kultstatus genoss. Denn in seinem Roman schreibe Yates "stur" gegen den Amerikanischen Traum an, filetiere den Alltag und leuchte dessen "klaustrophobisches Universum" aus, ohne es dabei zu "privatisieren". Die Rezensentin spürt hinter der "trügerisch leichtfüssigen" Sprache stets den Druck der Verhältnisse und sieht beim Lesen gebannt diesem Autor dabei zu, wie er Satz für Satz das falsche Konzept seiner Protagonistinnen vom richtigen Leben "gegen die Wand fährt", die ihr Selbstwertgefühl allein aus der Aufmerksamkeit nehmen, die sie den Männern abringen können - woran sie am Ende zu Grunde gehen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

Die 2002 neu übersetzten "Zeiten des Aufruhrs" waren nur der Startschuss für eine fulminante Wiederentdeckung von Richard Yates, da ist sich Karl-Markus Gauß nach der Lektüre von Yates' viertem Roman, "Easter Parade", sicherer denn je. Yates erweise sich auch hier als Spezialist für das kleine Scheitern im Alltag. In einem großen Bogen von den Dreißiger bis zu den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erzählt der Autor von drei Frauen, die eine nach der anderen zu Grunde gehen, der Mutter Pookie und ihren beiden Töchtern Sarah und Emily. Das Besondere dabei sei, dass Yates seine Figuren zwar "zermahle", das aber "zutiefst human" anstelle, indem er immer auch Ausgänge aus dem Elend aufscheinen lässt. Was Gauß allerdings ein wenig nervt, ist der grassierende und "ein wenig überdimensionierte" Alkoholismus, dem ausnahmslos alle Figuren verfallen sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Für einen späten Glücksfall hält Heinrich Wefing den Roman von Richard Yates. Dreißig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung hat dieses Buch dem Rezensenten Herzschmerz und Atemnot bereitet, weil die Angst vor dem Absturz in der Mittelschicht heute wieder brandaktuell ist. Einen kraftvolleren und genaueren Chronisten der Zustände als Yates kann sich Wefing allerdings kaum vorstellen. Noch die Details des amerikanischen Jahrhunderts sind "fein hingetupft". Die mitunter autobiografisch gefärbte Geschichte eines familiären Verfalls aber liest Wefing in den "bezwingend schlichten Sätzen" einer "durchsichtigen Sprache". Deren unangestrengte Übertragung durch Anette Grube hebt Wefing extra hervor.
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