Richard Kämmerlings

Das kurze Glück der Gegenwart

Deutschsprachige Literatur seit '89
Cover: Das kurze Glück der Gegenwart
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011
ISBN 9783608946079
Gebunden, 208 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Wofür brauchen wir überhaupt Gegenwartsliteratur? Wer heute den Roman eines deutschsprachigen Autors in die Hand nimmt, darf die Erwartung haben, darin etwas über die Zeit zu erfahren, in der er lebt. Der Literaturkritiker Richard Kämmerlings erzählt sehr persönlich von literarischen Glanzlichtern der letzten 20 Jahre und der Zeit, die sie spiegeln. Von den Kriegen und Sex, von Wirtschaftkrise und Berlin-Boom, von Terror und Migration.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.04.2011

Erinnert sich noch jemand an Thomas Hettches Essays "Animation" oder Thomas Lehrs "Nabokovs Katze"?, fragt Martin Zingg und ist Richard Kämmerlings schon allein dafür dankbar, dass er mit seiner Schrift über die Gegenwartsliteratur diese beiden Werke wieder in Erinnerung gerufen hat. Auch kann der Rezensent es generell nur begrüßen, dass Kämmerlings mit diesem Buch eine Bresche in die immer üppiger wuchernde Gegenwartsliteratur schlägt, denn längst schon sei jede Übersicht unmöglich geworden. Natürlich, meint der Rezensent, sei Kämmerlings Zugriff subjektiv und angreifbar, aber seine Entschiedenheit findet Zingg doch recht erfrischend. Was Zingg abgesehen von einigen müßigen Polemiken bedauert, ist Kämmerlings Konzentration auf Stoffe und Handlungen. Stile und Sprachen fallen dabei unter den Tisch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2011

Richard Kämmerlings' Buch über die deutschsprachige Literatur seit 1989 hat es Ina Hartwig sichtlich angetan. Sie schätzt den Autor als einen der derzeit "interessantesten Kritiker"  und freut sich, dass es dem Kollegen gelungen ist, aus dem "Hamsterrad des Rezensionenschreibens" auszusteigen, um einen solchen Überblick zu verfassen. Besonders gefällt ihr, dass sich der Kritiker nicht hinter den besprochenen Werken versteckt. Natürlich lässt sich ihres Erachtens über die Auswahl der Literatur, über Urteile und Gewichtungen streiten. Aber gerade das macht Kämmerlings' Buch für sie zu einem gelungenen "Debattenbuch" für die Gegenwartsliteratur. Der einzige wirkliche Wermutstropfen ist in ihren Augen, dass die Lyrik außen vor bleibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.03.2011

Es lohnt sich dieses Buch zu lesen! Kritiker Dirk Knipphals setzt sich ausführlich mit den Thesen seines Kollegen Richard Kämmerlings auseinander, und das Buch wird ihm zum Mittel, die letzten zwanzig Jahre deutscher Belletristik Revue passieren zu lassen und die eigenen Kriterien an denen Kämmerlings' zu schärfen. Er vernimmt den Ruf nach "Gegenwart" mit Interesse und bedauert doch, dass einige der markantesten Romane der letzten Jahre (zum Beispiel Kehlmanns "Vermessung der Welt" oder Tellkamps "Turm") so für Kämmerlings aus dem Raster fallen. Er ordnet sich wie Kämmerlings ins selbe von Handke und Kracht gebildete Spannungsfeld ein, in dem die aktuelle Kritik oszilliere. Er stimmt der Wichtigkeit Berlins für die neuere Literatur zu und freut sich, dass Kämmerlings Annett Gröschners Roman "Moskauer Eis" für einen der wichtigsten seit 1989 hält. Aber Knipphals kritisiert auch Kämmerlings' Literaturbegriff, der womöglich zu stark an einem traditionellen Begriff des Erzählens festhält und essayistischere oder reportagehaftere Arten des Schreibens, die für Knipphals prägend sind, ausschließt. Macht nichts: Auch die Schwächen des Buchs sind anregend, betont Knipphals.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2011

Über die Aufgabe des Kritikers lernt Rezensent Kolja Mensing in diesem Buch mehr als über die Aufgabe des Schriftstellers. Es geht also weniger darum, ob Richard Kämmerlings seine These von der Literatur, die die eigene Epoche zu beschreiben habe, im Rückblick auf die jüngste Literatur nun verifiziert, als vielmehr darum, wie hier ein Kritiker zeigt, dass er sein Material zu sichten und einzuteilen weiß, in rückwärtsgewandte und gegenwärtige Texte etwa. So entsteht vor Mensings Augen eine Kulturgeschichte der vergangenen 20 Jahre aus dem Geiste der Bücher. Marcel Beyer, Thomas Lehr, Christian Kracht, Anna Katharina Hahn, alle haben sie ihren Auftritt und ihr ganz eigenes Thema der Zeit. So sieht es Mensing und dankt dem Autor für diese Perspektive.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.02.2011

Durchaus mit Gewinn hat Iris Radisch diese kurze Literaturgeschichte ihres Kritikerkollegen Richard Kämmerlings gelesen, überzeugend findet sie sie allerdings nicht. Sie ahnt jedoch, dass es Kämmerlings darauf auch nicht ankommt, denn schließlich belässt er es beim "autobiografisch-erzählenden Sachbuch", laut Radisch ein im Trend liegendes Genre, dessen Trick darin besteht, dass es ebenso "unangreifbar wie lebensnah" sei. Kämmerlings' oberstes Kriterium für seinen persönlichen Kanon sei das "Versprechen auf Gegenwartserkenntnis" erklärt Radisch, weswegen Autoren wie Julia Franck und Uwe Tellkamp ebenso unter den Tisch fallen wie Brigitte Kronauer, Josef Winkler, Peter Handke, Georg Klein und Ulrike Draesner: Zu wenig Sex, Geld, Krieg, Tod. Viele Romaninterpretationen hat sie trotzdem gern gelesen, und auch dass sie an die Debatten der neunziger und nuller Jahre (Realismus, Zeitgeist, Väter) erinnert wurde, rechnet sie Kämmerlings positiv an. Aber wer eine Liste der zehn besten Romane erstelle, bemerkt sie abschließend, müsse ins "Herz der Literatur" treffen, nicht ins "Archiv des Zeitgeistes".

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