Reinhard Brandt

Immanuel Kant - was bleibt?

Cover: Immanuel Kant - was bleibt?
Felix Meiner Verlag, Hamburg 2010
ISBN 9783787319565
Gebunden, 269 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Das Frage-Buch von Reinhard Brandt beginnt mit einer Entdeckung: Die Raum-Zeit-Lehre der Kritik der reinen Vernunft enthält als Subtext einen Gottesbeweis. Welche Rolle spielt die Theologie in der Grundlage der kritischen Philosophie? Rettet sie die Anwendung der euklidischen Geometrie auf den Raum der reinen Anschauung? - Der zweistufige kategorische Imperativ ist konzipiert auf der Folie der Stufung von "status naturalis" der Maximen und "status civilis" der autonomen Gesetzgebung, er zielt auf keine Verallgemeinerung oder Universalisierung der Maxime (wozu auch?), sondern auf die Freiheit unter der eigenen Gesetzgebung. Ist jedoch die Gleichsetzung von sittlicher Freiheit und Gesetzgebung haltbar, oder gibt es in Extremsituationen eine Erlaubnis und gar eine Pflicht zu lügen? - Ist Kants Definition eines empirischen Naturprodukts in der "Kritik der teleologischen Urteilskraft" möglich, gemäß der alles in ihm Mittel und Zweck ist? - Kann der Vertrag in der "Rechtslehre" als Besitz der Willkür eines anderen gefaßt werden oder scheitert Kants Innovation an inneren Widersprüchen? Ist das Kantische Ehe- und Strafrecht zu retten? Unhinterschreitbar sind die Prinzipien der Aufklärung und der Würde des Menschen. Wie sind sie genau begründet?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.08.2010

Rezensent Manfred Pawlik staunt darüber, was Rainer Brandt in diesem Buch leistet. Da gibt es einerseits sehr wohl die "subtile Textexegese", andererseits scheue der Autor aber auch nicht davor zurück, Kant in ganz andere Zusammenhänge als die von diesem selbst damals überhaupt absehbaren zu stellen. Was nichts anderes heißt als: ihn fruchtbar zu machen für Fragestellungen, die über den historischen Kontext der Entstehungszeit weit hinausreichen. Mal rückt Brandt Kant, so Pawlik, in der Gerechtigkeitsdiskussion in die Nähe von Luhmann, an anderer Stelle, da geht's ums Lügenverbot, aber auch - unnötigerweise, glaubt Pawlik allerdings - ins Umfeld "Frankfurter Theorieproduktion". In jedem Fall aber findet der Rezensent den Band überaus anregend und belegt ihn mit dem Prädikat "meisterhaft".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2010

Bitte nicht das Falsche erwarten von diesem Buch, rät uns Rezensent Michael Schefczyk. Eine umfassende wirkungsgeschichtliche Bestandsaufnahme zu Kant muss seiner Auffassung nach noch (und wünschenswerterweise) geschrieben werden. Was Reinhard Brandt in seinem "anregenden" Buch vorführt, ist für Schefczyk eher so etwas wie eine Fragerunde der Kant-Exegese für Kenner. Neue Interpretationsvarianten durchaus inklusive. Als stichprobenartige Bilanz hingegen fällt es ziemlich ernüchternd aus, meint Schefczyk. Kants Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding: misslungen. Kants zweigeteilte Rechtslehre: misslungen. Nur beim kategorischen Imperativ und bei Kants Konzept der Menschenwürde sieht Schefczyk den Autor frohlocken. Die seien wichtig und prägend. Allerdings vermisst der Rezensent beim Autor hier nun wieder die Neugier, das Bleibende genauer zu fassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2010

Höchst reflektierte Antworten auf die Frage, was von Immanuel Kant bleibt, hat Rezensent Manfred Geier im diesem Buch Reinhard Brandts gefunden. Er schätzt den Autor als einen der wichtigsten Experten für die Philosophie des Aufklärers aus Königsberg. Den Schwerpunkt von Brandts Auseinandersetzung mit Kant sowie der Bestimmung von dessen Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft liegt für Geier in der praktischen Vernunft. In sieben Themenbereichen prüfe Brandt ausgewählte Gedanken Kants auf ihre argumentative Haltbarkeit oder Unhaltbarkeit, von den metaphysischen Erörterungen von Raum und Zeit über den kategorischen Imperativ und die Aporien der Rechtslehre hin zu Überlegungen zum praktischen Gehalt des Aufklärungsmottos "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Leichte Kost scheint die Lektüre des Buchs nicht zu sein. Geier betont die Subtilität sowohl von Kants Gedanken als auch von Brandts Auseinandersetzung damit. Abgesehen vom Ende des Buchs, wo es an "publizistischer Strahlkraft" gewinnt, muss der Leser nach Ansicht des Rezensenten schon einige Kenntnisse der kantischen Philosophie mitbringen, um den "fein gesponnenen Fäden der Argumentation" folgen zu können.
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