Ralf Miggelbrink

Der zornige Gott

Die Bedeutung einer anstößigen biblischen Tradition
Cover: Der zornige Gott
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002
ISBN 9783534155828
Kartoniert, 168 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Der Zorn Gottes ist ein beherrschendes Thema der Bibel, das die neuzeitliche Theologie durch das Bild des liebenden, menschenfreundlichen Gottes zu verdrängen versuchte. Der Autor geht dem biblischen Motiv des ?zornigen? Gottes von den frühen Ursprüngen über die Schriftpropheten und das deuteronomistische Geschichtswerk bis hin zur Apokalypse des Neuen Testaments unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Exegeten nach und fragt nach den Konsequenzen für eine Systematische Theologie. Deutlich wird, dass das jüdisch-christliche Verständnis von Heil und Erlösung auf die unbequeme Rede vom ?zornigen? Gott nicht verzichten kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.06.2003

Woran denken wir, wenn wir an den alttestamentarischen Zorn Gottes denken? An Wut, Willkür und Affekt? An den Schöpfer als Choleriker? Wenn ja, dann haben wir Unrecht, meint Ralf Miggelbrink, und darin stimmt ihm Klaus Berger noch zu. Denn Gottes Zorn, so belege es der Autor in seiner Bibelexegese, handelt grundsätzlich nicht von Emotionen, sondern von Gerechtigkeit: "Der Mensch hat den Willen Gottes verletzt, hat in seiner Ungerechtigkeit die Ordnung gestört. Zorn ist dann die angemessene Reaktion Gottes", und enthalte also den Aspekt der Heilung. Nur könne man deshalb, wendet Berger ein, noch lange nicht von einem "rationalen, affektfreien Gott" sprechen; vielmehr offenbare sich beides, Leidenschaft und Geist, als untrennbar verbunden. Berger nimmt den Faden von Miggelbrinks Buch eher auf, als dass er es beurteilt; er stimmt hier zu, widerspricht dort, bemängelt den zuweilen ausufernden Charakter der Studie und scheint insgesamt eine anregende Lektüre hinter sich zu haben. Sein Fazit, mit Blick auf Miggelbrinks Thesen: Der Zorn Gottes lässt sich nicht allein mit der Vernunft bemessen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2002

Ganz überzeugt ist Jan-Heiner Türk nicht von diesem Buch, in dem der Theologe Ralf Miggelbrinks dafür plädiert, dem Zorn Gottes wieder mehr Bedeutung beizumessen und in angemessene Beziehung zur Liebe und Menschenfreundlichkeit desselben zu rücken. Dabei diskutiert der Rezensent die Thesen des Autor sehr sachlich und bemüht sich, die Gedankengänge so nachvollziehbar wie möglich darzustellen. Das gelingt ihm angesichts des Sujets erstaunlich gut. Das Bild des "lieben Gottes", fasst Türk die Thesen Miggelbrinks zusammen, spreche über die leidgesättigte Realität vieler Menschen hinweg, laufe auf eine "Pastoral der billigen Gnade" hinaus und stärke eher die "saturierte Selbstzufriedenheit bürgerlicher Religion", anstatt sie zu hinterfragen. Ein solches Konzept verkenne die Wirksamkeit und Notwendigkeit göttlicher Sanktionsandrohung in Bezug auf die Ethisierung des Menschen. Insgesamt bedauert der Rezensent zwar, dass in dieses "durchaus instruktives Panorama" mitunter anachronistische Interpretationen einfließen und die Gefahr einer "Verdunkelung des Gottesbegriffes" nicht ausreichend geklärt sei, würdigt aber Miggelbrinks "großes Verdienst", "einen anstößigen Begriff der biblischen Tradition erneut ins Zentrum der theologischen Aufmerksamkeit gerückt zu haben".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2002

Der zürnende, eifernde Gott des Alten Testaments stellt für viele Christen der Gegenwart eine Provokation dar. In seiner Studie "Der zornige Gott" sucht Ralf Miggelbrink das Thema uns Heutigen näher zu bringen. Herausgekommen ist dabei leider ein "Schlag mit der Bekenntniskeule", wie der Rezensent Friedemann Voigt meint. Statt sachlicher Analysen findet der verärgerte Rezensent bei Miggelbrink "geschichtsvergessene Pauschalurteile". Obschon die Darstellungen der biblischen Tradition des Gotteszorns und ihrer theologischen Rezeption "flüssig geschrieben" sind, hat sich beim Rezensenten der Eindruck verfestigt, dass es hier "nicht um rationale Argumentation, sondern um die Stärkung einer engen christlich-korrekten Binnenmoral geht". Dogmatismus also, der fehl am Platz ist.
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