Pia Frankenberg

Nora

Roman
Cover: Nora
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783871345470
Gebunden, 256 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Zwei Lebenswege kreuzen sich, zwei Frauen treffen aufeinander, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben: Nora, Mitte vierzig, die vor zwei Jahrzehnten aus Deutschland fort und nach New York gezogen ist, will keine feste Bindung eingehen; Amy, eine junge Amerikanerin, führt eine Bilderbuch-Ehe in einem Vorort in New Jersey - bis ihr Mann beim Attentat auf das World Trade Center umkommt. Nach dem Anschlag werden in Nora alte Ängste wieder wach, und sie begreift, dass die Vergangenheit nicht vergangen ist: Auch ihr Leben wurde einst vom Terror aus der Bahn geworfen. Als der Zufall sie mit Amy zusammenführt, steigert sich ihr Mitgefühl, ihre Identifikation mit der Fremden, zur Obsession. Sie will wissen, was aus Amy wird, und folgt ihr. Nora wird zur Stalkerin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.08.2006

Pia Frankenbergs Roman erzählt die Geschichte einer "Verpuppung", meint Maike Albath, die regelrecht hineingezogen wurde in die Geschichte von zwei Frauen, einer in New York allein lebenden Deutschen, Nora, und einer glücklich verheirateten jungen Mutter, Amy, deren Wege sich nach den Anschlägen auf das World Trade Center kreuzen. Dieses Ereignis selbst habe Frankenberg ohne Spektakel, "knapp und unprätentiös" dargestellt, notiert die Rezensentin mit sichtlicher Erleichterung. Formal findet Albath den Roman "konventionell" erzählt, stilistisch gebe es keine Experimente, was die Rezensentin aber nicht zu stören scheint. Negativ fallen ihr nur einige künstlich wirkende Handlungselemente auf, die den Plot allzu offensichtlich in die beabsichtigte Richtung vorantreiben. Inhaltlich aber gibt es davon unbeeinträchtigt nur Lob. Albath gefällt es besonders, wie Frankenberg durch seine Protagonistinnen die "Terrorismushysterie" des deutschen Herbstes mit der drückenden Stimmung in den USA nach dem 11. September 2001 vergleicht. Und die sich zwischen den beiden Heldinnen anbahnende, vor allem von Nora betriebene Beziehung hält Albath für ein "klug eingesetztes Spannungselement".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2006

Die Parallelen zu Ibsens Nora seien kaum zu übersehen, findet Hannelore Schlaffer. Die ebenso unglückliche Romanfigur aus Pia Frankenbergs gleichnamigem Roman sei eine von Katastrophen verfolgte Enkelin ihres Vorbilds, an das sie jedoch nicht heranreiche. Die Rezensentin bemängelt, dass die Autorin ihre Protagonisten in jede nur erdenkliche aktuelle Katastrophe verwickle, von Drogenkonsum über Terrorismus bis zu Stalking werde nichts ausgelassen. Dabei sei keinerlei psychologische Motivation zu erkennen, ärgert sich Hannelore Schlaffer, die Figuren trügen eine "emotionale Standardkleidung" und fänden ihre politisch korrekte Ruhe nur im erträumten Familienglück. Außerdem stört sie sich an der nur vorgetäuschten "virtuosen Erzählkunst". Zuviel Austauschbarkeit, zuwenig Profil, lautet das Fazit der Rezensentin.
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