Philipp Blom

Die Welt aus den Angeln

Eine Geschichte der Kleinen Eiszeit von 1570 bis 1700 sowie der Entstehung der modernen Welt, verbunden mit einigen Überlegungen zum Klima der Gegenwart
Cover: Die Welt aus den Angeln
Carl Hanser Verlag, München 2017
ISBN 9783446254589
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Lange kalte Winter und kurze kühle Sommer: Im 17. Jahrhundert veränderte sich das Klima in Europa dramatisch. Das Getreide wurde knapp, Wirtschaft und Gesellschaft torkelten in eine tiefe Krise. Die Kleine Eiszeit vermittelt uns eine Vorstellung von den schweren Verwerfungen, die ein Klimawandel auslöst. Die Menschen versuchten sich mit Hilfe von Aufklärung, Wissenschaft und Technik aus der Abhängigkeit von der Natur zu befreien. Aber heute stößt diese moderne Welt an ihre Grenzen, weil sie eine erneute Klimakatastrophe heraufbeschwört. Philipp Blom entfaltet ein großartiges Panorama, in dem wir die Herausforderungen der Gegenwart erkennen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.06.2017

Mit großem Interesse hat Rezensentin Margarete Moulin Philipp Bloms Studie "Die Welt aus den Angeln" gelesen. Der Historiker und Journalist schildert ihr hier anschaulich, welche kulturellen und politischen Folgen die Kleine Eiszeit im 16. und 17. Jahrhundert hatte. Die Kritikerin erfährt in diesem fesselnden Epochenüberblick nicht nur, wie durch die Privatisierung der Allmenden in England der Beginn des Kapitalismus eingeläutet wurde und die folgenden Entwicklungen in Europa das "merkantilistische Profitstreben" bedingten, sondern sie liest auch fasziniert, wie etwa die Pariser im Jahre 1590 in Folge der Hungersnot Hunde und Katzen essen mussten oder weshalb das spanische Königshaus bankrott ging. Neben Bloms brillanten Kurzporträts von zeitgenössischen Denkern wie Descartes, Spinoza oder Locke lobt die Rezensentin vor allem die Rückschlüsse, die der Autor im letzten Kapitel mit Blick auf den heutigen Klimawandel zieht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2017

Harald Eggebrecht verliert die Hoffnung mit dem Buch des Historikers, Judaisten und Philosophen Philipp Blom über die Kleine Eiszeit im 17. Jahrhundert und ihre poltischen und wirtschaftliche Auswirkungen, die Reaktionen der Menschen auf die Katastrophe. Was zunächst zuversichtlich klingt, die Umgestaltung der Welt in kultureller und intellektueller Hinsicht, entpuppt sich aus Sicht des Autors laut Rezensent als Dokument einer epochalen Krise, das einen schwarzen Horizont eröffnet. Die Zweifel des Autors an der Ein- und Weitsicht des Menschen gehen auf Eggebrecht über. Spätestens dann, wenn Blom anhand von Denkern wie Descartes oder Spinoza den intellektuellen Wandel aufzeigt und zu dem Schluss kommt, dass fortan menschlicher Eigennutz und Gewalt dominierten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2017

Philipp Blom ist Historiker und kein Naturwissenschaftler und so gerät seine "Geschichte der kleinen Eiszeit" auch eher zum Lauf durch die Geistesgeschichte der Jahre 1570 bis 1700, klärt Rezensent Hannes Hintermeier auf. Das ist für den Kritiker allerdings kein Problem, denn die Ursachen jener plötzlichen Erkaltung der Welt seien bis heute ohnehin nicht hinreichend erklärt, meint er; die Folgen beziehungsweise die "geistigen Wurzeln" der Neuzeit kann ihm Blom dafür überzeugend und sympathisch vermitteln. So liest Hintermeier in dieser "Wundertüte" von einem Buch etwa nach, wie Amsterdam zum Handelszentrum aufstieg, während Spaniens Armada und wenig später auch die Wirtschaft untergingen, verfolgt die Hexenprozesse in Süddeutschland oder das Großen Brand in London und begegnet zahlreichen Protagonisten jener Epoche wie etwa John Dee, Giordano Bruno, Athansius Kircher oder Spinoza. Mit dem umfangreichen Anhang ist Hintermeier zufrieden, wenngleich er ein Ortsregister vermisst. Bloms Epilog, der schließlich doch noch ein paar "Überlegungen zum Klimawandel" parat hält, scheint dem Rezensenten allerdings ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt.
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