Peter Merseburger

Rudolf Augstein

Biografie
Cover: Rudolf Augstein
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2007
ISBN 9783421058522
Gebunden, 512 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Mit 61 schwarz-weißen Abbildungen. Rudolf Augstein war der einflussreichste Journalist der Nachkriegszeit. Peter Merseburger, bekannt für seine Brandt-Biografie, legt nach jahrelangen intensiven Recherchen und Quellenstudien ein Lebensbild des Spiegel-Gründers vor, das den bedeutenden Publizisten in all seinen faszinierenden Widersprüchen zeigt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.12.2007

Für Martin Lüdke ist Peter Merseburger mit diesem Buch ein weiteres Bravourstück nach seiner Willy-Brandt-Biografie gelungen, und er legt den Band jedem ans Herz, der sich für Medien-, Nachkriegs- und Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik interessiert. Merseburger hat selbst als Redakteur von 1960 bis 1965 beim Spiegel gearbeitet und lässt in seiner Biografie durchaus Sympathie und Respekt für Rudolf Augstein durchblicken, betont der Rezensent. Dennoch lasse er es nicht an kritischer Distanz fehlen und stelle den Spiegel-Gründer in all seinen Facetten und mit all seinen Stärken und Schwächen dar. Überraschend liest sich für die meisten sicherlich, dass Augstein immer "national (nie nationalistisch) gedacht" hat, meint Lüdke, der lobend hervorhebt, dass Merseburger auch problematische Punkte wie Augsteins Antisemitismus nicht unter den Tisch fallen lässt. Ein großartiges Buch, das vorführt, wie stark Augstein und sein "Spiegel" die Geschichte der Bundesrepublik mitgeprägt haben, so der Rezensent bewundernd.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.11.2007

Christian Kind nennt diese Biografie Rudolf Augsteins "maßgebend". Dass eine Lebensgeschichte Augsteins sich auch mit der (Erfolgs-)Geschichte des "Spiegels" befassen muss, darüber ist sich Kind  im Klaren. Lobend erwähnt er die Rechercheleistung des Autors Peter Merseburger, die sowohl die "Spiegel"-Archive als auch die privaten Korrespondenzen Augsteins betrifft, und folgt dem Autor aufmerksam bei seiner, wie er erwähnt, durchaus kritischen Darstellung der "Wandlungen" Augsteins als Geschäftsmann und Journalist, die ihm ausführlich, mitunter aber auch "etwas unübersichtlich" erscheint. Heikle Lebensabschnitte, wie Augsteins späte Jahre, findet der Rezensent "behutsam" behandelt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2007

Wer sich in Zukunft mit der Geschichte der Bundesrepublik "in ihrem ersten halben Jahrhundert" befasst, kommt aus Sicht von Rezensent Jürgen Busche um diese "gute" Augstein-Biografie nicht mehr herum. Nicht nur, dass an ihr die ideologischen Frontlinien der jungen Adenauerrepublik noch einmal kenntlich werden, wie man Busches Kritik entnehmen kann. Eine besondere Qualität von Peter Merseburgers Buch ist aus seiner Sicht außerdem, dass Augustein gerade durch das detaillierte Protokollieren seiner journalistischen Irrtümer als der Journalist kenntlich wird, als der er berühmt geworden ist. Lediglich in allzu krassen Irrtumsfällen gerät Merseburgers Ton aus Sicht Busches dann ein wenig steif. Staunend liest Busche auch Merseburgers Erkundungen der Spiegelaffäre und seinen Befund, dass der politische Standort des Spiegels anfangs rechts von der CDU gewesen sei und erst seinen Linksruck vollzog, als Augstein merkte, dass dort kein Blumentopf mehr zu gewinnen gewesen sei. Mit gewisser Rührung nimmt Busch auch Merseburgers Schilderungen verschiedener Versuche von Rudolf Augstein auf, dem eigenen Spiegel-Image zu entkommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007

Eine durchweg gelungene Biografie Rudolf Augsteins ist das, konstatiert Michael Hanfeld, "glänzend geschrieben", mit besonderen Stärken im Porträt des jungen und dann des alten Augstein. Merseburger, der von 1960 bis 1965 selbst Spiegel-Redakteur war und seine grundsätzliche "Sympathie" für seinen Gegenstand nicht verbirgt, bleibe die allermeiste Zeit "auf Halbdistanz". Dies erst ermögliche ihm, das Porträt des Spiegel-Gründers im weiten und genau getroffenen Kontext einer "deutschen Nachkriegsmentalitätsgeschichte" zu situieren. Auch dass er Zugang zu unpublizierten Aufzeichnungen Augsteins hatte, komme der Biografie zugute. Merseburgers Einschätzung, dass sich Augstein bei allen Erfolgen doch auch als immer wieder Scheiternden und zuletzt vielleicht sogar als Gescheiterten sah, hält Hanfeld zudem für zutreffend.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2007

Für Ernst Elitz zeichnet sich Peter Merseburgers Biografie des 2002 verstorbenen Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein zugleich als ein Stück "Mentalitäts- und Mediengeschichte" der BRD aus. Besonders verdienstvoll findet er, dass der Autor nicht weiter an Legenden um den Magazin-Gründer strickt, sondern sich sehr akribisch darum bemüht, diese Überfigur der deutschen Zeitungslandschaft auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Insbesondere indem Merseburger die ausgeprägte nationale Haltung Augsteins betont und mit dem Vorurteil von dessen "linker" Haltung aufräumt, erringt er Interesse und Beifall des Rezensenten. Manchmal geht er dabei vielleicht ein bisschen zu detailgetreu vor, so dass sich die Lektüre mitunter etwas anstrengend gestaltet, räumt der Rezensent ein. Die Materialfülle und die vielen erschlossenen privaten und sonstigen Quellen lassen diese Biografie dann auch nicht wirklich zum Lesevergnügen werden. Denn manches, was eigentlich in eine Anmerkung gehört hätte, erscheine bei Merseburger im Haupttext, wodurch sich die "Spannung" des Werks in Grenzen halte, wie Elitz moniert. Ihm fällt zudem auf, dass Merseburgs Biografie nicht unbedingt von überbordender Sympathie für seinen Protagonisten geprägt ist und dass er bei der Einschätzung Augsteins als Antisemit wohl zu weit geht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.09.2007

Mit hohem Lob bedenkt Rezensent Klaus Harpprecht diese umfangreiche Biografie des "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein, die Peter Merseburger vorgelegt hat. Er attestiert der Beschreibung dieses wechselvollen, komplexen, an Konflikten, Triumphen und Niederlagen überreichen Lebens "geistige Disziplin" und "intellektuelle Klarheit" sowie den Willen, stets "gerecht" zu werten. Zustimmend äußert er sich über Merseburgers Würdigung des Journalisten Augstein und seines Lebenswerks als beeindruckende Erfolgsgeschichte, die maßgeblich zu einer demokratischeren, aufgeklärteren und freieren Gesellschaft in der Bundesrepublik beigetragen hat. Neben diesem großen Erfolg führt der Autor für ihn aber auch Augsteins Scheitern auf anderen Feldern vor Augen, etwa seiner politischen und literarischen Ambitionen. In diesem Kontext lobt er die diskrete Schilderung von Augsteins Ehen, zahllosen Affären und seiner Unfähigkeit zur Freundschaft. Völlig einig ist er sich mit Merseburgers Bewertung von Augsteins politischen Fehleinschätzungen wie der Ablehnung des Deutschland-Vertrags und der "Westbindung" der Bundesrepublik oder auch seinem Desinteresse an Europa. Deutlich wird für Harpprecht schließlich Augsteins Unverständnis des Umstands, "dass die historische Uhr des Nationalstaates abgelaufen war". Das Fazit des Rezensenten: "Trotz Merseburgers hochgestimmtem Abgesang: Dies ist eine melancholische Lebensbeschreibung, die zum Mitgefühl einlädt: die auf fatale Weise 'definitive Biografie'."
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