Peter Handke, Siegfried Unseld

Peter Handke, Siegfried Unseld

Der Briefwechsel
Cover: Peter Handke, Siegfried Unseld
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518423394
Gebunden, 798 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Raimund Fellinger und Katharina Pektor. Einen feierlichen Ton wählt Siegfried Unseld im Eingangssatz seines ersten Briefs an Peter Handke: "ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß wir nach genauer Lektüre Ihres Manuskriptes uns entschieden haben, Ihre Arbeit in den Suhrkamp Verlag zu übernehmen." Mit diesem Schreiben vom August 1965 setzt eine Korrespondenz ein, die annähernd 600 Briefe und einen Zeitraum von mehr als 35 Jahren umfasst, in denen Peter Handke und Siegfried Unseld das ihnen Wichtigste schriftlich besprachen: die Literatur, die Bücher, unterrichtete der Autor den Verleger von seinen Vorhaben, hielt Unseld schriftlich seine Eindrücke über die neuen Manuskripte fest, diskutierten beide Erscheinungstermin und Ausstattung von Büchern, Publikationsstrategien und Kritikerrezensionen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2013

Erhellend findet Leopold Federmair die nun gesammelt vorliegende, 37 Jahre umspannende Korrespondenz Peter Handkes mit seinem Verleger und dies vor allem auch im Lichte weiterer Veröffentlichungen zu Leben und Werk des Autors anlässlich dessen 70. Geburtstags, die Federmair in seiner großzügigen Schilderung der gemeinsamen Stationen von Handke und Unseld im einzelnen als Beleg und Exkursmöglichkeit anführt. Ein Vergleich mit Unselds Briefwechsel mit Thomas Bernhard bietet sich überdies an: Der Handke-Band fällt nicht ganz so dramatisch und witzig wie dieser aus, urteilt der Rezensent, doch gestattet er ebenso wertvolle Einblicke in das "schöpferische Innen- und Außenleben" des Autors sowie in dessen zuweilen krisenhaftes Verhältnis zu Unseld. Diesem attestiert Federmair ein gutes Gespür für Handkes Auf und Ab, wie er insbesondere anhand dessen Umgang mit Handkes Lebens- und Schaffenskrise 1978 belegt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.12.2012

Ein literarisches Großereignis mindestens stellaren Charakters scheint Stephan Wackwitz im Briefwechsel zwischen Handke und Unseld auszumachen. Zu dessen Beschreibung greift er nur zu den größten Namen, zu Kempowski, Goethe, Freud, Knigge, Luhmann, zu Scorsese, Keith Richards und Pete Townsend, die allesamt zum Verständnis dessen beitragen, was Handke und sein Verleger einst in Briefkuverts gesteckt haben: Wackwitz sieht einen autobiografischen Briefwechsel, ein Zeitbild des Literaturbetriebs der 60er und 70er, das Dokument eines narzisstisch-libidinös besetzten Verhältnisses zwischen einer zentralen Gestalt der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur und deren Verleger, das Dokument aber auch von Handkes aufbrausendem Temperament sowie Unselds "geradezu masochistische Leidensfähigkeit und Begütigungsvirtuosität" und nicht zuletzt eine "Parallelbiografie" des Lesers, der hier das Werden und Entstehen seiner eigenen literarischen Biografie flankiert sieht. Deutlich werden dem Rezensent dabei nicht nur grundlegende Mechanismen der literarischen Form des Briefromans, sondern auch Peter Handkes Geschick darin, sich frühzeitig als moderner Klassiker zu etablieren. Schlussendlich ist das Buch aber auch einfach "schön und lesenswert", seufzt Wackwitz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.12.2012

Peter Handke und Siegfried Unseld ringen in ihrem Briefwechsel vornehmlich um Einzelheiten, berichtet Hubert Spiegel. 611 Briefe des Dichters und seines Verlegers haben die Herausgeber Raimund Fellinger und Katharina Pektor ausgewählt. Abseits einiger andächtiger Momente und freundschaftlicher Passagen geht es meist um Auflagenzahlen, Bücherpreise, den Umgang mit Kritikern, kleinere und größere Kränkungen und Versöhnungen, fasst der Rezensent zusammen. Anhand der fortschreitenden Korrespondenz meint Spiegel zu erkennen, wie sich das Verhältnis der beiden mit dem zunehmenden Erfolg Handkes verändert hat: zunächst trat Unseld noch belehrend und ratgebend auf, später dann werbend und schlichtend. Spiegel ist beeindruckt, mit wie viel Gleichmut der Verleger Handkes Nörgeleien und Zorn jederzeit schlucken konnte. Auch Handke selbst scheint Unselds Gelassenheit gefallen zu haben: "Du bist und warst wie selten einer zum stillen, wohltätigen Dasein und Mitgehen (und Vorausschwimmen) fähig", zitiert ihn der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2012

Ein Verleger, viele Autoren - da sind Probleme vorprogrammiert, meint Lothar Müller. Die Beziehung zwischen Peter Handke und Siegfried Unseld war gerade durch diese Spannung immer wieder gefährdet: "Der Autor erwartet den Singular, und der Verleger lebt und arbeitet im Plural", zitiert der Rezensent Handke. Das ist der "Glutkern" ihrer Verbindung, meint er. Dass es trotz wiederholter "Pluralkrisen" nicht zum Zerwürfnis kommt, rechnet der Rezensent beiden an: Unseld, der als "rhetorisch virtuoser Entspannungspolitiker" immer wieder einlenkt, und Handke, der seinerseits wenigstens um Ausgewogenheit von Streit und Versöhnung bemüht ist. Neben den eigentlichen Krisen ist Müller auch auf eine große Fülle von Details zur Werkbiografie und zur Übersetzer-Tätigkeit Handkes gestoßen. Mit den Briefen zwischen Handke und Unseld haben die Herausgeber Raimund Fellinger und Katharina Pektor die Veröffentlichungen des Hauses Suhrkamp zur eigenen Verlagsgeschichte um einen weiteren Beitrag bereichert, meint Müller.
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