Patrick Modiano

Schlafende Erinnerungen

Roman
Cover: Schlafende Erinnerungen
Carl Hanser Verlag, München 2018
ISBN 9783446260108
Gebunden, 112 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Der Vater trifft sich mit dubiosen Russen auf dem Schwarzmarkt, die Mutter ist Schauspielerin in Pigalle. Der Sohn, in Paris auf sich allein gestellt, verkehrt mit rätselhaften Frauen: Mit Madeleine Péraud, einer Esoterikspezialistin, teilt er die Liebe zu bestimmten Büchern. Sie bietet ihm an, bei ihr einzuziehen. Madame Hubersen entführt ihn abends nach Versailles. Mit einer dritten Frau, die in einer fremden Wohnung einen Mann erschossen hat, wird er fliehen und ihr helfen, die Spuren zu verwischen. Fünfzig Jahre später versucht der Erzähler, seine Jugenderinnerungen wie Teile eines Puzzles zusammenzufügen. Nobelpreisträger Modiano vermischt dabei Traum und Wirklichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2019

Lena Bopp stimmt sich ein auf den ersten Roman Patrick Modianos nach dem Nobelpreis und stellt fest: alles beim Alten. In Raum, Zeit, Stimmung, Motivik des Buches findet sie sich schnell zurecht, und auch den auf Spurensuche durch Paris wandernden Erzähler kennt sie schon aus Modianos früheren Texten. Modianos poetologisches Prinzip, ein Erinnerungsstrom aus Unbestimmtheit und Präzision, Traum und Wirklichkeit kommt hier ebenfalls zum Tragen, versichert Bopp. Dass das Motiv des Verschwindens diesmal in seiner aktiven Form, als Mord nämlich, behandelt wird, scheint Bopp ein Novum zu sein.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2018

Rezensent Joseph Hanimann atmet auf. Der Nobelpreis hat Patrick Modiano weder verstummen lassen noch seinen Sound verändert. Die neue Erzählung nimmt ihn mit auf eine Odyssee durch ein vergangenes Paris, das der Erzähler auf der Suche nach einigen Frauen aus seiner Vergangenheit aus der Erinnerung rekonstruiert. Die Ruhelosigkeit dieses Memorierens und seine Zeit- und Ortlosigkeit wie auch das Fehlen jeglicher Nostalgie kennt Hanimann gut von Modiano. Ein empfehlenswerter Einstieg für Modiano-Neulinge und ein ebenso empfehlenswerter Anschluss für Modiano-Fans, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.09.2018

Roman Bucheli empfiehlt, erst gar nicht zu versuchen, Patrick Modianos kleines Buch ganz zu verstehen. Am schönsten, meint er, ist die zauberhafte Geschichte vom Verschwinden gerade in ihrer Rätselhaftigkeit. Sich dem Virtuosen der Melancholie anvertrauend, streift Bucheli durch das Paris der Sechziger Jahre als durch ein Endzeitszenarium. Modianos verinnerlichtes Erzählen, sein obsessives Aufzählen von Namen und Orten, entdeckt er, erhöht noch die Kraft des trauernden Tons. Wie sich in diesem Erzählen alles miteinander mischt, Zeiten und Orte und Schuld, betört den Rezensenten ein ums andere Mal.