Nelly Sachs

Nelly Sachs: Werke

Band 1: Gedichte 1940-1950
Cover: Nelly Sachs: Werke
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518421567
Gebunden, 320 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Aris Fioretos, Ariane Huml und Matthias Weichelt. Im Mai 1940 floh die Dichterin Nelly Sachs (1891-1970) mit einem der letzten Flugzeuge aus Berlin nach Stockholm. So begannen dreißig Jahre Exil, in denen ein lyrisches Werk entstand, das 1966 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt wurde. Zusammen mit ihrem Freund Paul Celan gehört Sachs zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern der Nachkriegszeit. Von den erhabenen Tönen ihrer frühen Grabschriften über Flucht und Verwandlung der 1950er Jahre bis hin zu den drastischen Glühenden Rätseln des Spätwerks: Dichtung bildete für diese Autorin stets eine Überlebensform, die auf eine poetische Durchschmerzung der Welt zielte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2011

Jan Volker Röhnert möchte gern das Pathos verteidigen, vorausgesetzt es kommt von einer Autorin wie Nelly Sachs, die sich nicht nur der Verallgemeinerung entzieht, wie er schreibt, sondern dem einzelnen Leser auch die Chance zu einer Innigkeit einräumt, die heute nicht ohne weiteres zu haben ist. Allerdings macht sich Röhnert nichts vor: Wer kennt schon Nelly Sachs und ihre zeitlose, ans Alttestamentarische, gar Archaische rührende Sprache? Ihre mystischen, von dunklen Anspielungen erfüllten Gedichte? Ihre assoziative Methode, ihre absoluten Metaphern? Für Röhnert bietet dieser Band Gelegenheit, die Dichterin und ihr Werk aus der Zeit zwischen 1940 und 1970 (neu) kennenzulernen. Die Quellenerschließung durch die Kommentatoren des Bandes war dem Rezensenten dabei eine große Hilfe.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.2010

Große Worte führt Jan Volker Röhnert da im Munde, inspiriert von Nelly Sachs möglicherweise, deren nun vorliegende Kommentierte Werkausgabe er uns schmackhaft machen möchte. Nichts weniger als das Anrecht auf Innigkeit verteidigt der Rezensent und preist zugleich die Lyrik der Nelly Sachs als möglichen Zugang zu einer weniger zynischen, einer vom Pathos der Trauer, des Schmerzes, der Liebe und der Sehnsucht bestimmten Welt. Dass die Dichterin erst zu entdecken sei, mutmaßt Röhnert aber auch. Ebenso die Schwierigkeit, mit dem Assoziationsstakkato ihrer elementaren wie entgrenzten Sprache und ihren dunklen Anspielungen an die Kabbala, Novalis oder das Tibetanische Totenbuch Schritt zu halten. Den akribisch quellenfahndenden Kommentatoren des Bandes dankt er hier besonders, als Geburtshelfer einer ansonsten, wie Röhnert betont, nur im Zwiegespräch zwischen Leser und Text erstehenden Innigkeit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.03.2010

Mit großer Freude, wie es scheint, nimmt Renate Wiggershaus die beiden Bände der Werkausgabe mit Gedichten von Nelly Sachs in die Hand, die ihr die Lyrikerin einmal mehr als einzigartige Erscheinung vor Augen führen. Die Rezensentin widmet sich in ihrer Kritik zunächst eingehend der Biografie der Dichterin, die 1940 mit ihrer Mutter vor den Nazis nach Stockholm floh und sich dort als Übersetzerin und mit ihren Gedichten einen Namen machte, wofür sie1966 den Nobelpreis erhielt. Das besondere Verdienst Sachs' ist, für die Shoah eine Sprache gefunden zu haben und nicht müde zu werden, an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern, meint die Rezensentin. Die zweibändige Ausgabe der Gedichte hat ihr nicht nur manch schönen Fund bislang unveröffentlichter Texte beschert, an ihr lässt sich auch die Wandlung der Sachs'schen Lyrik vom Diskursiven zu einer "vieldeutigeren, rätselhaften Sprache" verfolgen, lobt Wiggershaus. Dass sie die Bände durch Ariane Huml und Matthias Weichelt auch noch hervorragend kommentiert vorfindet, kann ihre Zufriedenheit nur steigern.