Navid Kermani

Dein Name

Roman
Cover: Dein Name
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446237438
Gebunden, 1200 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Am 8. Juni 2006 beginnt Navid Kermani sein neues Buch, und es wird einer der ungewöhnlichsten Romane unserer Zeit. Hier schreibt einer über alles, was es zu wissen gibt über sein Leben und das Leben überhaupt: die Gegenwart und die Vergangenheit seiner Familie, die Erinnerung an gestorbene Freunde und die mitreißende Lektüre Jean Pauls und Hölderlins. Die Geschichte seines Großvaters, der von Nahost nach Deutschland ging, wird zum Herzstück des Romans. Immer wieder drängt sich dem Romancier der entscheidende Moment dazwischen: der des Schreibens. Dein Name ist ein Roman, der das Privateste ebenso in den Blick nimmt wie die Geschichte, in der wir leben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2011

Roman Bucheli hat sich gern begleiten lassen von diesem Überbuch von Navid Kermani. So viel Geduld die schiere Masse an Aufgezeichnetem ihm abverlangt hat, so reich fühlt er sich letztlich beschenkt. Ob mit der Familiengeschichte des Autors, Berichten über seine Rolle als Islam-Erklärer der Nation, über tote Freunde und die eigene Erkrankung oder mit einer erfrischenden Hölderlin-Lektüre - immer schätzt Bucheli die Verbindung des Heiligen mit dem Profanen bei diesem Autor, die Fähigkeit das Pathetische zu umschiffen, doch zu bewegen und zu erheitern. Einen Furor des Erzählens weiterhin, der sich der Maßlosigkeit des Unterfangens, ein Notat wirklich aller Ereignisse im Leben des Autors zu sein, Lebensmitschrift gegen den Tod, bewusst ist, wie Bucheli versichert. Am Ende ist Bucheli klar: Das ist Literatur im besten Sinne, als Formgebung noch des Formlosesten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2011

Dieses Buch hat hohe Naschkapazität, findet Joseph Hanimann. Allerdings muss man es auch zu naschen wissen. Und das geht so: Häppchenweise, am besten vor- wie rückwärts, bloß nicht streng den Seitenzahlen folgend. Dann gibt die "Textlawine" etwas von ihrer Weltoffenheit preis, ihrer Komik und klugen Beobachtung der Vergangenheit und Gegenwart, meint Hanimann. Anderenfalls aber, so lesen wir des Rezensenten Warnung, droht Navid Kermanis unterschiedslose Aneinanderreihung von Banalem und Bedeutendem, von Privatem und Historischem zwischen Sommer 2006 und Sommer 2011 uns mit Bildern, Zitaten, Erinnerungen, Notizen, Tagesaktualität etc. zu überrollen, das Buch zur Materialschlacht zu schrumpfen beziehungsweise sich auszudehnen, die sich nie ganz zu einem einzelnen Genre bekennt und die weder ein verlässlicher Erzähler noch die ordnende Autoren- oder Lektorenhand je berührt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.09.2011

Mit diesem Riesenroman hat Navid Kermani den Rezensenten Heinrich Wefing auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Immer wieder war Wefing nahe dran, diesen 1200-seitigen Ziegelstein in die Ecke zu feuern, so anstrengend, zerklüftet und vermessen kam ihm das Projekt vor, alles, aber auch wirklich alles aufzuschreiben, was einem durch den Kopf durch geht - "am liebsten würde er auch noch die Tippfehler bewahren", zitiert Wefing Kermani. Aber dann ist er doch dabei geblieben, schon um herauszufinden, was für einen Schluss Kermani finden wird, und er ist auf sehr beeindruckende Passagen gestoßen, auf bewegende Nachrufe, grandiose Bildbetrachtungen und Schilderungen schriftstellerischer Qualen. Am schönsten findet er die Erinnerungen der großbürgerlicher Mutter, die von ihrem Mann, einem Arzt, erst in die iranische Provinz, dann ins kalte Deutschland verschleppt wurde. Hier wird der Roman für Wefing zu einer "faszinierenden west-östlichen Familiengeschichte".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.08.2011

Ein Buch wie ein Knödel. Liegt schwer in der Hand, aber gottlob nicht im Magen des Rezensenten. Wenn jemand wirklich alles in einem Roman unterbringen will und die Unmittelbarkeit zum Prinzip erhebt, kann das schnell schief gehen. Martin Ebel weiß das, und nimmt sich Navid Kermanis Riesenschinken darum mit einer gewissen Ängstlichkeit vor. Dass, oh Wunder, alles gut geht und der Autor Autobiografisches, ja Intimes, Kulturpolitisches und Tagesgeschehen doch unter einen Hut bekommt, liegt laut Ebel an Kermanis Lernfähigkeit und seinem Schreibtalent. Beides sorgt dafür, dass der Text schließlich doch noch das Zufällige vom Notwendigen sondert und sogar rote Fäden spinnt.