Nadine Gordimer

Beute

und andere Erzählungen
Cover: Beute
Berlin Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783827000064
Gebunden, 252 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Schaden. In der Erzählung "Die Diamantenmine" erinnert sich eine Frau an ihre erste sexuelle Erfahrung, ihre Initiation, auf dem Rücksitz des Wagens ihrer Eltern. "Die Generationslücke" stellt das übliche Verhältnis zwischen den Generationen auf den Kopf. Dieses Mal ist es der Vater, dessen Verlangen nach Freiheit die bereits erwachsenen Kinder schockiert. In "Hommage" besucht ein bezahlter Killer das Grab eines Politikers, den er umgebracht hat. In "Karma" kehrt der Erzähler fünf Mal in verschiedenen Reinkarnationen auf die Erde zurück ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.01.2004

Einen zwiespältigen Eindruck hat dieser Band mit Kurzgeschichten von Nadine Gordimer bei Rezensentin Maike Albath hinterlassen. Die zehn Geschichten handeln zumeist vom Tod, sein Mysterium werde "raunend umkreist und weihevoll heraufbeschworen". In dem achtteiligen Geschichten-Reigen "Karma" etwa, in dem eine Erzählerstimme jedes Mal in eine andere Seele hineinkriecht, entblöße Gordimer ihren "Hang zu mystischen Welterklärungsmodellen", was der literarischen Prägnanz der Geschichte eher abträglich ist, befindet Albath. Auch handwerklich kann die Geschichte nicht immer überzeugen. So hält Albath der Autorin vor, immer wieder die dramaturgische Klammer aus den Augen zu verlieren. Am stärksten findet sie das Buch, wenn Gordimer zwischenmenschliche Beziehungen beschreibt. Anhand von Gesten und Ritualen gelängen ihr immer wieder "Verdichtungen der gesellschaftlichen Atmosphäre, markante Übersetzungen eines diffusen Empfindens". Ein ausdrückliches Lob zollt sie in diesem Zusammenhang der Erzählung "Leitsätze", für Albath die besten Geschichte des gesamten Bandes, die zeigt, "wie tief der Rassismus in die Psyche der Menschen hineinragt".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.11.2003

Als literarische Wiedergeburt feiert Rezensentin Angela Schader dieses Buch, dessen Texte trotz der dunklen Materie - Tod und Wiedergeburt - sie "auf seltsame, gelegentlich brüchige Weise leicht und licht" findet. Auch sieht sie in Nadine Gordimers neuer Erzählsammlung "tatsächlich auch neue Themen" und ungewohnte erzählerische Ansätze erschlossen. Klar spiegeln diese Texte für Schader auch das neue und teilweise alte Südafrika wieder. Manchmal findet sie Figuren zu eindimensional geschildert, meist jedoch kann Gordimer die Rezensentin mit ihren irritierenden Kippfiguren überzeugen. In der "symbolisch überhöhten" Titelerzählung sieht Schader "Glückssuche Tod und Spiegelmotiv" als Themen des Bandes am deutlichsten hervortreten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.11.2003

Angesichts der neuen Erzählungen von Nadine Gordimer fragt sich Renate Schostack, ob Gordimer nicht "ihre Sicherheit als Erzählerin verloren" hat. All zu oft "traut" sie ihren Ideen und Einfällen nicht mehr, schickt den Episoden "dunkle Zitate" voraus, webt Anspielungen auf bedeutende Autoren in ihre Texte, schreibt die Rezensentin, eine jede Geschichte "taucht sie in das Licht eines Nachdenkens über das Thema wechselvoller Identitäten". Der Tod hat die Rassendiskriminierung als dominierendes Thema ihrer Geschichten abgelöst, erklärt Schostack, nicht ohne dabei zu erwähnen, dass Gordimer vor zwei Jahren ihren Mann verloren hat. Nur selten zeigt sich Gordimer in altem Glanze, "auf der Höhe ihrer Möglichkeiten", lautet das deprimierte Fazit dieser Besprechung.
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