Monica Black

Deutsche Dämonen

Hexen, Wunderheiler und die Geister der Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland
Cover: Deutsche Dämonen
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021
ISBN 9783608984156
Gebunden, 432 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Roller. Ein Spuk apokalyptischer Visionen und Obsessionen des Bösen sucht Deutschland nach der Niederlage 1945 heim. Bei Massenveranstaltungen treten Messiasgestalten und Wunderheiler auf. Verschwörungserzählungen haben Hochkonjunktur. Bruno Gröning ruft zur "Großen Umkehr" und leitet einen göttlichen "Heilstrom" an Kranke weiter. Eine zwanghafte Beschäftigung mit dem Bösen verbindet diese Ereignisse mit dem zurückliegenden Vernichtungskrieg und dem verdrängten Holocaust. Über die Schuld und die Schuldigen wird beharrlich geschwiegen. "Realitätsflucht" und die Unfähigkeit, "zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden", lautete bereits vor über 70 Jahren die Diagnose von Hannah Arendt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.01.2022

Monica Black, Professorin für Geschichte an der Universität Tennessee und eine "Koryphäe für deutsche Sozial- und Kulturgeschichte", wie Rezensent Hans von Trotha uns mitteilt, geht in ihrem Buch der Frage nach, wie die Deutschen keine zehn Jahre nach Auschwitz das Wirtschaftswunder aus dem Boden stampfen konnten. Ihre These: Verdrängung machte das möglich. Vor allem die Vorliebe der Deutschen für "Wunderheiler" (heute würde man vielleicht Heilpraktiker sagen) legt ihr dies nahe, erklärt der Rezensent. Besonders sticht dabei der ehemalige Nazi und spätere "Wunderheiler" Bruno Göring hervor, lesen wir, der laut Autorin in Deutschland bekannter gewesen sein soll als Adenauer. Möglich war das durch die "Kurierfreiheit" in Deutschland, die es jedem erlaubt zu heilen, erklärt Trotha. Er lobt die "akribische Quellenarbeit" der Autorin, die ihm ein bislang wenig bekanntes Thema erleuchtet. Etwas unheimlich scheinen ihm seine Landsleute dabei auch geworden zu sein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.12.2021

Rezensent Oliver Pfohlmann folgt gebannt Monica Blacks Studie über Hexen und Wunderheiler. Die amerikanische Historikerin erinnert hier an eher bizarre Aspekte der deutschen Nachkriegszeit, die - wenig bekannt -  auch vom Auftauchen von Erweckungspredigern, Wunderheilern und Gerüchten über Weltuntergänge geprägt war, erklärt Pfohlmann. Blacks Begründung, dies habe an "unterdrückten Scham- und Schuldgefühlen" und Vertrauensverlust gelegen, kann der Kritiker gut folgen. Überhaupt scheint ihm die Studie sehr gründlich recherchiert. Und wenn der Rezensent seinen Blick auf heutige Verschwörungserzählungen wendet, erkennt er auch die Aktualität dieses fesselnden Bandes.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2021

Rezensent Oliver Jungen scheint fasziniert von Monica Blacks Studie über Geistheiler, Gesundbeter, Teufelszauber und Hexenangst im Nachkriegsdeutschland. Jungen gefällt einerseits der "unbefangene" Blick der in Tennessee lehrenden Historikerin auf das mit Schuld behangene, alles andere als entnazifizierte Deutschland, andererseits die "lebensnahen", gut recherchierten Belege für die These des Buches. Wenn die Autorin erläutert, dass die Schuld zur Verdrängung und weiter zum Wunderglauben führte, lernt Jungen den Wunderheiler Bruno Gröning kennen. Dass dieser Teil im Buch so prominent verhandelt wird, geht laut Rezensent allerdings zu Lasten anderer Themen wie dem Hexenwahn oder auch einer möglichen vergleichenden Betrachtung mit Seitenblicken auf Afrika und Südamerika.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2021

Rezensent Burkhard Müller hört gern zu, wenn die amerikanische Historikerin Monica Black ihm erklärt, wer er ist. Die dafür nötige Kompetenz gesteht er ihr gern zu. Und interessant findet er auch, was sie über die Karriere des "finster-charismatischen" Wunderheilers Bruno Gröning, zu sagen hat, der ein bisher selten beachtetes Bedürfnis nach seelischer Reinigung bei den Nachkriegsdeutschen zu bedienen verstand. Auch die Geschichte von den drei kleinen Mädchen aus Heroldsbach, der eine Madonna erschien, die alle, die nicht an sie glaubte, von den Sowjets massakrieren lassen wollte, gefällt ihm. Was allerdings Hexen und Wunderheiler miteinander zu tun haben sollen, leuchtet ihm nicht ein. Am Ende jedoch verzeiht Müller der Autorin den strukturell disparaten Ansatz.
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