Michael Buselmeier

Wunsiedel

Theaterroman
Cover: Wunsiedel
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2011
ISBN 9783884233627
Gebunden, 140 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Im Sommer 1964 hat der junge Ich-Erzähler Moritz Schoppe in dem oberfränkischen Städtchen Wunsiedel zehn leidvolle Wochen zugebracht; sein Engagement bei den dort alljährlich stattfindenden Luisenburg-Festspielen geriet zum Fiasko. Seine Bearbeitung des "Götz von Berlichingen" wurde als "zu intellektuell" verworfen, er bekam nur winzige Rollen zu spielen, auch für den angehenden Regisseur gab es angesichts schlampiger Inszenierungen so gut wie nichts zu lernen. Er litt an Heimweh. Unter den Schauspielern blieb er ein Fremder, Überflüssiger, von allen verlassen, auch von seiner Freundin, die ihn während seiner Abwesenheit betrog (wie bei Shakespeare Cressida den Troilus). Allein die Lektüre der Romane des in Wunsiedel geborenen Jean Paul, die poetische Kraft seiner Sprache, hielt ihn am Leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.10.2011

Judith von Sternburg zeigt sich am Ende ihrer Lektüre ziemlich erleichtert, dass Michael Buselmeier seine jungen Jahre überlebt hat, vor allem seine Zeit als junger Schauspieler in Wunsiedel, von der er im vorliegenden Roman erzählt. Und zwar "tiefschwarz", wie Sternburg betont, "Wunsiedel" sei keine Provinzsatire, keine Theaterklamotte, sondern ein sehr romantischer Roman, im düsteren Sinne der Romantik. Hier geht es um "echtes Scheitern". Dass sie dabei immer wieder auf sehr komische Sätze gestoßen ist, kann Sternburg darüber nicht hinwegtäuschen, welch Verzweiflung und Hilflosigkeit den jungen Mann beherrschten, der sich selbst von den Bäumen im fränkischen Wald abgelehnt fühlte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2011

Michael Buselmeiers Roman über seinen Helden Moritz Schoppe, der bei seinem ersten Schauspielengagement in Jean Pauls Geburtsort Wunsiedel ein berufliches und privates Trauma erlebt, hat Jan Wiele als reizvolles künstlerisches Konstrukt sehr überzeugt. Dem Autor, der sich hier bewusst in die Tradition des deutschen Theaterromans seit Goethe und Karl Philipp Moritz begibt, springt gekonnt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart des bitteren Erzählers hin und her und zeichnet dabei nebenbei auch die Genese eines enttäuschten Schauspielers zum Schriftsteller nach, so der Rezensent bewundernd. Wie sich in die Erinnerung während eines Besuchs am Ort der einstigen Niederlage immer wieder Bitterkeit und die Erfahrung niederschlagen, sich bereits in der zweiten Hälfte des Lebens zu befinden, findet Wiele besonders gelungen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.09.2011

Helmut Böttiger hat Michael Buselmeiers "leise leuchtenden" Theaterroman sehr positiv aufgenommen. Im Mittelpunkt sieht er Moritz Schoppe, der 1964 zehn Wochen in Wunsiedel als Schauspieler verbringt und 2008 noch einmal zurückkehrt, um im zeitlichen Abstand den Bruch zu erkennen, die der sowohl beruflich wie auch privat als krisenhaft erlebte Aufenthalt in der oberfränkischen Stadt für ihn bedeutete. Gegenwart und Vergangenheit scheinen Böttiger "fast unvermittelt" nebeneinander gestellt, zugleich findet er den Roman insbesondere im Blick auf die miteinander verbundenen Erkenntnisse des Schauspielers gekonnt konstruiert. Er würdigt das Werk als "vielstimmige Etüde", in der das Außenseiterdasein - Schoppe wird von seinen Kollegen als zu intellektuell ausgegrenzt - auf eine immer wieder überraschende Weise erkundet wird.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.08.2011

Große Bewunderung und ein romantisches Seufzen hört man aus Ulrich Greiners Rezension des  Romans "Wunsiedel" von Michael Buselmeiers, der sich auf die Reise zu einem deutschen Sehnsuchtsort begibt - der Heimat. Heimat ist mehr als nur ein Ort und lässt Greiner selbst ins Schwärmen geraten. Die intensive, poetische Sprache, die Wunsiedel zu einem symbolischen Heimatort verdichtet, erinnert Greiner an Jean Paul, den berühmten und von Buselmeier oft beschworenen Dichtersohn der Stadt. Unübersehbar sind für ihn die autobiografischen Bezüge in der Geschichte des jungen Schauspielers Schoppe, der für eine kleine Stelle am Theater die Familie und seine Liebste verlässt. Wo Heimat fehlt bleibt Nostalgie. Sehnsucht, unglückliche Liebe und Unwiederbringlichkeit - für Greiner verbindet sich das in "Wunsiedel" zu einem "romantischen Künstlerroman" über Heimat - im emphatischen Sinne des Wortes.
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