Maya Lasker-Wallfisch

Briefe nach Breslau

Meine Geschichte über drei Generationen
Cover: Briefe nach Breslau
Insel Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783458178477
Gebunden, 254 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Marieke Heimburger. Dort, wo Maya aufwächst, herrscht Schweigen. Die deutsche Vergangenheit, der Holocaust, den die Mutter als Cellistin im Orchester von Auschwitz überlebt - davon wird nicht gesprochen. Dennoch entkommt Maya den Verwundungen der Eltern nicht, ein stabiles Leben scheint unmöglich, sie treibt durch das London der Siebziger. Zu lange Nächte, Drogen, Schulden, die falschen Typen, eine Flucht nach Jamaika, bei der sie fast stirbt … Um zu überleben, das ist ihr schlagartig klar, muss sie das Schweigen überwinden. Sie beginnt zu schreiben: Briefe nach Breslau an die von den Nazis ermordeten Großeltern. Stück für Stück setzen ihre Worte eine Familie wieder zusammen, erzählen die Geschichte dreier Generationen im Spiegel der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Dieses Buch ist der Versuch einer Rettung. Maya Lasker-Wallfisch schreibt darin an gegen die Sprachlosigkeit, mutig und gefühlvoll. Sie macht erfahrbar, wie ein transgenerationales Trauma das eigene Leben bestimmt, wie die eigene Geschichte immer abhängt, von dem, was zuvor geschehen ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2020

Knapp bespricht Marta Kijowska die elf in diesem Buch versammelten fiktiven Briefe, die Maya Lasker-Wallfisch an ihre 1942 ermordeten Großeltern geschrieben hat. Die Tochter der KZ-Überlebenden und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch schildert das Trauma, das durch das Schweigen ihrer Mutter ausgelöst wurde: So liest die Kritikerin von Exzessen, Drogenabhängigkeit, Konflikten mit Mutter und Polizei und von Entzug und erfährt in Einsprengseln gelegentlich auch etwas über die Familiengeschichte. Die gerät der Rezensentin allerdings dann doch etwas zu kurz, auch die Anteilnahme der Enkelin am Schicksal der unbekannten Großeltern erscheint ihr mitunter eher wie ein "kompositorischer Effekt". Als Dokument eines transgenerationalen Traumas empfiehlt Kijowska das Buch dennoch gern.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.06.2020

Rezensentin Gabriele von Arnim liest Maya Lasker-Wallfischs Aufarbeitung ihres, von der Mutter an sie weitergereichten transgenerationalen Traumas nicht als Buch des Zorns, sondern der "nachgetragenen Trauer" und der Zärtlichkeit. Sowohl die klare wie berührende Sprache der Autorin als auch die Offenheit der Schilderung der eigenen Drogensucht und des eigenen Unglücks imponieren der Rezensentin. Wie sich das "verheerende Schweigen" der Auschwitz-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch auf die Tochter übertrug und was es bei ihr anrichtete, erfährt die Rezensentin mit Bestürzung und doch auch mit Erkenntnisgewinn.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.05.2020

Manuel Brug ist tief berührt von diesem Erinnerungsbuch von Maya Lasker-Wallfisch, der Tochter der Cellistin, die Mengele vorspielte und dadurch den Holocaust überlebte. Die über drei Generationen reichende, sich auf Briefe und Fotos stützende "ergreifende" Familiengeschichte, die die Autorin aufschreibt, behandelt die prägende Kraft der Musik laut Brug ebenso wie das nagende Gefühl der Tochter, Zeugnis ablegen zu müssen über den Fortgang der Geschichte und das Leben mit dem Trauma.