Matt Beynon Rees

Ein Grab in Gaza

Omar Jussufs zweiter Fall
Cover: Ein Grab in Gaza
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406582417
Gebunden, 356 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus Modick. Nachdem sein früherer Vorgesetzter bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen ist, wird der Geschichtslehrer Omar Jussuf Direktor der UN-Schule in Bethlehem. Als er mit seinem neuen Boss, einem Schweden namens Magnus Wallender, in den Gazastreifen fährt, um UN-Schulen zu inspizieren, müssen sie erfahren, dass einer der UN-Lehrer verhaftet worden ist. Der Vorwurf: Er sei ein Informant der CIA, etwas, das seine Frau vehement bestreitet. Während Omar Jussuf und seine Kollegen sich noch darum bemühen, die Freilassung des Lehrers zu erreichen, wird Magnus Wallender von den Saladin-Brigaden entführt, der mächtigsten Miliz im Gazastreifen. Als ein anderer UNO-Mitarbeiter getötet wird, zieht die UNO ihre ausländischen Mitarbeiter aus dem Gazastreifen ab, und Omar Jussuf ist nun ganz allein auf sich gestellt, um die beiden anderen Kollegen zu retten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2009

Laut Sandra Kegel besticht der neue Roman von Matt Beynon Rees weder durch seinen Krimiplot noch durch die "holzschnitthafte" Hauptfigur. Was Kegel an der Fortsetzung von "Ein Grab in Gaza" gefällt, ist die Idee, einen Krimi an diesem Ort von Korruption, Gewalt und Fanatismus anzusiedeln und dem Leser die Möglichkeit zu geben, auf unkonventionelle Art etwas über die Hintergründe des Nahost-Konflikts zu erfahren. Zwar bleiben die Israelis in diesem Tableau ausgeblendet, räumt Kegel ein, und eine politische Stellungnahme des Autors enthält es auch nicht. Die bittere Situation des palästinensischen Volkes jedoch findet sie eindringlich abgebildet und sogar historisch eingeordnet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.01.2009

Zwiespältig hat Rezensent Tobias Gohlis diesen Kriminalroman des nun als freier Schriftsteller in Jerusalem lebenden, ehemaligen Nahostkorrespondenten des "Time"-Magazins aufgenommen. Zwar mag er die Hauptfigur Omar Jussuf - wie er schreibt, ein palästinensischer Geschichtslehrer in einem Flüchtlingslager auf der Westbank, der als Amateurdetektiv gegen die Auswüchse des Terrors der Extremisten in der eigenen Gesellschaft kämpft. Denn Gohlis erkennt in Jussuf den nahöstlichen Wiedergänger einer Chandler- oder Hammett-Figur. Doch so spannend er die ?genau recherchierten? Einblicke in die Lebenswelt und das Denken gemäßigter Palästinenser auch findet, für Gohlis steckt ?eine eigentümliche Wünschträumerei? darin, der schließlich gar den Eindruck eines ?verdrehten Orientalismus? in ihm weckt, weshalb er die Geschichte literarisch letztlich nicht wahrhaftig findet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.01.2009

Andreas Fanizadeh äußert sich kritisch über Matt Beynon Rees' Kriminalroman "Ein Grab in Gaza". Während Rees' erster Krimi "Der Verräter in Bethlehem" ihn durchaus überzeugte, kann er sich mit vorliegendem Werk nicht anfreunden, obwohl auch dieses Mal der als Privatermittler agierende palästinensische Lehrer Omar Jussuf die Hauptrolle spielt. Die Idee, über die Alltagsperspektive Jussufs einen differenzierten Blick der palästinensischen Gesellschaft zu vermitteln, scheint Fanizadeh zwar gut. Aber: was im "Verräter in Bethlehem" gelang, weil sich der Autor eingefahrenen nationalistischen Erzählmustern widersetzte, funktioniert für Fanizadeh bei Omar Jussufs zweitem Fall überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er hält Rees einen "Rückfall in nationalistische Vorurteile" vor. Besonders ärgert er sich seine klischeehafte Darstellung von Palästinensern und über stereotyp angelegten Charaktere: "Die Hamas kann literarisch nur glaubwürdig unterwandern", so der Rezensent, "wer dabei keine antiarabischen Vorurteile schürt."
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